DAX: Der "Virus" der weltweiten Konjunkturschwäche erreicht die deutsche Wirtschaft
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Erwähnte Instrumente
DAX
Der unerwartet starke Rückgang des wichtigsten deutschen Konjunkturbarometers dem ifo-Geschäftsklimaindex, hinterließ am Vormittag am Aktienmark kaum Spuren. Die Stimmung in deutschen Unternehmen ist im Februar auf den tiefsten Stand seit Dezember 2014 gefallen. Beim DAX ging es zu Handelsbeginn gleich abwärts, danach stellte sich nach einem kurzen Aufbäumen in Richtung der Marke von 9.535 Punkten ein zurückhaltender Handel rund um die 9.500-Punkte-Marke ein. Kapitalmarktstratege Robert Halver von der Baader Bank erklärte: „Der Virus der weltweiten Konjunkturschwäche hat uns erreicht. DAX und MDAX halten sich dennoch stabil, weil jetzt klar ist, dass die EZB auf ihrer nächsten Sitzung die Geldschleusen noch weiter öffnen wird.“
In den letzten Tagen zeigte der Markt erste Stabilisierungstendenzen. Investmentanalystin Antje Laschewski von der LBBW zufolge zeigt der übergeordnete Trend dennoch weiter nach unten. Für eine nachhaltige Erholung bräuchte der Markt mehr positive Impulse. Von konjunktureller Seite müsste mehr Unterstützung für den Aktienmarkt kommen. „Neue Makrodaten könnten für nachlassende Konjunkturängste unter den Marktteilnehmern sorgen, bestätigte die Analystin.
Charttechnik
Der DAX zeigt sich heute unentschlossen. Abgesehen von den Eröffnungsverlusten mit dem Gap pendelt der Index zwischen 9.535 und 9.460 Punkten seitwärts. Erst wenn diese Zone nachhaltig verlassen werden kann, läge ein neuer Intradayimpuls vor. Bis dahin muss von einer Range ausgegangen werden, wobei die genannten Grenzen jeweils Unterstützungen bzw. Widerstände bilden.
Thema des Tages
Die Stimmung unter den deutschen Unternehmensleitern wirkt angeschlagen. Der ifo-Geschäftsklimaindex ist im Februar stärker als erwartet von 107,3 auf 105,7 Punkte auf das niedrigste Niveau seit Ende 2014 gefallen. Experten waren im Vorfeld von einem geringen Rückgang auf 107,0 Punkte ausgegangen. Die Mehrheit der befragten Unternehmen blickt zudem pessimistisch in die Zukunft. Die auf die Entwicklung in sechs Monaten gerichteten Geschäftserwartungen sind mit 3,5 Punkten auf 98,8 Punkte so drastisch eingebrochen wie seit dem August 2011 nicht mehr. Die Erwartungen bewegen sich damit jetzt unterhalb ihres langjährigen Durchschnitts von 100,3 Punkten.
Das negative Stimmungsbild dürfte von den Börsenturbulenzen im bisherigen Jahresverlauf beeinflusst worden sein, kommentierte die Postbank in einer ersten Reaktion. Die deutsche Wirtschaft befinde sich aber weiterhin in einer soliden Verfassung. „Für die Stimmungsdämpfung ist vor allem das unsichere außenwirtschaftliche Umfeld verantwortlich, wobei die hiervon ausgehenden Risiken unserer Einschätzung nach aber etwas überbewertet werden“, schreibt Postbank-Analyst Heinrich Bayer. Das gute Standing wird seiner Ansicht nach durch den aktuellen ifo-Lageindex unterstrichen, der im Februar um 0,4 auf 112,9 Punkte zugelegt hat und sich damit weiterhin auf einem hohen Niveau bewegt.
Aktien im Blick
Berg- und Talfahrt bei den Versorgeraktien. E.ON geben heute 2,36 % ab, RWE verlieren 2,67 %. Am Montag hatten die beiden Titel mit Gewinnen von jeweils über 5 % noch zu den Top-Werten im DAX gezählt.
