Fundamentale Nachricht
17:27 Uhr, 15.02.2022

Debatte um staatliche Eingriffe wegen hoher Energiepreise

Der Vizepräsident des Kiel Institut für Weltwirtschaft, Stefan Kooths, warnt vor staatlichen Eingriffe in den Energiepreismarkt. Nach Ansicht des Ökonomen sind weder eine vorgezogene Abschaffung der EEG-Umlage noch eine Senkung der Mehrwertsteuer ein sinnvolles Mittel gegen den Anstieg der Energiepreise.

Berlin (Godmode-Trader.de) - Die Unionsfraktion schlägt angesichts der rasant steigenden Energiepreise Alarm und fordert eine "Energiepreisbremse" mit Entlastungen für Verbraucher. Ein vorgeschlagenes Paket sieht u. a. eine geringere Mehrwertsteuer, eine Senkung der Stromsteuer und eine höhere Pendlerpauschale vor. „Energie, Mobilität und Wohnen müssen für alle bezahlbar sein", sagte der klima- und energiepolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Andreas Jung zu dem eingebrachten Vorschlägen. Hohe Energiekosten belasteten Privathaushalte und Unternehmen und spülten gleichzeitig Rekordeinnahmen in die Staatskassen, so Jung. „Der Staat darf aber nicht auch noch an diesen Belastungen verdienen, das muss zurück gegeben werden.

In die Debatte um Energiekosten-Entlastungen hat sich auch das Forschungsinstitut IMK eingeschaltet. Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung plädiert für eine temporäre Preisdeckelung für einen Gas-Grundbedarf. „Der Staat sollte beispielsweise für die ersten 8.000 Kilowattstunden Gas, die Haushalte beziehen, den Preis auf dem aktuellen Niveau festschreiben und die Versorgungsunternehmen für eigene Mehrkosten entschädigen", teilte das Institut mit. „Da eine zügige Normalisierung der internationalen Gaspreise nicht mehr in Sicht ist, sollte die Bundesregierung rasch wirtschaftspolitisch gegensteuern, um soziale Härten und eine Beeinträchtigung der Konjunktur abzuwenden", so das IMK. Die bereits diskutierte vorgezogene Abschaffung der EEG-Umlage sei eine sinnvolle Maßnahme, reiche aber nicht aus. Eine zeitweise Senkung der Mehrwertsteuer auf Energie wäre eine weitere Möglichkeit.

Der Vizepräsident des Kiel Institut für Weltwirtschaft, Stefan Kooths, warnt hingegen vor staatlichen Eingriffe in den Energiepreismarkt. Nach Ansicht des Ökonomen sind weder eine vorgezogene Abschaffung der EEG-Umlage noch eine Senkung der Mehrwertsteuer ein sinnvolles Mittel gegen den Anstieg der Energiepreise. „Für einen allgemeinen Eingriff des Staates spricht nichts, weil die steigenden Preise tatsächliche Knappheiten widerspiegeln", sagte Kooths. „Drückt der Staat nun in irgendeiner Form die Preise, hebt das die Knappheit nicht auf, sondern schafft nur neue Probleme." Steigende Preise setzten Anreize, weniger Energie zu verbrauchen und mehr davon bereitzustellen. Der Staat könne den kräftigen Preisschub aber für bedürftige Haushalte mit niedrigen Einkommen durch eine Einmalzahlung mildern. „Nicht bedürftige Haushalte werden Einbußen ihrer Kaufkraft hinnehmen müssen. Auch der Staat kann real höhere Kosten aufgrund der Verknappung von Energie nicht aus der Welt schaffen“, so Kooths.

6 Kommentare

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  • Jock Ewing
    Jock Ewing

    https://www.t-online.de/finanz...

    ups...es ist doch nicht die Nachfrage...schönen Gruß nach Kiel

    13:46 Uhr, 17.02.2022
  • Jock Ewing
    Jock Ewing

    Ist die Knappheit wirklich das Problem oder der weltweite Rohstoffpoker der Anbieter? Warum zahlt der private Konsument eine Energiereform (Struktur), die per Aufgabe Staatsangelegenheit ist?

    09:49 Uhr, 16.02.2022
    1 Antwort anzeigen
  • angola_murksel
    angola_murksel

    "Steigende Preise setzten Anreize, weniger Energie zu verbrauchen und mehr davon bereitzustellen." Der Herr sollte aus seinem Elfenbeinturm vorsichtig mal in die Realität steigen. Das herrschende Grünen-Regime hat sich gerade die Verknappung von Energie als einzige Wahrheit zur Weltenrettung auf die Fahnen geschrieben, das heißt, hohe Preise ziehen mitnichten eine erhöhte Bereitstellung von Energie nach sich sondern in marktwirtschaftlicher Perfektion einzig allein noch höhere Preise. Wäre es anders, könnte man ja mit einem einzigen Handgriff für ein Überangebot an Gas in Deutschland sorgen. Einfach das Ventil in Lubmin bei Greifswald viermal entgegen des Uhrzeigersinns drehen. Fertig.

    19:01 Uhr, 15.02.2022
  • Zukunft21
    Zukunft21

    Haushalte werden Einbußen ihrer Kaufkraft hinnehmen müssen.

    dies nehmen wir eh alle schon in Kauf durch die Gelddruck Orgien der Notenbanken

    17:31 Uhr, 15.02.2022
  • Zukunft21
    Zukunft21

    Der Vizepräsident des Kiel Institut für Weltwirtschaft, Stefan Kooths,

    der hat gut reden viele können es sich heute schon nicht mehr leisten und sitzen im kalten !

    17:30 Uhr, 15.02.2022

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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