Kommentar
22:30 Uhr, 02.08.2008

Der DAX hat es geschafft!

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  • DAX
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    Aktueller Kursstand:   (XETRA)

Das war ja eine turbulente Ferienzeit für den DAX. Ich konnte mich mal so richtig erholen und habe nur am Rande miterlebt, was sich so getan hat. Aus reichlicher Entfernung und ohne Reuters oder Bloomberg verfolgte ich den Rutsch unter die 6.000er Marke ganz gelassen, um mich dann wieder den Urlaubsfreuden zu widmen. Nein, dass soll nicht Schadenfroh klingen. Aber räumlicher Abstand schafft zuweilen eben auch geistigen Abstand. So war die Finalniederlage im längst vergessenen Europameisterschaftsendspiel auch schon gleich nicht mehr so schlimm.

Der geistige Abstand gab mir dann auch die Gelegenheit mal über das eine oder andere nachzudenken. Zum Beispiel, was meine Kollegen und die Analysten unseres Hauses so über die Finanzkrise (die ja früher einmal Immobilien-Krise geheißen hatte) so sagten. Von wegen Gewöhnungseffekt und das schlimmste liegt hinter uns. Wenn ich es recht verfolgt habe, war das der Auslöser für den Rutsch unter die 6.000. Mir wurde mal wieder bewusst, wie viel Politik in solchen Aussagen liegt. Ich habe es zwar an dieser Stelle schon einmal beschrieben, aber ich möchte es, weil es mir so wichtig erscheint noch einmal erwähnen. Überall (nicht nur bei uns) wo dem Kunden Produkte verkauft werden müssen, kann man sich einen langfristigen Bärenmarkt nicht erlauben. Also wird man in Optimismus machen. Das ist doch klar, denn ein Bullenmarkt lässt sich einfach besser verkaufen. Ich werfe es den Kollegen nicht einmal vor, ist doch der Optimismus nun einmal eine ganz normale menschliche Regung. Sie glauben wirklich daran und wenn eben mal einer quer kommt, dann mag der ja recht haben, aber eben nur kurzfristig. Langfristig aber….na ja, den Rest kennen Sie ja.

Natürlich sind die Aktien langfristig immer gestiegen. Wenn man sich einen Chart über 30, 50 oder noch mehr Jahre ansieht, dann ist das auch deutlich zu erkennen und man kann jede Menge Vergleiche zu Anlageformen herstellen, die über die Jahrzehnte nicht so gut performt haben. Aber, dass es auch in diesen Jahren lange Phasen des Abschwungs gab übersieht man dabei sehr gerne einmal. 3, 5 oder 10 Jahre Seitwärts-, oder Abwärtstrend erscheinen auf einem 50 oder 100 Jahre Chart wie eine kleine Intraday – Bewegung. Meist sind es aber diese Phasen, die Übertreibungen berichtigt haben und viele Anleger sehr viel Geld gekostet haben. Solche Phasen braucht der Markt einfach, um wieder „gesund zu werden“. Denn, dass er krank ist, kann ja wohl inzwischen nicht mehr ernsthaft geleugnet werden. Sie sehen, mit welch übergeordneten Gedanken ich mich durch den Abstand beschäftigen konnte.

Noch eines ist mir dabei aufgefallen (ohne dass ich Charts vor mir liegen hatte). Die Rohstoff und Edelmetall-Preise. Immer wieder ist zu hören, dass sich das ja wieder beruhigt und die Preise wieder zurückkommen. Das mag für nachwachsende Rohstoffe der Fall sein. Voraussetzung ist hier aber wieder eine Beruhigung an der Wetter-Front. Da dies offensichtlich aber kurzfristig scheinbar nicht zu erwarten ist, Klimaexperten zeichnen ja immer schlimmere Szenarien, und die Nachfrage bei einer (besonders in Asien) stark wachsenden Weltbevölkerung in den nächsten Jahre eher zu- als abnimmt, ist dies also nicht unbedingt zu erwarten. Was ist mit den endlichen Rohstoffen. Öl wird unweigerlich zu Ende gehen. Da hilft es auch nicht wenn hier und da noch ein Ölfeld gefunden wird. Wird der Preis entsprechend in unendliche Höhen steigen und so weiter die Inflationsraten anheizen? Ich denke ja, aber eben nur so lange wie Öl gebraucht wird. Jetzt denken Sie sicher, was will er denn jetzt schon wieder sagen: Ganz einfach. Eine Handwerkszunft ist zwar kein Rohstoff, aber es ist von der Sache her vergleichbar. Früher hat man für alle möglichen Anlässe einen Drucker benötigt. Dann kamen die PCs auf und nach und nach verschwanden die vielen kleinen Druckerfirmen. Übrig sind nur noch die Großen die Bücher oder Zeitungen drucken und auch die haben es zuweilen schwer. Ganz werden sie nicht verschwinden, aber die breite Masse denkt eigentlich nicht mehr darüber nach. Das Ganze nur, weil eine neue Technologie diesen Geschäftszweig verdrängt hat. So wird es auch mit dem Öl gehen. Es wird nicht ganz verschwinden, aber irgendwann, vielleicht schneller als es manch einer wahrhaben möchte, wird eine neue Technologie das Öl im Alltag abgelöst haben. Ansätze dafür gibt es jetzt schon genug.

