Analyse
10:55 Uhr, 05.07.2018

DAX - Die Angst vor dem Crash

Der DAX zeigt sich nach den Verlusten in den letzten beiden Woche in dieser Woche wieder von der starken Seite.

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 12.449,45 Pkt (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • DAX - WKN: 846900 - ISIN: DE0008469008 - Kurs: 12.449,45 Pkt (XETRA)

In den letzten Tagen ist auf mehreren Plattformen oder auch in Zeitungen immer wieder von einem bevorstehenden Crash zu lesen und zu hören. Meine Kollegen Oliver Baron und Rene Berteit haben zu diesem Thema auch zwei interessante Artikel veröffentlicht (siehe hier und hier)

Was sagt der Chart?

Nun die Frage ist eigentlich falsch gestellt. Zum einen spricht der Chart natürlich nicht, aber zum anderen interpretiert auch jeder Charttechniker den Chart anders. Eine reine Wahrheit gibt es nicht. Charttechnik hat immer auch etwas mit Interpretation zu tun. Richtiger wäre also die Frage: „Wie interpretiere ich den Chart?“

Ich fange hier zunächst einmal mit dem ganz großen Bild an.

Der DAX startete zügig nach seiner „Geburt“ in 1988 zu einer starken Rally. Diese dauerte mit einigen kurzen Unterbrechungen bis März 2000 an und führte zu einem Allzeithoch bei 8.136 Punkten. Mit diesem Hoch begann eine Korrekturbewegung, die sich über 13 Jahre hinziehen sollte. Die beiden großen Abverkaufswellen im Zuge des Platzens der Dot.com Blase und im Zuge der Finanzkrise sind demnach Teile der Korrekturbewegung. Diese fand innerhalb eines aufsteigenden Dreiecks statt. Im Sommer 2013 kam es im zweiten Versuch zum Ausbruch aus dem Dreieck. Aus diesem Dreieck lässt sich ein langfristiges Kursziel im Bereich um 30.000 Punkte ableiten. Mehrere Jahre bewegte sich der DAX im Hinblick auf dieses Szenario auch schön nach oben, obwohl es im Jahr 2015 zu einer größeren Konsolidierung kam.

Aber seit rund einem Jahr, also seit Juni 2017, scheint irgendwie der Wurm drin zu sein. Der DAX kommt nicht mehr voran und bewegt sich im Großen und Ganzen seitwärts.

Wie lässt sich diese Seitwärtsbewegung interpretieren?

Einige Kommentatoren haben zuletzt ihre Interpretationen veröffentlicht und sehen in dieser Seitwärtsbewegung ein SKS. Dabei wäre die Erholung nach dem Jahrestief bei 11.726 Punkten zuletzt mit einem Doppeltop beendet worden. Dieses Doppeltop wurde in der letzten Woche vollendet.

Nun diese Interpretation hat etwas für sich und ist grundsätzlich nicht einfach falsch. Aber entscheidend bei dieser Interpretation ist folgendes: Eine Topformation und damit auch diese SKS ist immer erst dann vollendet, wenn die Nackenlinie signifikant durchbrochen wurde. Diese Nackenlinie liegt aktuell bei ca. 11.656 Punkten. Bei einem aktuellen Kurs von rund 12.450 Punkten ist der Index also noch ein ganzes Stück von dieser Nackenlinie entfernt. Damit ist die SKS-Topformation nicht vollendet. Korrekter wäre demnach zu sagen: Im DAX droht die Ausbildung einer Topformation. Zwar lässt sich das Kursziel noch nicht exakt bestimmen, da der Durchbruchspunkt durch die Nackenlinie, die leicht abfällt, noch nicht bekannt ist. Aber eine grobe Schätzung lässt sich abgeben. Dieses Ziel würde im Bereich um 10.000 Punkte liegen.

DAX-SKS-Variante
Statischer Chart
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    L&S

Aber man kann diese Bewegung des letzten Jahres auch auf eine ganz andere Weise interpretieren. Denn diese Bewegung kann auch als Wolfe Wave Kaufformation im Aufwärtstrend angesehen werden. Zur Identifikation einer solchen Formation gibt es einige wenige Regeln.

