Kommentar
12:00 Uhr, 21.09.2017

Die Auswirkungen der Bundestagswahlen auf den DAX

An diesem Sonntag wird in Deutschland gewählt. Bei der wie immer während des Wahlkampfs aufkommenden Stimmungsmache stellt sich für einen kühl rechnenden Anleger die Frage, welche zukünftige Regierung dem eigenen Aktienportfolio Auftrieb verleihen könnte und welche wohlmöglich sogar für fallende Kurse sorgen dürfte.

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  • DAX
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    Kursstand: 12.569,17 Pkt (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Zuerst darf man feststellen, dass eine konkrete Aussage über eine zukünftige Wirtschafts- oder Subventionspolitik einer nächsten Regierung kaum möglich ist. Zu oft bleiben Wahlkampfversprechen das was sie sind, eben Wahlkampf.

Daher bleibt für mich als rationaler Anleger nur ein Blick in die Vergangenheit.

Wie hat sich der DAX nach den Wahlen geschlagen und wie sieht der mittelfristige Einfluss einer konservativen, liberalen oder sozial geprägten Bundesregierung aus?

Ich habe mir dazu einmal die jährlichen DAX-Renditen innerhalb der Regierungsperioden seit 1972 angeschaut.

1) War die SPD an der Bundesregierung beteiligt, dann lag die jährliche DAX-Rendite mit 6,92 Prozent p.a. unterhalb der langfristigen, durchschnittlichen DAX-Rendite, die per Ende 2016 bei 8,3 Prozent p.a. lag (1967-2016).

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2) War die FDP an der Bundesregierung beteiligt, dann lag die jährliche DAX-Rendite mit 11,49 Prozent p.a. oberhalb der langfristigen, durchschnittlichen DAX-Rendite.

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3) War die CDU/CSU an der Bundesregierung beteiligt, dann lag die jährliche DAX-Rendite mit 12,11 Prozent p.a. oberhalb der langfristigen, durchschnittlichen DAX-Rendite.

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4) Besonders negativ an den Aktienmärkten war die Regierungszeit von SPD und Bündnis 90 / Die Grünen zwischen 1998 und 2002 mit einer jährlichen DAX-Rendite von -12,80 Prozent.

5) Besonders positiv an den Aktienmärkten war die Regierungszeit von CDU/CSU und FDP zwischen 1994 und 1998 mit einer jährlichen DAX-Rendite von 24,10 Prozent.


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Die Analyse der DAX-Renditen im Verhältnis zu den Regierungsparteien zeigt, dass die Finanzmärkte – auf den ersten Blick – konservative oder liberale Kräfte favorisieren.

Das Handelsblatt sah in einer Analyse aus dem Jahr 2005 die Gründe für einen positiven Effekt einer konservativen oder liberalen Regierung vor allem in der Sozial- und Arbeitspolitik:

„Doch worauf spekulieren optimistische Analysten und Anleger eigentlich? Auf eine bessere Zukunft, klar. Genauer gesagt geht es wie 1982/83 um die Wette, dass eine konservativ-liberale Regierung und ein von der Union dominierter Bundesrat große Handlungsfähigkeit besitzen und diese auch nutzen werden.

Das wiederum weckt Hoffnungen auf strukturelle Veränderungen wie Gesundheitsreform oder Lockerung des Kündigungsschutzes.

Eine stärkere Flexibilisierung des Arbeitsmarktes würde die Möglichkeit der Unternehmen erhöhen, sich im Abschwung einfacher von Mitarbeitern zu trennen, aber im Aufschwung auch schneller Personal einstellen zu können.

Damit stiegen die Chancen auf ein kräftigeres Wirtschaftswachstum – zum Wohle der Unternehmen und Verbraucher, die künftig mehr Geld für Investitionen und Konsum haben könnten.
(1)

Der Finanzjournalist Peter Jobst schreibt in einem Fachbeitrag „Börse und Wahlen: Steigende Kurse nach Parteienwechsel“ für das Ärzteblatt:

„Eine konservative Regierung sei gut für Unternehmen und damit gut für die Börse, hingegen stehe eine sozialistische Regierung für niedrigere Unternehmensgewinne und damit sinkende Aktienkurse. (...) Allerdings haben die letzten Wahlperioden gezeigt, dass diese Meinung eher ein Vorurteil ist. Sowohl „rot“ wie „schwarz“ haben Reformen entwickelt, von denen die Unternehmen profitierten, etwa die Senkung von Steuersätzen, als auch solche, die negativ für die Wirtschaft waren, etwa die Einführung von Handelsbeschränkungen an der Börse. (2)

Ich persönlich schwenke ebenfalls in den kritischen Ton ein.

Schaut man sich die geringe Zahl von Daten an (12 Wahlgänge), dann sind die hier gemachten Schlussfolgerungen mit Vorsicht zu genießen.

Es besteht die Möglichkeit, dass die Regierungskoalitionen von CDU/CSU oder FDP ganz zufällig in aufstrebende Konjunkturzyklen hineinfielen, die von mehr Faktoren als der Besetzung der aktuellen Bundesregierung abhängen.

Aber selbst wenn man sich an die vorliegenden Daten klammern wollen würde, wäre der Ausgang der Wahlen bei den aktuellen Prognosen (die immer mit Bedacht zu lesen sind) durchaus positiv für den DAX zu sehen.

