Der X-Faktor bei Goldesel
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Eine weitere Woche liegt hinter uns, in der Anleger nicht nur teilweise das Vertrauen in US-Aktien, sondern womöglich auch in die politische Stabilität der Vereinigten Staaten verlieren. Wir schauen uns Staatsanleihen als Druckmittel gegen die USA an, zur Abwechslung ein unpolitisches Statement von Elon Musk (weil wir ihn alle lieber unpolitisch mögen – oder?) und ein Beispiel, wie langfristiges Investieren gelingen kann!
Elon Musk und die Vorteile des elektrischen Fahrens
Wollen wir diese Woche einmal nicht auf die politischen Aussagen von Musk auf X schauen, sondern auf Aussagen, die Tesla betreffen. Auf einen Tweet ist Musk in dieser Woche besonders eingegangen, der sich mit den Vor- und Nachteilen von Benzinern und Elektroautos beschäftigt. Es geht um diesen Post:
Tesla hebt in dem Beitrag zurecht hervor, dass Benziner beim Warmlaufen in der Garage unsichtbare, gesundheitsschädliche Abgase freisetzen – ein Problem, das bei Elektrofahrzeugen nicht besteht. X-User @LucasDeakins hält dem entgegen (auch wenn er kein Nerd sein möchte), dass Elektroautos wegen ihrer schweren Batterien besonders viel Bremsstaub produzieren und ihre Batterien letztlich auf der Mülldeponie landen. Ein Faktencheck der drei zentralen Aussagen anhand aktueller Studien zeigt:
- Erstens: Elektrofahrzeuge sind tatsächlich meistens deutlich schwerer als vergleichbare Verbrenner. Untersuchungen zeigen, dass rein elektrisch betriebene Limousinen im Durchschnitt rund 372 kg oder rund 27 % mehr wiegen als gleich große Benziner.
- Zweitens: Entgegen anders lautender Behauptungen fallen Elektroautos durch ihr höheres Gewicht nicht in erster Linie durch Bremsstaub auf, sondern im Gegenteil: Durch regeneratives Bremsen reduzieren sie den mechanischen Bremseinsatz um 65-95%. Zahlreiche Feldstudien belegen, dass Elektroautos deshalb deutlich weniger Bremsstaub emittieren als herkömmliche Benziner.
- Drittens: Dass ausgebaute Batterien pauschal auf der Deponie landen, ist heute nur noch in Ausnahmefällen der Fall. Zwar werden weltweit erst rund 5 % aller Lithium-Ionen-Zellen recycelt, doch in Märkten wie der EU ist die Deponierung von Altbatterien inzwischen gesetzlich stark eingeschränkt. Hersteller und spezialisierte Recycler erreichen bei der Aufbereitung von Batteriezellen bereits Rückgewinnungsraten von bis zu 98 %, und viele Batterien werden inzwischen aufbewahrt, damit sie in Zukunft recycelt werden können (Firmen wie Glencore befassen sich auch zunehmend mit der Thematik).
Fazit: Während das Mehrgewicht von Elektroautos durch schwere Batterien unbestritten ist, reduziert das regenerative Bremsen den Bremsenverschleiß und damit die Bremsstaubemissionen deutlich. Auch das pauschale Deponierungsargument verkennt die rasch wachsenden Recyclingkapazitäten und gesetzlichen Vorgaben. Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Kritikpunkte des Nutzers nur bedingt zutreffen und in wichtigen Aspekten auf veralteten oder verkürzten Annahmen beruhen. Elon sagt: Exactly!
Kapitalabzug aus den USA?
Auch dieser Tweet fiel mir diese Woche auf:
Wie die Grafik sowie ein begleitender Bericht der Bank of America zeigen, beabsichtigt eine Rekordzahl globaler Anleger, ihre Positionen in US-Aktien zu reduzieren. Der Nettoanteil der Fondsmanager, die US-Aktien untergewichten, liegt in der April-Umfrage bei -36 Proeznt – das ist der stärkste Rückgang seit Beginn der Umfrage und ein bemerkenswerter Stimmungsumschwung innerhalb weniger Wochen.
Ein Grund für den massiven Kapitalabzug liegt in der aktuellen US-Handelspolitik. Die protektionistischen Töne aus Washington, insbesondere mit Blick auf neue oder angedrohte Zölle gegenüber China, sorgen für Verunsicherung. Viele Investoren befürchten eine Eskalation, die nicht nur den Welthandel, sondern auch US-Konzerne mit starkem Auslandsengagement treffen könnte.
Gleichzeitig belastet die konjunkturelle Unsicherheit die Attraktivität von US-Investitionen. Die nachlassende Wachstumsdynamik in Verbindung mit politischen Spannungen und fiskalischen Herausforderungen führt zu einer Neubewertung des Engagements institutioneller und privater Investoren. Der oft als Stabilitätsanker angesehene US-Dollar verlor im April gegenüber anderen wichtigen Währungen rund 5 Prozent an Wert – ein weiteres Indiz für schwindendes Vertrauen.
Von dieser Schwäche profitieren andere Märkte: Vor allem Europa rückt wieder stärker in den Fokus internationaler Investoren. Die Region gilt als vergleichsweise stabil, europäische Aktien gelten vielerorts noch als unterbewertet.
