Der Run auf den Franken bleibt hoch
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Frankfurt (BoerseGo.de) – Das griechische Parlament hat sich zu Spar- und Reformanstrengungen durchgerungen. Aufgrund dessen wurde die nächste Tranche des Rettungspakets für Griechenland von zwölf Milliarden Euro freigegeben. Ursina Kubli, Ökonomin bei der Bank Sarasin & Cie, zufolge wird dies Griechenland Luft verschaffen, um den unmittelbaren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Die Problematik sei damit jedoch nicht vom Tisch, denn Griechenland benötige über die bereits bewilligten 110 Milliarden Euro hinaus weitere finanzielle Hilfe.
Die Hilfsmaßnahmen der EU-Politiker mit dem zweiten Rettungspaket erinnern die Ökonomin an das Wiener Beispiel. Als im Zuge der Finanzkrise in Osteuropa eine Kreditklemme drohte, haben sich österreichische Banken im Jahr 2009 bereit erklärt, Anleihen osteuropäischer Staaten nach Fälligkeit in neue Papiere umzutauschen. Da diese Verlängerung der Kredite auf freiwilliger Basis erfolgt, sollte verhindert werden, dass die Rating-Agenturen die Einbeziehung der privaten Gläubiger als einen Zahlungsausfall Griechenlands werten würden. „Die große Herausforderung der Wiener Initiative ist es jedoch, dass es für jeden einzelnen Gläubiger vorteilhaft ist, sein Engagement zu verringern – wenn es jedoch alle gleichzeitig tun, dann führt das in die Katastrophe“, warnt Kubli. „Aufgrund der wenigen großen Gläubiger könnte dieser Ansatz letztlich aber erfolgreich sein“.
Die Sarasin-Expertin erwartet einen nachlassenden Druck auf den Euro. Nach den Berechnungen der Bank Sarasin liegt der Euro gegenüber dem Franken derzeit rund 15 Rappen unter seinem fairen Wert. Dennoch hat die Bank die Jahresendprognosen für den EUR-CHF-Wechselkurs von ursprünglich 1,38 auf 1,30 gesenkt. Einerseits bleibt ein gewisses Restrisiko, dass die politischen Entscheidungsträger Fehler machen könnten. Andererseits lauern erste Gefahren von der Konjunkturseite. Im Juni ist der ISM-Einkaufsmanagerindex, der wichtigste US-Indikator für das verarbeitende Gewerbe, von einem Niveau von über 60 auf 53,5 eingebrochen. Dies ist auch die Folge negativer Sondereffekte wie Probleme auf der Angebotsseite aufgrund der japanischen Naturkatastrophe sowie höhere Ölpreise. Da diese Effekte temporärer Natur sind, sollte in den kommenden Monaten laut Kubli eine Gegenbewegung einsetzen. Bereits im Juli sei der ISM-Einkaufsmanagerindex wieder auf ein Niveau von 55,3 angestiegen.
Das Fazit der Ökonomin: „Die konjunkturellen Unsicherheiten bleiben hoch und die Nachfrage nach dem Franken - dem sicheren Hafen – bleibt stark. In diesem Umfeld können sich die Übertreibungen an den Devisenmärkten nicht vollständig normalisieren“.
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