Der X-Faktor bei Goldesel
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Tesla mit Zahlen, Alphabet mit starker Musk-Beteiligung, Trump rudert mal wieder zurück und Goldman Sachs erklärt uns, welcher Bär gerade durch den Börsendschungel streift. Klingt nach Drama, oder? Ist es auch – aber mit einem Hoffnungsschimmer! Viel Spaß beim Lesen.
Tesla enttäuscht im ersten Quartal – Umsatz- und Gewinnrückgang, Lichtblicke bei Energiespeichern
Tesla hat im ersten Quartal 2025 wie erwartet deutlich unter den Erwartungen liegende Geschäftszahlen vorgelegt. Der Gesamtumsatz schrumpfte um 9 Prozent auf 19,3 Milliarden US-Dollar und blieb damit mehr als zwei Milliarden Dollar unter den Prognosen der Analysten. Besonders alarmierend: Der Umsatz im Kerngeschäft mit Automobilen brach im Jahresvergleich um 20 Prozent ein.
Positiv entwickelten sich hingegen die Bereiche Energiespeicher und Service: Der Umsatz mit Batteriespeichern legte um beachtliche 67 Prozent zu, das Servicegeschäft wuchs um 15 Prozent. Dennoch blieb unterm Strich ein drastischer Ergebnisrückgang. Der Nettogewinn sank um 71 Prozent auf nur noch 409 Millionen US-Dollar. Der Gewinn je Aktie lag mit 27 Cent deutlich unter der Konsensschätzung von 42 Cent.
Auch die Auslieferungszahlen verfehlten die Erwartungen: Mit 336.681 ausgelieferten Fahrzeugen verzeichnete Tesla ein Minus von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Die schwache Quartalsbilanz lässt sich auf eine Kombination struktureller und reputationsbezogener Herausforderungen zurückführen. Weltweite Produktionsausfälle infolge von Umstellungen beim Model Y belasteten das operative Geschäft. Gleichzeitig führten aggressive Preissenkungen zu erheblichen Margenrückgängen. Hinzu kam eine anhaltende öffentliche Debatte um CEO Elon Musk, die das Markenimage zusätzlich belastete.
Trotz dieser Rückschläge bleibt Teslas finanzielle Ausgangslage stabil. Der Konzern verfügt über Barmittel in Höhe von 37 Milliarden US-Dollar und erwirtschaftete im ersten Quartal einen freien Cashflow von 664 Millionen US-Dollar.
Trotz enttäuschender Quartalszahlen legte die Tesla-Aktie nachbörslich um rund 7 Prozent zu. Offenbar schenken viele Investoren den kurzfristigen Rückschlägen weniger Gewicht und setzen stattdessen auf die langfristigen Wachstumsperspektiven des Unternehmens.
Im Earnings-Call skizzierte Musk eine ambitionierte Roadmap: So soll die Produktion günstigerer Tesla-Modelle wie geplant im ersten Halbjahr 2025 anlaufen. Der (schon vor Jahren angekündigte) Start eines Robotaxi-Dienstes ist für Juni in Austin vorgesehen – zunächst im Testbetrieb. Zusätzlich kündigte Musk an, noch im laufenden Jahr mehrere Tausend humanoide Roboter des Typs „Optimus“ in den eigenen Produktionsstätten einzusetzen.
In einem augenzwinkernden Nebensatz erklärte Musk zudem, künftig „weniger Zeit mit DOGE (Department of Government Efficiency) zu verbringen“.
Positive Zahlen lieferte die Sparte Energiespeicherung und deren Systeme:
Michaels Kommentar nach den Zahlen:
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Michael im Goldesel-Premium-Kanal:
Die Schätzungen vieler Analysten sinken nochmal. Gleichzeitig würde Tesla ein Deal mit China auch wieder deutlich Rückenwind geben. Es bleibt eine sehr spekulative Wette. Im Langfristdepot bleibe ich hier investiert, als Trade habe ich noch eine kleine Position offen.
Auch Alphabet stark
Gestern Abend folgten die Zahlen von Alphabet – und interessanterweise gibt es auch hier eine Verbindung zu Musk. Denn was viele nicht wissen: Alphabet ist mit einer milliardenschweren Beteiligung an Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX investiert. Pikant: Mit Waymo ist Alphabet eigentlich ein direkter Konkurrent von Tesla im Bereich autonomes Fahren – vor allem mit Blick auf das große Versprechen der Robotaxis, das Musk seit Jahren propagiert.
