Kommentar
10:19 Uhr, 30.12.2014

Deflation in Spanien könnte EZB auf den Plan rufen

Die Deflation in Spanien hat sich im Dezember weiter verschärft. Die EZB könnte diesem zum Anlass nehmen, ihre Geldpolitik weiter zu lockern.

Die Deflation in Spanien hat sich zum Ende des Jahres nochmals verschärft. Wegen der stark gesunkenen Ölpreise sind die Verbraucherpreise im Dezember um 1,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr gefallen. Das ist der stärkste Preisrückgang seit der Rezession im Jahr 2009. Im November waren die Preise nur um 0,5 Prozent gesunken. Volkswirte hatten für Dezember nur einen Preisrückgang um 0,7 Prozent erwartet. Es ist davon auszugehen, dass sich der Preisauftrieb auch in der gesamten Eurozone weiter abgeschwächt hat.

Die EZB wird die schwache Inflation im Euroraum vermutlich schon bald zum Anlass nehmen, ihre Geldpolitik weiter zu lockern. Es ist wahrscheinlich, dass die Notenbank im ersten Quartal 2015 den umstrittenen Kauf von Staatsanleihen beschließen wird.

Die EZB hat in der Vergangenheit mehrfach betont, dass sie eine Deflation unbedingt vermeiden will. Ich halte es jedoch für absolut unnötig auf die ölpreisbedingten Preisrückgänge zu reagieren. Für Verbraucher und Wirtschaft (mit Ausnahme weniger Branchen) sind die niedrigen Ölpreise extrem positiv. Da weniger Geld für den Import von Energie (= sinkende Importpreise) ausgegeben werden muss, bleibt mehr Geld für Konsumausgaben und Investitionen im Inland. Das stärkt die Kaufkraft und kurbelt die Wirtschaft an. Der Ölpreisrückgang wirkt also wie ein milliardenschweres Konjunkturpaket. Die EZB wird jedoch versuchen, uns den ölpreisbedingten Preisrückgang als gefährlich zu verkaufen und damit weitere Maßnahmen begründen. Dies wird einmal mehr zeigen, dass die EZB ganz eigene Ziele verfolgt (unter anderem Staatsfinanzierung) und die angegebenen Gründe für ihr Handeln in der Regel nur vorgeschoben sind.

4 Kommentare

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  • Daniel Kühn
    Daniel Kühn Freier Finanzjournalist

    ​Bemerkenswert ist ja auch, dass ausgerechnet Spanien derzeit am stärksten wächst in der Eurozone.

    08:41 Uhr, 05.01.2015
  • 280a
    280a

    ​Endlich mal einer der sich die Wahrheit schreiben traut!

    23:58 Uhr, 01.01.2015
  • Trading2001
    Trading2001

    ​Sie sprechen mir aus der Seele. Die Inflation soll nur angeheizt werden um uns Sparer zu enteignen.

    Aber wenn die Zinsen jetzt zu schnell ansteigen, sind die Banken wegen hoher Abschreibungen wieder in Not. Ein Teufelskreis.

    Dass die Kreditvergabe auf diese Weise nicht erhöht wird kann man ja monatlich nachlesen

    19:58 Uhr, 01.01.2015
  • Maddin
    Maddin

    ​Leider eine wahre Geschichte..... Jeder Pendler spart einiges an Geld an der Tanke aktuell... VG und einen Guten Rutsch.. Wir werden sehen was 2015 passiert.

    11:11 Uhr, 30.12.2014

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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