Die CDU/CSU liegt mit 36 Prozent vorne. Es folgt die SPD mit 22 Prozent, gefolgt von AfD mit 11 Prozent, Die Linke mit 10 Prozent, FDP mit 9 Prozent und Die Grünen mit 9 Prozent. (3)

Als Alternative zur bestehenden Großen Koalition bliebe nur die „Jamaika-Koalition“. Egal wie es also kommt – eine Beteiligung der CDU/CSU an der nächsten Bundesregierung scheint sicher und das bescherte dem DAX in den letzten Jahrzehnten immer wieder überdurchschnittliche Jahresrenditen.

Man muss als Anleger nur noch ganz fest an diesen Zusammenhang glauben.

Viele Grüße
Jakob Penndorf

--

(1) Wie Aktienmärkte auf Bundestagswahlen reagieren. Politische Börsen haben lange Beine. Ulf Sommer. Handelsblatt-Online vom 31.08.2005.
(2) Börse und Wahlen: Steigende Kurse nach Parteienwechsel. Peter Jobst. Ärzteblatt 01/2013.
(3) Aktuelle Prognose zur Bundestagswahl 2017. AfD legt in neuer Umfrage zu: Wieder auf Platz drei. Münchner Merkur. 18.09.2017.

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11 Kommentare

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  • Morningstar
    Morningstar

    Was wird wohl passieren am Montag? Die Antwort ist nichts. Wir warten auf Draghi, FED, Wahlen etc etc aber in einem von den Zentralbanken mit Liquidität zugeschütteten Markt in dem jeder nur noch in ETFs geflohen ist, passiert nunmal nichts mehr. Volatilität ist gleich null, die VVs und Stockpicker betreiben ein wenig Sektorrotation, siehe heute, Banken&Vers. rein, Versorger, Stahl raus und fertig ist die Nullnummer. Schon gespannt auf morgen?

    18:27 Uhr, 21.09.2017
  • kingkong007
    kingkong007

    Noch einer, der weiß, was für uns gut ist.

    Jeder darf mal.

    16:12 Uhr, 21.09.2017
    1 Antwort anzeigen
  • vespa
    vespa

    Die AfD ist keine Alternative. Sie ist reiner Protest und hat keine Ansätze oder Lösungen im Gepäck, die fundamental die Lage der Otto-Normal-Verbraucher verbessern würden.
    Im Gegenteil.
    Hier mal ein Auszug zum Parteiprogramm.

    http://kattascha.de/?p=1923

    Das kann doch nicht allen Ernstes eine "Alternative" sein.

    Klar, die etablierten Parteien haben jetzt nicht unbedingt viel Großes geleistet.

    Und die Tatsache dass Nazis in den Bundestag einziehen könnten ist die Schuld der GroKo da hier überhaupt keine Veränderungen umgesetzt wurden.

    Aber die AfD kanns ja wohl auch nicht sein...

    13:39 Uhr, 21.09.2017
    2 Antworten anzeigen
  • Karsten B.
    Karsten B.

    Ob das wirklich eine "Wahl" ist, ist heute leider tatsächlich die Frage. Ich kann kaum noch glauben dass bei allem was man sieht, diese "Wahl" mit rechten Dingen zugehen wird. Geneau so wenig wie die letzten 4 Wahlen zuvor. (Siehe Österreich)

    13:38 Uhr, 21.09.2017
  • Spitze
    Spitze

    Vor allem und in erster Linie sollte NIEMAND mit gesundem Menschenverstand eine dieser Parteien wählen! Prof. Max Otte sagt uns auf VORBILDLICHE Weise, was zu tun ist:

    https://jungefreiheit.de/politik/deutschland/2017/merkels-zuwanderungspolitik-wird-deutschland-zerstoeren/

    Es gibt nur eine Alternative zur Politik der Zerstörung, und das ist die AfD - da gehören unsere Kreuze hin!

    13:19 Uhr, 21.09.2017
    1 Antwort anzeigen
  • mantra
    mantra

    eigentlich dürfte es am Sonntag keine Überraschung geben, es sei denn die Afd macht wirklich den 3. Platz dies dürfte Deutschland und dem Image schaden und kann bis hin zu Export Einschränkungen führen.

    12:53 Uhr, 21.09.2017

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Über den Experten

Jakob Penndorf
Jakob Penndorf

Jakob Penndorf teilt seit 2015 seine Expertise als Finanz- und Tradingexperte auf GodmodeTrader und Guidants, den Finanzportalen der BörseGo AG. Er startete seine Karriere als Börsenhändler und Analyst bei einer Wertpapierhandelsbank, war Berater und Fondsmanager für Asset Manager in Frankfurt am Main und Gründer eines Finanztechnologie-Unternehmens in Berlin. Jakob Penndorf hat zahlreiche Lehrgänge absolviert, u.a. ist er akkreditierter Berater der namhaften Investmentgesellschaft Dimensional Funds Advisors (DFA) aus den USA, deren Vorstand und Verwaltungsrat führende Finanzforscher wie Kenneth French, Roger Ibbotson oder Eugene Fama angehören. Jakob Penndorf veröffentlichte zahlreiche Fachartikel über Börsenstrategien, Anlegerverhalten und technische Handelssysteme. Er trainiert Unternehmer, Börsenhändler und Investoren im Umgang mit Risiken an den Finanzmärkten.

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