Kommentar
08:50 Uhr, 21.07.2025

Deutschland beschwört den Aufschwung

Im Rahmen der Initiative "Made for Germany" haben 61 Unternehmen Investitionen in Höhe von 631 Mrd. EUR bis zum Jahr 2028 zugesagt.

Mit diesem Vorhaben wollen Bundeskanzler Friedrich Merz und führende Wirtschaftsvertreter ein starkes Signal für den Standort Deutschland senden. Die Initiative ist Teil einer umfassenden Strategie der Bundesregierung, nach einer Phase von Wirtschaftsreformen das Vertrauen in die deutsche Konjunktur zu stärken und den Aufschwung zu beschleunigen.

An dem Treffen im Kanzleramt nahmen hochrangige Vertreter deutscher Konzerne teil, darunter Siemens, die Deutsche Bank und Volkswagen. Die Botschaften der Unternehmenslenker spiegeln sichtlich den Willen wider, die wirtschaftliche Erholung aktiv mitzugestalten.

"Wir haben es selbst in der Hand, die wirtschaftlichen Herausforderungen unseres Landes zu meistern", ließ sich Christian Sewing, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank, zitieren. Auch Siemens-CEO Roland Busch betonte das Potenzial des Standorts: "Wir haben Weltklasse-Unternehmen, eine starke Industrie und herausragende Köpfe."

Mit Digitalisierung und künstlicher Intelligenz kann Deutschland erneut eine wirtschaftlich führende Rolle einnehmen - so die gemeinsame Hoffnung. Als Symbol für die angestrebte Investitionswelle diente bereits die Eröffnung einer neuen Fertigungslinie für Halbleiter-Polysilizium bei Wacker Chemie in Burghausen. Das Unternehmen investierte hier 300 Mio. EUR und schuf 150 neue Arbeitsplätze.

Gemischte Signale aus der Wirtschaft

Trotz der optimistischen Zusagen aus der Unternehmensspitze bleibt die wirtschaftliche Lage zumindest ambivalent. Während die Regierung auf positive Stimmungsindikatoren wie den gestiegenen ifo-Geschäftsklimaindex verweist, zeichnen wichtige Industriezweige ein eher verhalteneres Bild. Die Chemieindustrie zum Beispiel korrigierte ihre Prognosen für das laufende Jahr jüngst nach unten und erwartet nun einen Aufschwung frühestens im Jahr 2026.

Auch die Stahlindustrie meldet einen deutlichen Produktionsrückgang. Die Wirtschaftsvereinigung Stahl berichtete von Produktionszahlen auf dem niedrigsten Niveau seit der Finanzkrise 2009 und forderte anstelle eines Investitionsgipfels einen Krisengipfel - was in dieser Branche auch angemessener erscheint.

Ökonomen weisen zudem darauf hin, dass die Arbeitslosenzahlen im August die Marke von drei Millionen überschreiten könnten, nicht gerade ein Zeichen wirtschaftlicher Stärke.

Die Initiative "Made for Germany" ist vorerst ein Bekenntnis zum Standort, das man aber auch nicht herunter reden sollte. Die tatsächlichen Auswirkungen auf die Konjunktur werden sich erst noch zeigen müssen. Die beeindruckend klingende Summe von 631 Mrd. EUR dürfte zu einem Gutteil bereits geplante Investitionen beinhalten, welche unter aktualisiertem Motto neu verpackt werden. So ähnlich wird es auch mit einigen der riesigen Investitionen aussehen, die Donald Trump in den USA regelmäßig verkündet.

3 Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • masi123
    masi123

    So lange die EU weiter den Zwang ausübt, gigantische Milliardenbeträge für eine weltfremde, utopische CO2-Neutralität zu verbrennen, wird sich der langfristige Niedergang auch fortsetzen. Wir subventionieren zum einen die sogenannte Transformation (z. B. regenerative Energie), dann müssen wir den daraus resultierenden ökonomischen Schaden ersetzen (z. B. Industriestrompreis). Das kann keine Volkswirtschaft längerfristig leisten.

    09:17 Uhr, 21.07.
    2 Antworten anzeigen

Das könnte Dich auch interessieren