Kommentar
10:29 Uhr, 15.05.2020

Deutsche Wirtschaft schrumpft deutlich

Die deutsche Wirtschaft ist im ersten Quartal bereits stark durch die Corona-Pandemie belastet worden und so stark geschrumpft wie seit der globalen Finanzkrise nicht mehr.

Die Corona-Pandemie hat die deutsche Wirtschaft bereits im ersten Quartal erheblich belastet, obwohl Januar und Februar von der Pandemie noch nicht wesentlich beeinträchtigt wurden.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte im ersten Quartal (preis-, saison- und kalenderbereinigt) um 2,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt auf Basis vorläufiger Daten mitteilte. Damit wurde stärkste Rückgang seit der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 und der zweitstärkste Rückgang seit der deutschen Wiedervereinigung verzeichnet. Erwartet worden war ebenfalls ein Rückgang um 2,2 Prozent. Im vierten Quartal 2019 war die deutsche Wirtschaftsleistung um 0,1 Prozent geschrumpft. Im Jahresvergleich schrumpfte das BIP im ersten Quartal preisbereinigt um 1,9 Prozent und zusätzlich kalenderbereinigt um 2,3 Prozent.

"Der Rückgang der Wirtschaftsleistung im ersten Quartal zeigt bei weitem noch nicht das wahre Ausmaß der Krise", kommentierte das ifo-Institut. "Die vom Staat verhängten Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie drosselten die Produktion von Waren und Dienstleitungen nur im Verlauf des Monats März und damit am Ende des ersten Quartals. Ein Großteil der Auswirkungen wird erst im April zu Buche schlagen."

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Ab der zweiten Märzhälfte wurde die deutsche Wirtschaftsaktivität durch die von Bund und Ländern verhängten Lockdowns teilweise praktisch "zum Erliegen" gebracht. Für das zweite Quartal wird von Beobachtern deshalb ein zweistelliger prozentualer Rückgang beim BIP erwartet.

Besonders stark wurde die Industrie getroffen, wo die Aktivität im März bereits so stark sank wie seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1991 noch nicht. Die Aktivität in der Automobilindustrie ging im März besonders stark um 31,3 Prozent gegenüber Februar zurück. Auch der Einzelhandel wurde stark belastet und erlebte im März seinen schwächsten Monat seit dem Jahr 2007. Die Exporte brachen im März um 11,8 Prozent und damit so stark wie noch nie seit Beginn der Zeitreihe ein. Auch die Importe nahmen ab. Gegen den Trend legten im März allerdings Importe aus der Schweiz und den USA zu. Für den Zuwachs aus der Schweiz waren vor allem Goldimporte verantwortlich, für den Zuwachs aus den USA importierte Elektrofahrzeuge.

Für den April liegen bisher kaum harte Wirtschaftsdaten vor. Der sogenannte Lkw-Maut-Fahrleistungsindex gibt aber laut Statistischem Bundesamt Hinweise auf die Aktivität im verarbeitenden Gewerbe. Mit einem Minus von 5,8 Prozent im März und einem Minus von 10,9 Prozent im April verzeichnete der Index zwei Mal in Folge einen Rekordrückgang. Das Statistische Bundesamt veröffentlicht für die Dauer der Corona-Krise den Lkw-Maut-Fahrleistungsindex auf Tagesbasis.

Für das zweite Quartal wird von Beobachtern ein prozentual zweistelliger BIP-Rückgang erwartet. Auch im Gesamtjahr dürfte das BIP stark schrumpfen. Auf einem neuen Internetangebot namens "Krisenmonitor" stellt das Statistische Bundesamt ab heute auch einen Vergleich der wichtigsten Konjunkturindikatoren mit dem Verlauf in der Finanzkrise 2008/2009 bereit.


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  • Schnutzelpuh
    Schnutzelpuh

    Hat jemand was anderes erwartet? Vielleicht ein paar Finanzanalysten?

    12:26 Uhr, 15.05.2020

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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