Kommentar
08:20 Uhr, 07.02.2019

Deutsche Bank / Commerzbank: Kommt es wirklich zur Fusion?

Die Politik lässt nicht locker. Sie will eine Hochzeit der beiden Geldinstitute. Der Sinn dahinter bleibt allerdings verborgen. Oder doch nicht?

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Die wenigsten halten eine Fusion der beiden Banken für sinnvoll. Weder die Deutsche Bank, noch die Commerzbank sind das, was sie einmal waren. Beide Institute versuchen sich seit einem Jahrzehnt neu zu erfinden. Der Commerzbank ist das etwas besser gelungen als der Deutschen Bank. Die Commerzbank schreib immerhin seit Jahren Gewinne. Die Deutsche Bank feiert, dass sie es nach drei tiefroten Jahren wieder ins Plus geschafft hat.

Sensationell ist das nicht. Vielmehr wirkt es, als wolle die Politik zwei Lahme zusammenschließen. Das bringt wenig. Damit gewinnt man weder einen Sprint, noch einen Marathon. Es dürfte die Lage sogar noch verschlimmern.

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Die Banken wiederum jammern über die Geldpolitik der EZB. Diese sei an vielem schuld. Ein Blick auf die Zinsmargen zeigt allerdings sofort, dass da wenig dran ist (Grafik 1). Vor der Finanzkrise lag die Nettozinsmarge im Bereich von 1,5 % und sank unter 1 % im Jahr 2007. Direkt nach der Krise stieg sie über 2 %. Banken verlangten hohe Zinsen, mussten aber selbst wegen der niedrigen Zinsen kaum Geld in die Hand nehmen.


Sparkonten werden schon lange nicht mehr verzinst und Geld gibt es von der EZB praktisch gratis. Der negative Einlagensatz ändert daran wenig. Die Nettozinsmarge ist heute nicht niedriger als vor der Krise. Trotzdem kämpfen die Finanzinstitute praktisch ums Überleben.

Die Lage ist dabei in der gesamten Bankenbranche weniger dramatisch, als die Commerzbank und Deutsche Bank vermuten lassen. Deutsche Banken verdienen heute ca. 20 Mrd. Euro pro Jahr (Grafik 2). Das ist ungefähr so viel wie vor der Krise.


Die Zinseinnahmen sind von fast 450 Mrd. auf 150 Mrd. gesunken. Dafür sind auch die Zinsaufwendungen von 350 Mrd. auf 80 Mrd. gefallen. Der Nettozinsertrag steigt, wenn auch nur sehr langsam. Die Zinspolitik der EZB ist also nicht das Problem.

Vielmehr sind deutsche Banken große Verwaltungsbehörden. Zwischen Zinsertrag und Verwaltungskosten lag einmal eine Differenz von 15 Mrd. Euro. Heute liegt die Differenz bei 0. Der Verwaltungsaufwand ist schneller gestiegen als der Zinsertrag. Das ist kein Erfolgsmodell.

Großbanken sind ineffizient und Kostenmonster. Eine Fusion ändert daran wenig, sondern kostet erst einmal noch mehr. Eigentlich müssen Banken nur eine einzige Sache tun: Kosten senken. Das versuchen sie seit Jahren und bleiben doch erfolglos.

In der Vergangenheit wurden die hohen Kosten durch andere Geschäftsfelder ausgeglichen, z.B. dem Investmentbanking oder nicht traditionellen Kreditsparten wie Schiffskrediten. Die Commerzbank verdiente damit lange Zeit gutes Geld – bis es ein Fass ohne Boden wurde.

Die hohen Margen einiger Geschäftsbereiche zur Subventionierung der hohen Kosten gibt es nicht mehr. Es scheint, als hätten das die Banken immer noch nicht begriffen. Solange diese Erkenntnis nicht einsetzt, ist eine Fusion eher kontraproduktiv.

Autor: Clemens Schmale

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1 Kommentar

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  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Natürlich ist die Politik an einer Fusion von CoBa und DB hochgradig interessiert. Die andernfalls notwendige Alternative heißt Verstaatlichung - und die wäre dem staunenden Publikum noch sehr viel schwerer zu verkaufen...

    08:56 Uhr, 07.02. 2019

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