Die unmittelbaren Auswirkungen auf die US-Finanzmärkte sind spürbar. Der S&P 500 hat seit Jahresbeginn deutlich nachgegeben, die Anleihemärkte sehen sich einer sinkenden Nachfrage gegenüber – die Renditen steigen teilweise sprunghaft an. So verzeichnete die 10-jährige US-Staatsanleihe zuletzt den stärksten Wochenanstieg seit mehr als zwei Jahrzehnten. Insgesamt zeichnen diese Entwicklungen ein klares Bild: Globale Investoren ziehen sich aus den USA zurück und suchen weltweit nach Alternativen. Das Kapital verschiebt sich, nicht aus Panik, sondern als bewusste Reaktion auf ein verändertes politisches und wirtschaftliches Umfeld. Ob es sich um eine temporäre Umschichtung handelt oder um den Auftakt einer fundamentalen strategischen Neuausrichtung – das werden die kommenden Wochen zeigen.
Wie so oft gibt es auch bei dieser Thematik zwei Lager: viele schwören weiterhin auf US-Aktien und deren Outperformance auch über die nächsten Jahre, andere werden langsam vorsichtiger und sehen Amerika in den Faschismus abrutschen. Meldungen wie die, dass der US-Präsident den Druck auf die renommierte Harvard-Universität erhöht, indem seine Regierung weitere staatliche Zuschüsse kürzt, wenn sie nicht tun, was das Weiße Haus vorschreibt, tun ihr übriges. Trump wirft der Universität ein “ideologisches Problem” vor und droht, ihr die Steuerbefreiung zu entziehen, indem er sie als “politische Organisation” einstufen will. Diese Maßnahmen sind Teil eines umfassenderen Vorgehens der Trump-Administration gegen Institutionen, die als oppositionell wahrgenommen werden.
Auch US-Staatsanleihen werden weiter verkauft
Die Kurse amerikanischer Staatsanleihen fallen und im Gegenzug muss die US-Regierung den Anlegern immer höhere Zinsen bieten: Aktuell liegt die Verzinsung 10-jähriger Staatsanleihen bei rund 4,41%, während gleichzeitig die Rezessionsängste steigen. Zudem verliert der Dollar an Wert, der Euro erreichte diese Woche ein neues 3-Jahreshoch: 1 Euro kostete 1,14 Dollar.
Trump rudert bei den Zöllen vorerst zurück – nicht zuletzt, weil wichtige Handelspartner zunehmend Gegenmaßnahmen einleiten. Kanada hat 350 Milliarden Dollar in US-Staatsanleihen, Japan hat 1,3 Billionen, Europa hat über eine Billion Dollar in Staatsanleihen. Und diese Länder haben jetzt begonnen, ihre Staatsanleihen zu verkaufen: Das Vertrauen in den amerikanischen Kapitalmarkt schwindet. Wenn die Anleihen verkauft werden, hat der US-Haushalt theoretisch kein Geld mehr, um den Staat zu betreiben und Kredite zu garantieren.
Auch China scheint US-Staatsanleihen zu verkaufen und importiert außerdem bereits seit einiger Zeit kein Soja und kein Rindfleisch mehr aus den USA – das missfällt den Ranchern, die Trump gewählt haben. Die Regierung sah sich bereits gezwungen, mit Subventionen gegenzusteuern, um die Unzufriedenheit unter den Ranchern einzudämmen.
Trump verkauft es nun als Sieg, dass es Gespräche mit anderen Ländern zu den Zöllen gibt – verschweigt aber, dass es in Wahrheit die USA sind, die vielleicht gemerkt haben, dass man nicht einfach handeln kann wie man will, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen.
Es gibt auch mögliche Profiteure des schwachen Dollars:
Langfristiges Investieren lohnt sich
Wie wir bereits wissen, zahlt sich langfristiges Investieren, zum Beispiel in dividendenstarke Aktien, vor allem durch den Zins- und Zinseszinseffekt aus: Wer regelmäßig und diszipliniert Kapital an die Börse bringt, kauft in teuren Marktphasen automatisch weniger und in günstigen Marktphasen mehr Aktien („Cost-Average-Effekt“). Dividenden werden nicht ausgezahlt, sondern direkt reinvestiert – so wachsen sie in jedem Folgejahr mit und erzeugen Exponential-Effekte, da sie selbst wieder neue Erträge generieren.
Gerade Unternehmen mit einer verlässlichen Ausschüttungshistorie verfügen in der Regel über ein solides Geschäftsmodell und stabile Cashflows. In Phasen fallender Kurse liefern Dividenden eine wichtige Ertragskomponente, die das Portfolio abfedert. Zudem erhöhen viele Dividendenzahler ihre Ausschüttungen im Zeitablauf, was den Zinseszinseffekt zusätzlich verstärkt.
Kurzum: Eine langfristige Anlagestrategie, die auf dividendenstarke Titel setzt und Erträge konsequent reinvestiert, verbindet Kurschancen und laufende Erträge zu einer starken Wachstumskombination – ideal für den Vermögensaufbau über Jahrzehnte.
User @BobLoukas berichtet, er habe seit der Geburt seines Sohnes 250 Dollar monatlich angelegt, woraus nun eine stattliche Summe entstanden ist.
Wer sich ebenfalls für ein Junior-Depot interessiert, findet auf Goldesel.de alle wichtigen Informationen kostenlos – ein neues Update folgt in Kürze!
Vielen Dank für’s Lesen und schöne Ostertage! Wir sehen uns entweder nächste Woche hier oder auf X – eure Lara / eure @peppershares