Fundamentale Nachricht
13:25 Uhr, 24.02.2016

DAX bricht im Gleichklang mit fallenden Ölpreisen ein

Die Ölpreise fallen wieder und drücken den DAX. Sämtliche Titel notieren im Minus. Einzige Ausnahme: Nach Spitzenzahlen und einer erhöhten Dividende legen die Fresenius-Papiere einsam zu.

Erwähnte Instrumente

DAX

Der Deutsche Leitindex ist am Mittwoch angesichts weiter fallender Ölpreise wieder im Rückwärtsgang. Gegen Mittag verliert das Marktbarometer 2,56 Prozent und setzt auf 9.179 Punkte zurück. Bereits gestern hatte der DAX knapp 2 Prozent an Wert verloren. Für den technologielastigen TecDax geht es heute sogar um bis zu 4,25 Prozent nach unten. Hier belastete ein Kurseinbruch des Index-Schwergewichts Wirecard zusätzlich.

Das Aufwärtsmomentum der vorherigen Handelstage am Aktienmarkt scheint vorüber. Alles dreht und wendet sich offenbar mit dem Ölpreis, der als Konjunkturindikator derzeit besondere Beachtung findet. Deren zwischenzeitliche Erholung hatte zuletzt auch den DAX gestützt, der zum Wochenauftakt fast bis auf 9.600 Punkte geklettert war. Aber auch die Unsicherheit um einen Austritt Großbritanniens drückt auf die Stimmung. Der Rückgang des Pfunds und die schwache Wirtschaft auf der Insel üben eine negative Sogwirkung auf die Konjunktur der Eurozone aus.

Charttechnik

Der DAX hat kurzfristig Schwierigkeiten, was allein angesichts des aktuell hohen Minus deutlich wird. Selbst nach einer gewissen Stabilisierung muss damit gerechnet werden, dass der Index weiter auf kurzfristig neue Tiefs zurückfällt. Die nächste Unterstützung läge bei ca. 9.100 Punkten, während 9.320/340 Punkte als erste Widerstandszone auszumachen ist.

Thema des Tages

Bundesbankpräsident Jens Weidmann hat erneut auf die Risiken einer extrem lockeren Geldpolitik hingewiesen. Der Bundesbanker bekräftigte am Mittwoch in Frankfurt, eine weitere Ausweitung der Geldschwemme der Europäischen Zentralbank brächte "längerfristige Risiken und Nebenwirkungen mit sich, die nicht einfach ausgeblendet werden können“. Die Notenbanken seien bereits durch die laufenden Anleihenkäufe zum größter Gläubiger der Staaten des Eurosystems geworden. Hätten sich die Regierungen erst einmal an das billige Zentralbankgeld gewöhnt, „könnte der Druck zunehmen, das geldpolitische Programm länger aufrechtzuerhalten, als es für die Preisstabilität geboten wäre".

EZB-Präsident Mario Draghi hatte jüngst nochmals wiederholt, dass der EZB-Rat seinen geldpolitischen Kurs auf seiner nächsten Sitzung Anfang März überprüfen und gegebenenfalls überdenken werde. Nach Lesart von Draghi soll eine weitere Lockerung der Geldpolitik die Konjunktur ankurbeln und die derzeit extrem niedrige Inflation nach oben treiben. Gerade in der ersten Jahreshälfte sind vorübergehend wegen der niedrigen Ölpreise auch wieder Inflationsraten unter Null denkbar", sagte Weidmann. Er betonte aber zugleich: „Es besteht überhaupt kein Anlass zur Schwarzmalerei. Alles in allem sind die wirtschaftlichen Aussichten des Euroraums weiter nach oben gerichtet“.

Aktien im Blick

Die Aktien des Medizinkonzerns Fresenius verteuern sich als einziger Gewinner im DAX um akt. 1,8 %. Der Medizinkonzern rechnet nach einem Spitzenjahr und einem Rekordgewinn für 2015 mit weiteren Zuwächsen. Die Dividende des Konzerns soll um ein Viertel steigen.

