Fundamentale Nachricht
10:44 Uhr, 22.03.2019

Der Zinsanhebungszyklus der Fed ist zu Ende

In einem Umfeld weiterhin sehr niedriger Zinsen wird Gold nach Einschätzung von Thorsten Polleit, Chefvolkswirt der Degussa Goldhandel, attraktiv(er), und das sollte auch den Goldpreis unterstützen.

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  • Gold
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    Kursstand: 1.313,750 $/Unze (Commerzbank CFD) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Essen (GodmodeTrader.de) - Die Offenmarktausschuss der US-Notenbank (Fed) hat auf seiner Sitzung am 20. März 2019 den Leitzins unverändert gelassen. Der Leitzins (Federal Funds Rate) verbleibt in einer Bandbreite von 2,25 bis 2,50 Prozent. Mit Blick auf die Äußerungen der Fed lautet unsere Interpretation kurz zusammengefasst: Der US-Leitzins wird in 2019 – beziehungsweise im aktuellen Zinsanhebungszyklus – nicht mehr weiter angehoben, wie Thorsten Polleit, Chefvolkswirt der Degussa Goldhandel, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

„Zudem ist aus unserer Sicht mit der heutigen Entscheidung die Wahrscheinlichkeit deutlich gestiegen, dass die Fed noch in diesem Jahr die Zinsen wieder senken wird“, so der Goldexperte.

Die Fed habe ihre Entscheidung mit dem Hinweis begründet, die Zeichen für eine Wachstumsverlangsamung hätten sich gemehrt. Die laufende Inflation – die Jahresinflation der Konsumgüterpreise habe im Februar 2019 bei 1,5 Prozent gelegen, die Kernrate (ohne Nahrungsmittel und Energie) bei 2,1 Prozent - scheine die Fed dabei nicht zu besorgen, heißt es weiter.

„Die Fed hat zudem verkündet, den Abbau ihrer aufgeblähte Bilanz (die Fed-Bilanzsumme belief sich Mitte März 2019 auf 3.972 Milliarden US-Dollar - darin enthalten waren 2.175 Milliarden US-Dollar Staatsanleihen und 1.608 Milliarden US-Dollar Hypothekenanleihen) zu verlangsamen beziehungsweise zu einem Ende kommen zu lassen“, so Polleit.

Genauer heiße das: Ab Mai 2019 werde die Fed Ihr Portfolio von US-Staatsanleihen nicht mehr um 30 Milliarden US-Dollar pro Monat, sondern nur noch um 15 Milliarden US-Dollar pro Monat schrumpfen lassen. Ende September 2019 solle dann der Abbau der US-Staatsanleihen auf diesem Wege ganz aufhören. Gleichzeitig sollten ab Oktober 2019 auslaufende Hypothekenanleihen in US-Staatsanleihen reinvestiert werden, und zwar in Höhe von bis zu 20 Milliarden US-Dollar pro Monat. Damit werde die Fed-Bilanz extrem aufgebläht bleiben – und die Fed bleibe ein mächtiger Mitspieler im Zinsmarkt, heißt es weiter.

„Die Fed hat mit diesen Entscheidungen de facto alle noch verbliebenen Zinserhöhungserwartungen aus den Märkten herausgenommen. Gleichzeitig lässt sie die Liquidität im Interbankengeldmarkt auf einem sehr hohen Niveau. Zusammengenommen lässt das den Schluss zu: Die Fed-Geldpolitik ist bereits wieder gelockert worden“, so Polleit.

Die Hoffnung auf eine „Zinswende“ sei verpufft. Die Zinsen blieben niedrig – in den USA und auch im Euroraum. Die künstlich niedrig gehaltenen Kreditkosten und die fortgesetzte Geldmengenvermehrung dürften die Konjunkturen weiter unterstützen. Unter diesen Bedingungen sei eine (weltweite) Rezession zwar nicht ausgeschlossen, aber doch recht unwahrscheinlich, heißt es weiter.

„Es wäre nicht verwunderlich, wenn nun die Preise auf den Vermögensmärkten – Aktien- und Häuserpreise – ihren Höhenflug fortsetzen. Gleichwohl nimmt natürlich dabei die ‚Korrekturfallhöhe‘ zu: Die Geldpolitik der extrem niedrigen Zinsen sorgt schließlich für Fehlentwicklungen, die sich bekanntlich früher oder später in Krisen entladen; sie ist kein Segen, sondern ein Fluch“, so Polleit.

Der Abwertungsdruck auf den Euro gegenüber dem US-Dollar schwinde allerdings erst einmal. In einem Umfeld weiterhin sehr niedriger Zinsen – verbunden mit einer steigenden Wahrscheinlichkeit, dass immer mehr Zinssätze nach Abzug der Inflation negativ würden – werde Gold attraktiv(er), und das sollte auch den Goldpreis unterstützen, heißt es abschließend.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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