Die Bayer-Tochter Covestro macht positiv von sich reden und gewinnt aktuell 2,27 %. Bereits am Vortag hatten die Titel um mehr als 5 % zugelegt. Entgegen den Erwartungen will Covestro in diesem Jahr den Mengenabsatz im mittleren einstelligen Prozentbereich steigern. Analysten hatten wegen der Malaise in einigen Schwellenländern mit einem Rückgang gerechnet. Den Aktionären winkt zudem eine Dividende von 0,70 Euro je Aktie
Konjunktur
Im vierten Quartal 2015 wuchs die deutsche Wirtschaftsleistung zum Vorquartal um 0,3 Prozent — vor allem dank konsumfreudiger Verbraucher. Hier bestätigte das Statistische Bundesamt eine erste Schätzung. Im Gesamtjahr 2015 legte das BIP um 1,7 Prozent zu, nach plus 1,6 Prozent im Jahr 2014.
Der Grundsatz, dass kein europäischer Steuerzahler mehr für Banken haften soll, wackelt. Die EU-Kommission soll auf Wunsch Frankreichs, Italiens, Spaniens und Portugals die Anforderungen an die Banken zum Haftungskapital deutlich aufweichen, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet.
Die Firmenleiter von rund 200 Unternehmen in Großbritannien haben vor den Folgen eines möglichen EU-Austritts gewarnt. „Wir glauben, ein Austritt aus der EU würde Investitionen fernhalten, Jobs bedrohen und die Wirtschaft gefährden“, schrieben sie in einem offenen Brief in der „Times".
Währungen
Der US-Dollar bewegt sich am Dienstag gegenüber den anderen Hauptwährungen in unterschiedliche Richtungen. Während der Greenback gegenüber dem Euro und dem britischen Pfund dank „Brexit“-Sorgen deutlich zulegen kann, gibt er gegenüber den „sicheren Häfen“ Yen und dem Schweizer Franken nach.
EUR/USD hat mit bislang 1,0990 im Tief ein frisches Dreiwochentief erreicht. Dabei belastet den Euro auch der auf ein 14-Monatstief gefallene deutsche ifo-Geschäftsklimaindex. GBP/USD notierte bislang bei 1,4088 im Tief, wobei das am Montag erreichte Siebenjahrestief bei 1,4055 jedoch noch nicht unterschritten wurde. USD/JPY wurde bislang zutiefst bei 111,81 gehandelt, während USD/CHF sein bisheriges Tagestief bei 0,9921 markierte.
Rohstoffe
Der Ölmarkt zwischen Hoffen und Bangen, die Preise mal oben, mal unten. Nachdem am Wochenende bedingt durch optimistische Äußerungen von Russlands Energieminister Nowak die Spekulationen um eine künftige Begrenzung der Ölschwemme neue Nahrung erhielten und die Ölpreise kräftig anzogen, herrschte am Dienstag im frühen Handel wieder Schmalhansküchenmeister. Die Internationale Energieagentur (IEA) hatte zuvor in ihrem „Mittelfristigen Ölmarktausblick“ verlautet, dass sie auch im kommenden Jahr mit einem Überangebot an Rohöl auf dem Weltmarkt rechne. Sofort setzte am Ölmarkt Verkaufsdruck ein und die Preise machten kehrt.
Ab dem Vormittag ging es dann wieder nach oben. „Die Ölpreise setzen ihre Achterbahnfahrt der letzten Wochen fort", kommentierten Rohstoffexperten der Commerzbank. Das wechselnde Auf und Ab der Preise dürfte sich fortsetzen, bis es klare Anzeichen für einen Rückgang des Ölangebotes gebe. Am Mittag kostet ein Barrel der Nordseesorte Brent 35,56 US-Dollar. Damit verteuert sich die Referenzsorte um knapp ein Prozent zum Vortag. Der Preis für ein Barrel West Texas Intermediate (WTI) erhöht sich hingegen nur leicht auf 33,47 US-Dollar (+0,27 %).
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