Fundamentale Nachricht
13:27 Uhr, 14.10.2015

DAX: Ist die jüngste Erholung vorerst beendet?

Sorgen um Chinas Wirtschaft und der starke Euro versalzen den Finanzmarktteilnehmern die Suppe. Das Fundament des Marktes sei aktuell fragil, kommentiert die Landesbank Helaba.

Erwähnte Instrumente

DAX

Während die vergangene Woche noch ganz im Zeichen einer Erholung stand, geht es in dieser Woche am deutschen Aktienmarkt wieder bergab. Zum heutigen Handelsstart entfernte sich der DAX weiter von der 10.000-Punkte-Marke und notiert am Mittag bei 9.957 Punkten. Als Belastung erweisen sich heute die schwächer als erwartet ausgefallenen Inflationszahlen aus China, was das konjunkturelle Bild der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft weiter verdüstert. Bereits am Vortag hatte Peking schlechte Außenhandelsdaten veröffentlicht. Auch der starke Euro drückt auf die Stimmung am Aktienmarkt, da er die Exportwerte belastet. Mit der geringeren Wahrscheinlichkeit einer Zinswende in den USA noch in diesem Jahr kann die Gemeinschaftswährung wieder zulegen.

Charttechnik

Die schwache Eröffnung im DAX ließ den Kurs direkt auf der Unterstützung bei 9.911 Punkten aufsetzen, wo es zu einer leichten Erholung kam. Diese ist noch intakt und kurzfristige Gewinne auf ein neues Tageshoch sind möglich. Das schwache Aufwärtsmomentum legt jedoch nahe, dass es im Tagesverlauf einen weiteren Abwärtsschub mit neuen Tiefs bei 9.855 Punkten geben könnte.

Thema des Tages

Die nach wie vor schwache Inflation im Reich der Mitte droht zunehmend eine Gefahr für die Konjunktur zu werden. Der amtlichen Statistik folgend sind die Herstellerpreise in China im September um 5,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zurückgegangen. Der Verbrauchpreisindex zog im Berichtsmonat lediglich um 1,6 Prozent zum Vorjahr an und blieb damit ebenfalls deutlich hinter den Erwartungen zurück. Die Verbraucherpreise wurden insbesondere durch die Entwicklung im Segment Nahrungsmittel ausgebremst: Hier ging die Teuerungsrate von 3,7 Prozent im August auf 2,7 Prozent zurück. Die Preise ohne Nahrungsmittel stiegen lediglich mit einer Jahresrate von 1 Prozent gegenüber September 2014. Damit handelt es sich um den niedrigsten Anstieg seit fünf Monaten.

Bei den Produzentenpreisen steht in der Kategorie „Mining“ ein Rückgang um 21,2 Prozent zu Buche, auch bei den Roh-Materialien setzt sich mit minus 11,4 Prozent die rasante Talfahrt fort. Seit 43 Monaten fallen die Preise für die Produzenten nun bereits. Bei den Produzentenpreisen rechnen Experten perspektivisch mit entlastenden Effekten durch einen schwächeren Yuan und anziehenden Rohstoffpreisen. So sei zumindest auf Sicht der kommenden Monate keine nennenswerte Aufwertung der chinesischen Währung zu erwarten, prognostiziert die NordLB.

„Die schwache Inflation droht zunehmend auf die Gewinnsituation der Unternehmen durchzuschlagen", warnte HSBC Trinkaus. Um Deflationsgefahren gar nicht erst aufkommen zu lassen, sei von der Notenbank eine weitere deutliche Lockerung der Geldpolitik zu erwarten. Von der Commerzbank hieß es: Die vergleichsweise schwache Inflation gebe der PBoC mehr Spielraum, weitere gezielte Maßnahmen zu ergreifen. Zuletzt hatte die People's Bank of China (PBoC) am Wochenende ein Programm zur Ankurbelung von Bankdarlehen erweitert. Nach der Vorlage schwacher Außenhandelsdaten am Vortag rechnen nun die meisten Experten im dritten Quartal mit einem niedrigeren Wachstum von weniger als den offiziell ausgegebenen 7,0 Prozent.

Aktien im Blick

VW verliert einen seiner wichtigsten Hoffnungsträger aus dem Top-Management. Völlig überraschend verlässt der bisherige Skoda-Chef Winfried Vahland laut Informationen der "Auto Bild" das Unternehmen. Die Aktie kann heute dennoch zulegen, aktuell um 1,55 %.

Übernahmepoker auf dem deutschen Immobilienmarkt: Der größte Wohnungskonzern Vonovia will die Nummer zwei der Branche, die Deutsche Wohnen AG, kaufen. Damit soll der Rivale LEG Immobilien ausgestochen werden. Vonovia muss zur Finanzierung des Übernahmeangebotes sein Kapital erhöhen, die Aktie steht deshalb unter Druck (-4,32 %).

Drägerwerk senkte erneut seine Prognose für das laufende Jahr. Der Titel bricht um 17,22 % ein.

Konjunktur

Die Industrieproduktion in der Eurozone ist laut Eurostat im August um 0,5 Prozent zum Vormonat zurückgegangen. Volkswirte hatten einen Rückgang um 0,4 Prozent erwartet. Besonders schwach war die Produktion im Energiesektor.

Die Bundesregierung senkt die Prognose für das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr von um 0,1 Prozentpunkte auf 1,7 Prozent. 2016 wird unverändert ein Wachstum von 1,8 Prozent erwartet.

Der Konsumklimaindex für die 28 Länder der Europäischen Union sinkt im 3. Quartal von 10,8 auf 10,3 Punkte, wie die GfK mitteilte. Nach einem Aufwärtstrend in den ersten beiden Quartalen, hinterließe die Flüchtlingskrise nun ihre ersten Spuren, erläuterten die Nürnberger Experten.

Währungen

Der US-Dollar setzt auch zur Wochenmitte seine Talfahrt infolge der Aussicht auf noch länger unverändert niedrige US-Zinsen fort. EUR/USD notierte bislang bei 1,1427 im Hoch, obwohl die Industrieproduktion in der Eurozone enttäuschend ausfiel. GBP/USD kletterte bislang bis 1,5367 im Hoch, wobei das Pfund auch von einem Rückgang der britischen Arbeitslosenquote auf ein Siebenjahrestief profitierte.

USD/JPY gab bislang bis zutiefst 119,39 nach, während USD/CHF nach einem Anstieg der schweizerischen ZEW-Konjunkturerwartungen bei bislang 0,9545 im Tief ein frisches Dreiwochentief erreicht hat. AUD/USD notierte bislang bei 0,7278 im Hoch, nachdem der australische Westpac-Verbrauchervertrauensindex im Oktober wieder in positives Terrain gestiegen ist.

Rohstoffe

Die Ölpreise haben am Mittwoch nach leichten Gewinnen im frühen Handel ins Minus gedreht und an die Verluste der beiden Vortage angeknüpft. Händler erklärten den Preisdruck mit den schwachen Inflationsdaten aus China, was die Sorgen um die wirtschaftliche Verfassung Chinas verstärke.

Der Goldpreis setzt am Mittwoch hingegen seinen Anstieg fort und hat bei 1.175,98 US-Dollar je Unze ein frisches Dreieinhalbmonatshoch erreicht. Preisstützend wirken hier die mauen Konjunkturdaten aus China. Denn diese schüren die Erwartung, dass die Geldpolitik weiterhin locker bleibt.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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