Ursprünglich wollte Alphabet selbst eine globale Internetabdeckung ermöglichen – über Ballons (Project Loon) oder Drohnen. Das hat nicht funktioniert. Stattdessen investierte man Anfang 2015 eine Milliarde Dollar in den schon damals vielversprechendsten Anbieter SpaceX, der nun vor allem im Bereich Raumfahrt tätig ist.
Aber schauen wir uns die Zahlen an: Im ersten Quartal 2025 meldete Alphabet ein außergewöhnlich starkes Ergebnis. Der Nettogewinn stieg um 46 Prozent auf 34,54 Milliarden US-Dollar, der Umsatz um 12 Prozent auf 90,23 Milliarden US-Dollar. Zu dieser Entwicklung haben vor allem drei Faktoren beigetragen:
Erstens stiegen die Werbeeinnahmen, die rund drei Viertel des Gesamtumsatzes ausmachen, um 8,5 Prozent auf 66,9 Milliarden US-Dollar. Trotz zunehmender Konkurrenz durch KI-basierte Plattformen wie ChatGPT blieb Googles Suchmaschine führend. Insbesondere die Einführung von „AI Overviews“, KI-generierten Zusammenfassungen von Suchanfragen, trug zur Nutzerbindung bei. Diese Funktion erreicht inzwischen 1,5 Milliarden Nutzer pro Monat.
Zweitens das Cloud-Geschäft: Hier stieg der Umsatz um 28 Prozent auf 12,3 Milliarden US-Dollar. Dieses Wachstum wurde durch die steigende Nachfrage nach KI-Anwendungen und damit verbundenen Cloud-Diensten angetrieben. Es wurde jedoch auch darauf hingewiesen, dass die Nachfrage das derzeitige Angebot übersteigt, was auf Kapazitätsengpässe hindeutet.
Und drittens der einmalige Gewinn aus der Beteiligung an SpaceX in Höhe von 8 Milliarden US-Dollar, der sich aus der Neubewertung des (noch) nicht börsennotierten Unternehmens ergab.
Ein nettes Extra gab es außerdem noch obendrauf für Alphabet-Aktionäre, denn die erst kürzlich eingeführte Dividende wurde erhöht:
Welcher Bär ist Trump?
Zur Wochenmitte zeigten sich die US-Börsen von ihrer erholten Seite: Der Dow Jones legte um 2,66 Prozent, der S&P 500 um 2,51 Prozent zu. Ausschlaggebend für die positive Stimmung waren vor allem optimistische Töne aus der US-Regierung hinsichtlich der Handelsbeziehungen mit China.
Finanzminister Scott Bessent äußerte sich bei einer nicht-öffentlichen Veranstaltung im Rahmen einer von JP Morgan organisierten Investorenkonferenz in Washington überraschend zuversichtlich. Die Konferenz fand parallel zu den Frühjahrstagungen von IWF und Weltbank statt. Bessent sprach von einer möglichen Deeskalation der Spannungen zwischen den USA und China, betonte jedoch, dass konkrete Verhandlungen mit Peking noch ausstünden und sich womöglich langwierig gestalten könnten.
Er bezeichnete die aktuelle Lage als ein faktisches „gegenseitiges Embargo“, das für beide Volkswirtschaften auf Dauer nicht tragbar sei. Eine wirtschaftliche Entkopplung sei seitens der US-Regierung nicht das Ziel. Vielmehr strebe man eine – in seinen Worten – „große, schöne Neuausrichtung“ an: China solle sich stärker auf den Binnenkonsum konzentrieren, während die USA ihre industrielle Basis ausbauen wollen.
Erleichterung verschaffte den Märkten auch Bessents Ausblick auf mögliche Zollsenkungen. Die derzeitigen Zollsätze – 145 Prozent auf chinesische und 125 Prozent auf US-Produkte – seien auf Dauer nicht haltbar und könnten in naher Zukunft reduziert werden.
Im nachbörslichen Handel setzten die US-Indizes ihre Aufwärtsbewegung fort – befeuert durch eine überraschend versöhnliche Aussage von Präsident Donald Trump. Dieser stellte klar, dass er Fed-Chef Jerome Powell nicht entlassen wolle. Am Vortag hatte Trump noch scharfe Kritik an Powell geäußert und deutliche Zinssenkungen gefordert, was Sorgen über die Unabhängigkeit der US-Notenbank geschürt hatte.
Die Märkte werteten Trumps Rückzieher als Signal der Beruhigung – zumindest vorerst scheint die institutionelle Unabhängigkeit der Federal Reserve nicht akut gefährdet.
