Devisen: Eurokurs von gestiegenem Risikoappetit beflügelt
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Frankfurt (BoerseGo.de) - Der Eurokurs kannte zuletzt nur eine Richtung: die nach oben. Am Dienstag erreichte der Euro mit 1,3242 Dollar den höchsten Stand seit fast drei Monaten. Die jüngste Renaissance der Gemeinschaftswährung ist nach Einschätzung des Bankhauses Julius Bär vor allem durch einen höheren Risikoappetit der Anleger zu erklären. Im Gespräch mit dpa-AFX sagte der Leiter des Devisen-Research und Stellvertretender Chefvolkswirt bei Julius Bär, David Kohl, am Dienstag, die Investoren hätten wieder Lunte gerochen. Der gestiegene Risikoappetit zeige sich ja auch in den steigenden Aktienmärkten. "Zuletzt haben die Konjunkturdaten aus der Eurozone positiv überrascht, während die US-Daten eher enttäuschten", so Kohl. Zudem hätten viele Anleger immer noch Positionen gehalten, die auf einen fallenden Euro gesetzt hätten und diese müssten jetzt glatt gestellt werden.
Ein weiterer Grund für den wiedererstarkten Euro sei die Diskussion über erneute Käufe von Wertpapieren zur Stützung der Konjunktur durch die US-Notenbank. Dies belaste tendenziell den Dollar, so Kohl. Zudem sei die Schuldenkrise in der Eurozone aus dem Fokus der Märkte geraten. Dennoch erkennt der Experte in diesem Punkt mittel- und langfristig Gefahrenpotenzial für die Stabilität in der Eurozone. Das größte Risiko für die Gemeinschaftswährung ist laut Kohl die Lage in Italien. "Das Haushaltsdefizit der drittgrößten Volkswirtschaft der Eurozone scheint hier aus dem Ruder zu laufen." Hinzu komme die politische Instabilität, die nachhaltige Reformen erschwere. Der italienische Anleihemarkt sei aufgrund seiner Größe und der Tatsache, dass vor allem Italiener am Markt aktiv seien nicht so angreifbar wie der portugiesische oder der griechische Markt. Italien würde allerdings ein stärkerer Anstoß zu Reformen gut tun, da sich ansonsten die Lage zuspitzen könnte.
Eine anhaltende Aufwärtstendenz der europäischen Währung sieht der Devisenfachmann auch kurzfristig nicht: "Der Euro ist bei rund 1,20 Dollar fair bewertet." Nachdem die Erwartungen an die Konjunktur der Eurozone zuletzt deutlich gestiegen seien, dürfte es auch hier im weiteren Jahresverlauf zu Enttäuschungen kommen. Dies dürfte den Euro tendenziell belasten.
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