DAX-Händler reden sich den Markt schön und kaufen
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Verglichen mit den ersten sechs Handelswochen, haben sich seit Mitte Februar die täglichen Handelsspannen im DAX merklich vergrößert. Dies muss nicht zwangsläufig als Zeichen von Angst und Unsicherheit der Marktteilnehmer interpretiert werden. Andererseits deutet das fundamentale Umfeld seit einiger Zeit auf genau diese Problematik hin. Die Unruhen in Nordafrika und im Nahen Osten, der Ölpreisanstieg, die Rekordwerte bei wichtigen Rohstoffen und Nahrungsmitteln. All das hat tatsächlich zu Verstimmungen im Aktienmarkt geführt. Dessen nicht genug, mussten Investoren in der Berichtswoche noch einen wichtigen Termin verkraften: die EZB-Ratssitzung. Die Kunde über Inflationssorgen und der damit verbundenen höchsten Wachsamkeitsstufe der Notenbanker wurde von Kommentatoren als "Überraschung" verkauft. Der Markt sei auf dem "falschen Fuß" erwischt worden. Dies mag vielleicht für einige Devisenhändler zutreffen, die vom steigenden Euro überrumpelt wurden. Aktieninvestoren machten aber nicht den Eindruck, durch die Warnungen der Zentralbanker aufgeschreckt worden zu sein.
Viel wichtiger scheint für sie: Der Markt hat die "Event-Risks" der vergangenen Woche ohne größere Blessuren überstanden. Die Handelsspanne war in der Risikowoche sogar geringer als in der vorherigen. Mittlerweile reagiert der Rohölpreis auch nicht mehr so stark auf die Krisensituation in Libyen. Die Tatsache, dass ihn keine neuen Eindeckungskäufe über die 120er Marke getrieben haben, wird positiv ausgelegt. Und dies obgleich jedem klar sein dürfte, dass ein mehrwöchiges Verharren knapp unter diesem Niveau negative volkswirtschaftliche Konsequenzen haben dürfte. Das alles zeigt: Die Marktteilnehmer begannen bereits Ende letzter Woche, sich den Markt schönzureden. Zu Beginn der laufenden Woche folgte dann das Handeln. Beim DAX hat sich im Erhebungsvergleich zwar nichts getan. Gestern sackte er aber kurzzeitig auf das tiefste Niveau seit Ende Januar. Spätestens dies war für viele, die vielleicht schon beim letzten Ausflug unter die 7.100er Marke kaufen wollten, sich aber aufgrund des vollbepackten fundamentalen Terminkalenders nicht trauten, das Signal, zuzugreifen. Dies geschah dann auch in aller Deutlichkeit. Ganze 16 Prozent der DAX-Pessimisten revidierten ihren Ausblick. 10 Prozent der Ex-Bären wagten sogar den sofortigen Wechsel ins Bullenlager. Spiegelverkehrt zur DAX-Entwicklung rückt die Zuversicht der von der Börse Frankfurt befragten Fondsmanager wieder auf das höchste Niveau seit Ende Januar vor.
Die Reaktion der vornehmlich mittelfristig eingestellten Akteure überrascht uns ein wenig. Wir vermuteten, dass sie noch weitere drei Prozent nach unten warten, bevor sie mit Käufen beginnen würden. Der mögliche Anstieg der kurzfristigen Zinsen - bis zu 75 Basispunkte hält der Markt in diesem Jahr für realistisch - irritiert sie jedenfalls nicht. Kein Grund also weiter auf fallende Aktienkurse zu setzen. D. h., entweder haben die Befragten genug an ihren Positionen verdient. Dies kann angesichts der errechneten Einstandspreise aber nahezu ausgeschlossen werden. Oder sie sehen die Aktienanlage als Alternative zum Rentenmarkt. Denn sollte es nicht nur bei einer Tonänderung der Notenbanken blieben, sondern sich daraus eine Zinswende entwickeln, werden Anleihen leiden. Die neuen Optimisten scheint das nicht weiter zu stören. Dem DAX könnte die aktuelle Konstellation aber schlecht bekommen. Denn die zukünftige Kaufbereitschaft fällt jetzt merklich geringer aus.
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