Eines wird zunehmend deutlich: Die Trump-Administration steht unter wachsendem Druck. Die Signale der Finanzmärkte werden genau beobachtet – und regelmäßig mit verbalen Interventionen beantwortet. Dabei scheint auch in Washington langsam die Erkenntnis zu reifen, dass bloße Rhetorik nicht reicht: Es braucht konkrete Ergebnisse.
Denn die US-Wirtschaft beginnt unter den Handelskonflikten sichtbar zu leiden. Immer mehr Unternehmen stellen ihre Prognosen nur noch unter Vorbehalt – genauer gesagt: ohne Zölle. Am Donnerstag senkte beispielsweise auch PepsiCo seine Prognose für den bereinigten Gewinn auf Basis konstanter Wechselkurse für das Gesamtjahr und nannte die Auswirkungen der Zölle als negativen Faktor.
Die Botschaft ist klar: Sollten die aktuellen Zölle bestehen bleiben, müssten viele Unternehmen ihre Ausblicke nach unten revidieren.
Goldman Sachs: Drei Arten von Bärenmärkten – ein Kompass für Investoren
Vor diesem Hintergrund lohnt ein Blick auf die Kategorisierung von Bärenmärkten durch Goldman Sachs. Die US-Investmentbank unterscheidet drei Haupttypen, die Anlegern helfen können, Ursachen, Dauer und Erholungspotenzial besser einzuordnen:
- Strukturelle Bärenmärkte: Diese entstehen durch fundamentale wirtschaftliche Ungleichgewichte – etwa durch übermäßige Verschuldung oder Spekulationsblasen. Historische Beispiele sind die globale Finanzkrise 2007–2008 oder das Platzen der Dotcom-Blase. Solche Marktphasen dauern häufig mehr als drei Jahre, die Kursverluste betragen im Schnitt rund 60 Prozent. Die Erholungsdauer kann bis zu zehn Jahre betragen.
- Zyklische Bärenmärkte: Zyklische Bärenmärkte sind Teil des normalen Konjunkturzyklus. Sie werden typischerweise durch steigende Zinsen, sinkende Unternehmensgewinne oder bevorstehende Rezessionen ausgelöst. Kursverluste von durchschnittlich 30 Prozent sind nicht ungewöhnlich. Die Erholung nimmt meist rund fünf Jahre in Anspruch.
- Ereignisbedingte Bärenmärkte: Diese entstehen durch externe Schocks – etwa Kriege, Naturkatastrophen oder Pandemien. Ein aktuelles Beispiel ist der Corona-Crash im Frühjahr 2020. Solche Bärenmärkte verlaufen oft kurz und heftig, dauern im Schnitt acht Monate – mit anschließender Erholung innerhalb eines Jahres.
Fazit: Die Klassifikation von Goldman Sachs bietet Anlegern einen hilfreichen Rahmen, um Marktabschwünge besser einzuordnen. Während strukturelle Bärenmärkte tiefgreifende und langanhaltende Folgen haben können, bieten zyklische und ereignisbedingte Rückgänge oft schnellere Erholungschancen – vorausgesetzt, man bleibt ruhig und handelt mit Weitblick.
Wie ist die Rolle von Donald Trump im aktuellen Marktgeschehen einzuordnen? Der Auslöser des jüngsten Börsenrückgangs liegt primär in seinen Ankündigungen neuer Zölle – zunächst also ein einzelnes Ereignis. Das spräche aus Marktsicht für einen klassischen, ereignisbedingten Bärenmarkt mit vergleichsweise kurzer Dauer und potenziell rascher Erholung – vorausgesetzt, es kommt zeitnah zu politischen Kompromissen.
Doch genau hier setzt die Warnung von Goldman Sachs an: Sollte sich die wirtschaftliche Belastung durch die Zölle verstärken, könnte sich aus der aktuellen, ereignisgetriebenen Marktphase ein zyklischer Bärenmarkt entwickeln – mit tiefergehenden ökonomischen Folgen und längerer Erholungszeit. Insbesondere eine durch Trumps Zölle ausgelöste Rezession würde das Börsenumfeld fundamental ver��ndern.
Aber nicht vergessen: Auch wenn sich ein Bärenmarkt und die Erholung über Jahre hinweg ziehen können, so wurde er dennoch stets überwunden.
Vielen Dank für’s Lesen! Wir sehen uns entweder nächste Woche hier oder auf X – eure Lara / eure @peppershares