  1. Nach einem ersten Hoch muss ein kleines Korrekturtief ausgebildet werden (Punkt 1)
  2. Nach dieser Korrektur muss ein neues Rallyhoch erreicht werden (Punkt 2)
  3. Anschließend kommt es zu einer scharfen Korrektur, die den Basiswert unter den Punkt 1 führt (Punkt 3)
  4. Ausgehend von diesem Tief kommt es noch einmal zu einer Rally, die den Basiswert auf jeden Fall über den Punkt 1 führen muss
  5. Ausgehend vom Punkt 1 werden nun 2 Linien in den Chart gezeichnet. Die erste Linie verbindet die Punkte 1 und 3. In der Verlängerung dieser Linie befindet sich ein potenzieller Kaufbereich (Punkt 5). Zudem werden die Punkte 1 und 4 über eine Linie miteinander verbunden. Diese Linie stellt die Zielzone dar.

Diese Formation gleicht einer SKS-Topformation mit abfallender Nackenlinie.

Nach dieser Interpretation des Charts sollte der DAX kurzfristig noch einmal fallen. Im Idealfall bildet er sogar ein neues Tief aus und klettert danach deutlich, eben bis an die Verbindungslinie der Punkte 1 und 4. Dies würde Kursgewinne in Richtung 14.000 – 14.500 Punkte bedeuten.

DAX-WolfeWave-Variante
Statischer Chart
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    L&S

Im Punkt 4 bzw. an der rechten Schulter vollendete der DAX in der letzten Woche ein Doppeltop. Die Nackenlinie dieser Topformation liegt bei 12.547 Punkten. In der letzten Woche fiel der DAX bereits auf 12.104 Punkte und erholt sich in dieser Woche. Dabei kommt es bisher noch zu keiner Rückkehr über die Nackenlinie. Das Doppeltop ist also im charttechnischen Sinne noch immer gültig. Bei ca. 11.926 Punkten verläuft in dieser Woche der Aufwärtstrend seit März 2009. Damit liegt der Aufwärtstrend im Moment nahezu exakt auf dem Kursziel aus dem Doppeltop.

Fazit: Vorsicht ist angebracht, Panik aber fehl am Platz

Kurzfristig dürfte der DAX wieder etwas abfallen. Ein Rückfall bis ca. 11.926 Punkte und sogar in den Bereich der Nackenlinie der SKS bzw. Verbindung der Punkte 1 und 3 ist durchaus möglich. Ein erstes Kaufsignal ergäbe sich mit einer stabilen Rückkehr über 12.547 Punkte. Ein weiteres erst mit dem Bruch des Abwärtstrends seit Januar 2018. Der liegt aktuell knapp über 13.100 Punkte.

Wie es um die mittelfristige Entwicklung steht, lässt sich aktuell kaum prognostizieren. Die beiden meiner Ansicht nach zur Verfügung stehenden Interpretationsvarianten des Kursverlaufs sind völlig entgegengesetzt. In beiden Fällen ergibt sich aber nach Klärung der Situation hohes Potenzial. Daher kann man diese durchaus abwarten und sich erst anschließend entsprechend positionieren. Aufgrund der unklaren mittelfristigen Lage ist allerdings Vorsicht angebracht. Aber Vorsicht ist eigentlich immer angesagt.

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3 Kommentare

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  • thomas84
    thomas84

    Nikkei 225 hat am meisten Potenzial sofern er bis morgen wieder über 22300 geht was ich ihm absolut locker zutraue

    12:24 Uhr, 05.07. 2018
  • thomas84
    thomas84

    wir werden ab jetzt ein starke Rallyphase haben Nikkei zu 23000+ bedeutet für Dax und CO sicher Richtung 13500 +aber Focus Nikkei 225 es wird grün wie lange nicht mehr, das Timing muss sitzen für Long jetzt schauen wir

    11:24 Uhr, 05.07. 2018
  • Marco Soda
    Marco Soda

    Dieser Kom . fängt sehr gut an, Ende ist leider ein Zeichen der Ratlosigkeit. Geeignet in einem Jahr wieder zu Zeigen " Ich habe es ja gesagt " In neige zur SKS und werde diese als Daytrader immer Kopf haben , Longs max 50 % , shorts immer 100 %

    11:16 Uhr, 05.07. 2018

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Über den Experten

Alexander Paulus
Alexander Paulus
Technischer Analyst und Trader

Alexander Paulus kam zunächst über Börsenspiele in der Schule mit der Börse in Kontakt. 1997 kaufte er sich seine erste Aktie. Nach einigen Glückstreffern schmolz aber in der Asienkrise 1998 der Depotbestand auf Null. Da ihm das nicht noch einmal passieren sollte, beschäftigte er sich mit der klassischen Charttechnik und veröffentlichte seine Analysen in verschiedenen Foren. Über eine Zwischenstation kam er im April 2004 zur stock3 AG (damals BörseGo AG) und veröffentlicht seitdem seine Analysen auf stock3.com (ehemals GodmodeTrader.de)

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