Demografie: Sterben die Aktionäre aus?
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In der vergangenen Woche habe ich Ihnen gezeigt, dass sich die demografische Entwicklung in den Industrieländern negativ auf die Gewinne der Unternehmen auswirken dürfte. Doch es gibt noch einen zweiten wichtigen Aspekt, wenn es darum geht, die Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Aktienmärkte einzuschätzen: Wie wirkt sich die Alterung auf die Bewertung der Aktienmärkte aus? Oder plakativer gefragt: Sterben die Aktionäre aus?
Zu dieser Frage gibt es eine interessante Untersuchung des kalifornischen Ablegers der amerikanischen Notenbank. Die FED aus San Francisco kommt zu dem Schluss: In der Vergangenheit gab es einen verblüffend engen Zusammenhang zwischen dem Kurs- Gewinn-Verhältnis von amerikanischen Aktien und der Entwicklung der geburtenstarken Jahrgänge. Je mehr Amerikaner sich in dem Alter von 40 bis 49 befanden, in dem die Aktienanlage verbreitet ist, desto höher war das Kurs-Gewinn-Verhältnis, das amerikanische Aktien aufwiesen.
Fakt ist aber, dass die Babyboomer nun aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Damit verschiebt sich das Verhältnis deutlich zugunsten der Älteren. In der Grafik äußert sich das in einem sinkenden M/O-Ratio, der roten Linie. Darin wird die Zahl der 40-49-Jährigen („M“ wie „middle age“) zu den 60-69-Jährigen („O“ wie „old“) ins Verhältnis gesetzt.
Je höher die Linie, desto mehr aktienaffine Amerikaner mittleren Alters gibt es im Verhältniszu den Alten. Seit etwa dem Jahr 2000 fällt diese Linie jedoch und wird dies auch bis Anfang des nächsten Jahrzehnts noch tun.
Die blaue Linie stellt das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis des amerikanischen Aktienmarktes dar. Man erkennt auf den ersten Blick, dass beide Linien seit mehr als 50 Jahren einen hohen Gleichlauf aufweisen.
Auf dieser Basis malen die Forscher nun ein ziemlich düsteres Bild für die Zukunft. Ihre Gleichung lautet: Mehr Alte gleich niedrigeres KGV für Aktien. Konkret kommen sie zu der Prognose, dass das durchschnittliche KGV von 15 in 2010 auf nur noch 8,3 in 2025 sinken könnte. Bei gleichbleibenden Gewinnen würde das also fast eine Halbierung der Aktienkurse bedeuten. Selbst wenn die Unternehmen es schaffen sollten, ihre Gewinne zu verdoppeln, würden die Kurse lediglich stagnieren.
Greifen wir jedoch zurück auf die Untersuchungen von Harry Dent, die ich ihnen in der vergangenen Woche gezeigt habe, so sehen wir, dass die Wahrscheinlichkeit, dass die realen Unternehmensgewinne der US-Wirtschaft stark steigen, eher gering ist. Ganz im Gegenteil ergeben sich aus der demografischen Entwicklung der USA und auch Europa eher sinkende Gewinnprognosen.
Zu sehen ist also, dass zwei völlig unterschiedliche Betrachtungsweisen der Aktienmärkte zu einem verblüffend einheitlichen Ergebnis kommen. Aus Sicht der Demografie steht den Aktienmärkten ein schwieriges Jahrzehnt bevor – sowohl aus Sicht der Unternehmensgewinne als auch unter dem Aspekt der Bewertungen. Von einem „Crash der Demografie“ zu sprechen, mag etwas übertrieben sein. Aber die Untersuchungen machen deutlich, dass der breite Aktienmarkt aller Voraussicht nach nicht der Zufluchtsort für den erfolgreichen Vermögensaufbau eines privaten Investors sein wird.
In meinem Buch „Wirtschaftliche Selbstverteidigung“ zeige ich deshalb einige Möglichkeiten auf, wie man trotz der heraufziehenden demografischen Bedrohungen an den Aktienmärkten profitieren kann. Denn wie bei allen Gefahren gibt es auch entsprechende Chancen. In diesem Fall bestehen sie darin, jene Unternehmen und Branchen auszuwählen, die von der Demografie profitieren.
Über den Autor:
Roland Klausarbeitet als freier Journalist in Frankfurt am Main und ist aktiver Investor. Für n-tv, N24 und den amerikanischen Finanzsender CNBC berichtete er von der Frankfurter Börse. In seinem Buch „Wirtschaftliche Selbstverteidigung“ analysiert er die Schuldenkrise und liefert konkrete Ratschläge, wie man sich vor den entstehenden Risiken schützen kann. Sie erreichen Ihn unter www.wirtschaftliche-selbstverteidigung.de
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