Schlechter als erwartet ausgefallene Ergebnisse für das vierte Quartal belasten dagegen Fresenius Medical Care-Titel (-1,59 %).

Wirecard-Aktien notieren aktuell noch mit 13,20 % im Minus. Zwischenzeitlich büßte der Titel heute sogar 20 % ein. Was war geschehen? Händler verwiesen auf einen Bericht im Internet von einem Research-Dienst, der sehr negativ ausfalle. Es handelt sich um eine Studie von Zatarra Research, die gegenüber Wirecard den Vorwurf der Geldwäsche erhebt und zum Verkauf des Titels rät. Der Zahlungsabwickler hat mittlerweile reagiert und die Vorwürfe als haltlos zurückgewiesen. Die Anschuldigungen gegen Wirecard seien verleumderisch und gänzlich unwahr, so der Konzern. Wirecard habe rechtliche Schritte gegen den „dubiosen" Urheber eingeleitet.

Hugo-Boss-Aktien hatten am Dienstag nach einem enttäuschenden Gewinnausblick rund 20 % ihres Wertes verloren. Auch heute geht der Ausverkauf weiter (-7,82 %).

Konjunktur

Die Deutsche Bundesbank hat 2015 einen Überschuss von 3,2 Milliarden Euro erzielt. Der Gewinn wurde gemäß § 27 Nr. 2 Bundesbankgesetz in voller Höhe an den Bund überwiesen.

Die deutschen Industriefirmen gehen von einem langsameren Wachstum ihrer Exporte aus. Die ifo-Exporterwartungen sanken im Februar auf 4,5 Saldenpunkte, nach 7,4 im Vormonat.

Nach Ansicht von Kansas City Fed Präsidentin Esther George sollte die US-Notenbank Mitte März eine Erhöhung der Leitzinsen in Betracht ziehen. Der wirtschaftliche Ausblick habe sich seit Dezember nicht verändert.

Währungen

Die Risikoaversion hat auch den Devisenmarkt zur Wochenmitte fest im Griff. Während EUR/USD und GBP/USD infolge des drohenden „Brexits“ nachgeben, ist der Yen als „sicherer Hafen“ gefragt und legt gegenüber dem Greenback zu. EUR/USD setzt seine Korrektur nach Erreichen eines Dreieinhalbmonatshochs am 11. Februar 2016 bei 1,1376 fort und notierte bislang bei 1,0971 im Tief. GBP/USD erreichte bei 1,3878 ein frisches Siebenjahrestief.

USD/JPY fällt infolge erneuter Verluste an den internationalen Aktienmärkten und den Ölpreisen bislang bis 111,61 im Tief zurück. USD/CHF erholt sich von seinen deutlichen Vortagsverlusten nach kritischen Kommentaren von SNB-Chef Jordan und notierte bislang bei 0,9954 im Hoch. Der schweizerische UBS-Konsumindikator ist im Januar auf 1,66 Punkte gestiegen.

Rohstoffe

In der US-Fracking-Industrie geht die schiere Angst um. Die Ölpreisschwemme mit darauf folgendem Ölpreisverfall bedroht zunehmend die Existenz der Schiefergas-Industrie. „Die Branche kommt gehörig unter Druck“, sagte IEA-Chef Fatih Birol dem Handelsblatt.

Nach den Aussagen des saudischen Ölministers Ali Al-Naimi, der Produktionskürzungen trotz eines zu starken Angebots auf dem Weltmarkt eine klare Absage erteilte, gaben die Ölpreise wieder deutlich nach. Al-Naimi setze darauf, dass sich weitere Förderländer der Einigung auf das Einfrieren der Ölproduktion auf dem Januar-Niveau anschließen werden und der Ölmarkt auch dank einer steigenden Nachfrage wieder ins Gleichgewicht komme, kommentierten Rohstoffexperten der Commerzbank.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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