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13:30 Uhr, 16.02.2016

DAX: Erholung bereits wieder vor dem Ende

Enttäuschte Hoffnungen auf ein sinkendes Überangebot an Rohöl haben den Auftwärtstrend am deutschen Aktienmarkt am Dienstag jäh gestoppt. Die Energieminister wichtiger Förderländer einigten sich nur auf unveränderte Fördermengen, nicht auf eine Produktionskürzung, was die Ölpreise wieder unter Druck brachte.

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Ist die jüngste zweitätige Erholungsbewegung bereits Geschichte für den DAX? Am heutigen Dienstag eröffnete der Index noch freundlich, drehte aber nach einer guten Handelsstunde schnell ins Minus. Neben dem enttäuschend ausgefallenen ZEW-Konjunkturindikator sorgten wieder einmal die fallenden Ölpreise für Ernüchterung. Die Hoffnungen der Anleger auf eine Produktionsdrosselung lösten sich heute in Luft auf. Auf einem Treffen der großen Förderländer Saudi-Arabien und Russland einigten sich deren Vertreter auf unveränderte Fördermengen, was die Ölpreise unter Druck setzte.

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Den Finanzmarktteilnehmern stecken die jüngsten Börsenturbulenzen noch im Nacken. Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland gehen im Februar zum zweiten Mal in Folge zurück. Der Index verliert gegenüber Januar 9,2 Punkte und steht nun bei 1,0 Punkten. Zum Vergleich: der langfristige Mittelwert liegt bei 24,6 Punkten. „Die sich abzeichnende Abschwächung der Weltkonjunktur und die ungewissen Folgen des Ölpreisverfalls belasten die ZEW-Konjunkturerwartungen. Angesichts dieser Entwicklungen hat die Sorge um erhöhte Kreditausfallrisiken bereits Aktienkurse vieler Banken in die Knie gezwungen“, kommentierte ZEW-Ökonom Sascha Steffen.

Auch die Bewertung der konjunkturellen Lage in Deutschland verschlechtert sich. Der Index fällt um 7,4 Punkte und steht nun bei 52,3 Punkten. „Die Stimmung ist derzeit schlechter als die tatsächliche Lage", bemerkte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Grundsätzlich biete die Realwirtschaft trotz einer mäßigen globalen Entwicklung nicht den Anlass für die seit Wochen anhaltenden Marktverunsicherung, hieß es von der NordLB in einem Kommentar. Andererseits drohe sich ein länger anhaltendes schlechtes Marktsentiment irgendwann auch negativ auf das Unternehmens- und Verbrauchervertrauen auszuwirken, befürchten die Analysten. Und schwächere Stimmungsindikatoren belasten wiederum die Aktienmärkte, was sich auch heute beim DAX zeige. „Für den EZB-Rat dürfte bei der nächsten Sitzung am 10. März neben der Sorge um die geringen Inflationserwartungen das Hauptanliegen sein, diesen Teufelskreislauf zu durchbrechen“, schrieb Analyst Christian Lips: Neben einer Senkung des Einlagesatzes rechne er auch mit einer Beschleunigung der Bilanzausweitung.

Aktien im Blick

HeidelbergCement setzten sich nach guten Zahlen zunächst an die Spitze im DAX. Bernstein Research ordnete die Ergebnisse über den Erwartungen ein, was dem Papier kurzfristig Rückenwind verlieh. Nun verliert der Titel im Markttrend Halt und gibt aktuell 1 % ab.

Für Commerzbank-Aktien geht es zur Stunde um 3 % abwärts. Seit den Geschäftszahlen am Freitag hatten Papiere in der Spitze fast 30 Prozent gewonnen, bevor bereits am Montag wieder erste Gewinnmitnahmen einsetzten.

Konjunktur

Die chinesische Notenbank (PBoC) hat mehrere Reformen zur Sanierung der Wirtschaft angekündigt.

Der frühere EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark hat das Verhalten der Notenbanken erneut kritisiert. Trotz aller Beteuerungen, das weltweite Finanzsystem widerstandsfähiger zu machen und die Banken nachhaltig zu sanieren, seien Regierungen und Finanzmärkte heute abhängiger denn je vom Geld der Notenbanken, sagte er im Interview mit der „Welt“.

Die ursprünglich von elf EU-Staaten geplante Finanztransaktionssteuer steht laut Handelsblatt vor dem Aus. Zwar arbeite eine eingesetzte Arbeitsgruppe auf Beamtenebene weiter. Doch die Bundesregierung, die sich für das Projekt stark gemacht habe, stufe die Chancen auf einen Kompromiss als nur noch gering ein, heißt es in dem Bericht.

Europäische Unternehmen dürften nach einem turbulenten Börsenauftakt 2016 für Portfolio-Beruhigung sorgen, davon gehen die Experten von Allianz Global Investors aus. Sie erwarten, dass die im MSCI Europa Index vertretenen Aktiengesellschaften eine Rekord-Summe von 315 Milliarden Euro ausschütten werden — 3 Prozent mehr als im Vorjahr. Die durchschnittlich prognostizierte Dividendenrendite in Europa liegt bei 3,5 Prozent.

Währungen

Der US-Dollar gibt am Dienstag gegenüber den anderen Hauptwährungen einen Teil seiner Vortagsgewinne wieder ab. EUR/USD notierte bislang bei 1,1193 im Hoch, nachdem die deutschen ZEW-Konjunkturerwartungen zwar deutlich gesunken sind, allerdings nicht so stark wie erwartet. GBP/USD wurde bislang zuhöchst bei 1,4515 gehandelt, nachdem die britischen Verbraucherpreise wie erwartet um 0,3 Prozent im Jahresvergleich gestiegen sind.

USD/JPY fällt hingegen bislang bis 113,72 im Tief zurück, während USD/CHF bislang zutiefst bei 0,9843 gehandelt wurde. USD/NOK gibt ebenfalls nach und notierte bislang bei 8,5876 im Tief, obwohl die norwegische Wirtschaft im vierten Quartal überraschend um 1,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal geschrumpft ist.

Rohstoffe

Die Ölpreise haben am Dienstag nicht von einer Vereinbarung Saudi-Arabiens und Russlands profitiert, die ihre Förderung zumindest nicht weiter ausweiten wollen. Gegen Mittag kostete ein Barrel Brent 33,82 US-Dollar. Das ist ein Minus von 0,53 Prozent zum Fixing am Montag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI gab um 0,34 Prozent auf 32,20 US-Dollar nach. Am Morgen hatten die Ölpreise zunächst zugelegt, nachdem bekannt geworden war, dass sich Saudi-Arabien, Russland und Venezuela zu Gesprächen getroffen haben. Die Anleger hofften, dass sich die Länder auf eine gemeinsame Förderkürzung verständigen könnten. Stattdessen einigten sie sich, ihre Produktion auf dem Niveau vom 11. Januar einzufrieren.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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