Aber was ist mit Gold. Das braucht ja nun wirklich keiner. Bestenfalls um es sich um den Hals zu hängen oder den hoffentlich ewigen Bund der Ehe zu besiegeln. Aber sonst? Trotzdem hält sich dieser ebenfalls endliche Rohstoff hartnäckig in der Gunst nicht nur der Anleger sondern der Menschheit schlecht hin. Alle Versuche über die Jahrtausende, Gold klein zu reden oder gar zu verbieten (so wie vor wenigen Jahrzehnten in den USA) sind früher oder später gescheitert. Gold wird noch als Zahlungsmittel anerkannt werden, wenn längst keiner mehr weiß, dass es einmal Zahlungsmittel gab mit so lustigen Namen wie Dollar, Mark oder Euro. Lassen Sie sich nichts anderes einreden. Es wird so kommen oder besser gesagt so bleiben.

Mein Blick auf das Große Ganze hat Sie hoffentlich nicht gelangweilt, aber ich wollte Sie an meinen Gedanken, weit weg von der Heimat, einfach teilhaben lassen.

Was heißt das nun für den wieder kürzer fristigen Blick? Der deutsche Aktienmarkt hat gezeigt, wie anfällig er reagieren kann, wenn neuer Unmut von der Finanzseite droht. Diese Geschichte ist nämlich keineswegs ausgestanden und wird uns noch weiter begleiten. Entsprechend, oder eben nur weil die Märkte gefallen sind, haben die Analysten der verschiedenen Institute nun ihre Zielprognosen für die Indices nach unten angepasst.

Mit dem Rutsch unter die 6.000er Marke sind schon einige so genannte Schwache Hände aus dem Markt getrieben worden. Ich glaube aber nicht, dass es das schon gewesen ist. Wir werden jetzt vermutlich einige Wochen der relativen Ruhe sehen um dann noch einemal abzutauchen. Ich rechne noch einmal mit Kursen unter 6.000. Danach könnte sich eine mittelfristige Phase der Erholung abzeichnen. Aber was kommt danach? Bereinigt ist dann noch gar nichts. Dafür wird diese eine lustige Papiergeldwährung zur Zeit zu sehr ausgeweitet. Hier hat die Druckerei noch richtig viel zu tun. Konjunktur für Dollar-Papier scheint immer zu sein. Es wird immer mehr von diesem Papier nötig sein, um ein kleines Stückchen Gold zu bekommen.

Für die kommende Woche sehe ich den DAX wieder etwas leichter, ohne, dass schon so richtig Druck reinkommt. Das heben wir uns für die Herbstwochen auf. Jetzt genießen wir aber erst mal den Sommer in Deutschland und hoffen, dass er noch recht lange anhalten wird.

Ich rate Ihnen wie immer, jetzt aber noch gut erholt, Ihr Vermögen zu schützen und am Ball zu bleiben, denn der rollt ja auch bald wieder.

herzlichst,
bis zur nächsten Woche

Ihr
Martin Marquardt

Selbst beobachten, selbst auswerten, selbst chartanalysieren : DAX im PROFICHART

Wer ist Martin Marquardt?

Anmerkung der Redaktion: Bei dem Namen "Martin Marquardt" handelt es sich um ein Pseudonym. Unter diesem Pseudonym schreibt ein charttechnischer Analyst eines größeren Bankhauses, der anonym bleiben möchte

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