Kommentar
08:11 Uhr, 18.04.2013

Der Wert der Zuwanderung

Es gibt nicht viele gute Dinge, die uns die Finanzkrise in Europa in den vergangenen Jahren gebracht hat. Eine der wenigen positiven Veränderungen ist die Entwicklung der Einwanderung in Deutschland. Schon seit Jahresanfang wissen wir, dass in 2012 die Einwanderung weiter zugenommen hat, nachdem in den Jahren 2008 und 2009 mehr Menschen aus Deutschland ausgewandert als eingewandert waren. Nun gibt das [Link "Gutachten des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration" auf www.svr-migration.de/... nicht mehr verfügbar] weitere Aufschlüsse darüber, wer da alles zu uns gekommen ist. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen: Offenbar treibt die Eurokrise hauptsächlich junge und gut ausgebildete Menschen aus dem Süden Europas nach Deutschland. Wie aus dem Gutachten hervorgeht, kommen zwei Drittel der Einwanderer aus den Staaten der Europäischen Union, deutlich mehr als in der Vergangenheit.

Wie ich in meinem Buch „Wirtschaftliche Selbstverteidigung“ gezeigt habe, geht Deutschland aufgrund der demografischen Situation schweren Zeiten entgegen. Wir haben eine der niedrigsten Geburtenraten in Europa und die Baby-Boomer-Generation kommt innerhalb der nächsten 15 bis 20 Jahre ins Rentenalter. Das bringt unser Sozialsystem in gefährliche Schieflage. Die Auswirkungen, die wir bislang in Form steigender Sozialbeiträge und real sinkender Renten sehen, sind nur ein laues Lüftchen im Vergleich zu dem Sozial-Tsunami, der uns in der Zukunft erwartet.

Was viele verkennen: Wenn jetzt wider Erwarten in Deutschland die Geburtenrate in Deutschland wieder deutlich ansteigen sollte, dann wäre das zwar langfristig ein positives Zeichen. Mittelfristig allerdings – und damit meine ich in diesem Fall die nächsten rund 20 Jahre – würden steigende Geburtenzahlen in Deutschland sogar eine zusätzliche Belastung der Sozialsysteme bedeuten. Denn Kinder sind eindeutig Nettoempfänger des Sozialsystems: Kindergärten, Schulen und Hochschulen kosten zunächst einmal eine Menge Geld, bevor – mit etwas Glück – die neuen Bürger nach 20 bis 25 Jahre damit anfangen, Steuern und Sozialbeiträge zu zahlen.

Das soll nun kein Plädoyer gegen steigende Geburtenzahlen sein, ganz im Gegenteil: Wir brauchen langfristig unbedingt mehr Kinder. Aber sie werden die Probleme, die wir vor der Brust haben, nicht lösen können. Wirksamer auf mittlere Sicht ist eine Einwanderungspolitik, wie sie die „Alternative für Deutschland“ fordert, deren Vorstandsmitglied ich seit Mitte April bin. Eine aktiv geförderte, selektive Einwanderung nach Deutschland, am besten mit einem Punktesystem nach kanadischem oder australischem Vorbild.

Es ist erfreulich, dass sich der Typus der Einwanderung, der durch ein solches Punktesystem angestrebt wird, im vergangenen Jahr verstärkt hat. Weniger erfreulich ist, dass er offenbar nicht freiwillig, sondern aus der Not der Euro-Krisenstaaten heraus entstanden ist. Deshalb dürfen wir auch nicht davon ausgehen, dass sich diese Form der Einwanderung als unverhoffter Effekt der Krise fortsetzt – wir müssen sie stattdessen aktiv fördern und forcieren.

Über den Autor:

Roland Klausarbeitet als freier Journalist in Frankfurt am Main und ist Vorstandsmitglied der „Alternative für Deutschland“. Für n-tv, N24 und den amerikanischen Finanzsender CNBC berichtete er von der Frankfurter Börse. In seinem Buch „Wirtschaftliche Selbstverteidigung“ analysiert er die Schuldenkrise und liefert konkrete Ratschläge, wie man sich vor den entstehenden Risiken schützen kann. Sie erreichen Ihn unter www.wirtschaftliche-selbstverteidigung.de

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