Kommentar
09:30 Uhr, 05.10.2016

Das sind die 4 großen Brexit-Irrtümer

Die Briten führen die Welt an der Nase herum. Ganz besonders trifft dies auf Investmentbanken zu.

Erwähnte Instrumente

Nach dem Brexit-Votum war allen sofort klar, dass:

1. Die britische Wirtschaft abstürzt
2. Das Pfund massiv einbrechen wird
3. Die Regierung den Brexit nicht durchzieht
4. Britische Aktien verlieren

Keine dieser Vorhersagen ist so richtig eingetroffen. Nun kann man innehalten und fragen, was mit Punkt Nummer 2 los ist. Das Pfund ist schließlich deutlich eingebrochen und erreicht ein neues Post-Referendum-Tief. Das gilt sowohl gegenüber dem Euro als auch gegenüber dem Dollar. Gegenüber dem Euro markiert das Pfund ein Mehrjahrestief. Gegenüber dem Dollar kommt es zum tiefsten Kurs seit über drei Jahrzehnten.

Die Aussage, dass das Pfund abstürzen würde, war also eigentlich gar nicht so falsch. Viele Investmentbanken kamen bereits wenige Tage mit dem Referendum mit abenteuerlichen Kurszielen in die Öffentlichkeit. Die meisten Investmenthäuser sahen vom damaligen Kurs (1,30 gegenüber dem USD) Abwärtspotential von 10 % bis 20 %. Wären die Banken bei ihrer Einschätzung geblieben, wäre nun alles gut. Sie blieben jedoch nicht dabei.

Als sich im August herausstellte, dass die britischen Bürger weiterhin brav konsumieren und die Stimmung sowohl bei Verbrauchern als auch Unternehmen auf eine Expansion hindeutete, wurden die Kursziele kräftig revidiert. Einige Investmentbanken gingen plötzlich nicht mehr von einem weiteren Kursverfall aus, sondern teils von einem Kursanstieg.

Die Revisionen der Kursziele bis Jahresende folgten neuen Vorhersagen beim Wirtschaftswachstum. Credit Suisse sagte zunächst einen deutlichen Rückgang des Wachstums in diesem Jahr voraus. Die britische Wirtschaft sollte 2016 nur noch 1 % wachsen, nachdem sie 2015 gut 2,5 % gewachsen war. Nach den guten Wirtschaftsdaten wurde das Wachstum rasch wieder nach oben revidiert, auf 1,9 %.

Innerhalb von wenigen Wochen wurden die Vorhersagen erst in den Keller verlegt und nun wieder deutlich nach oben gefahren. Just in diesem Moment kommt die britische Regierung mit der Ansage, dass es einen harten Schnitt geben soll. Beginnen wird dieser Schnitt mit dem Verhandlungsbeginn, voraussichtlich im April 2017. Nun verliert das Pfund deutlich an Boden. Vermutlich werden auch wieder die Stimmungsindikatoren etwas nachgeben. Wenn die Banken nun noch einmal in die Falle tappen und kurzfristigen Indikatoren hinterherrennen und ihre Prognosen anpassen, dann wird es bedenklich. Die Urpsrungsprognose erwies sich scheinbar als falsch. Sie wurde korrigiert. Nun scheint sich die Korrektur als falsch zu erweisen.

Bei all dem Hin und Her ist immerhin Eines konstant: britische Aktien steigen. Ein neues Allzeithoch ist greifbar. Wie die Grafik zeigt ist das jedoch kein uneingeschränkter Grund zur Freude. In Euro gerechnet hat der Leitindex seine bisherigen Hochs deutlich hinter sich gelassen. Da das Pfund deutlich an Wert verloren hat, sind auch die Aktienkurse, wenn man sie in eine andere Währung umrechnet, nun niedriger. Aktien haben weniger gewonnen als das Pfund verloren hat.

Unterm Strich kann man sagen, dass bisher keine Prognose eintrat. Die Korrektur der Prognosen kann sich nun ebenfalls als falsch herausstellen. Das ist schon ein Kunststück.

Clemens Schmale

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4 Kommentare

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  • Gone Fishing
    Gone Fishing

    Die Abwertung des Pfund ist Grundvorraussetzung für einen langfristig erfolgreichen Brexit.

    1. die nationale Wirtschaft wird gestärkt, Briten bevorzugen wieder inländische Produkte; es wird wieder interessant zu produzieren und in nationale Produktionsbetriebe zu investieren

    2. Exporte werden konkurrenzfähig

    3. tendenziell wird weniger importiert

    Die Pfund-Abwertung war nicht höher als die Euro-Abwertung als Draghi seine Druckerei angekündigt hat, gegenüber dem USD hat der Euro langfristig auch 20% und drüber verloren.

    Wenn die Briten clever genug waren, sind die ca. 540 Milliarden Verbindlichkeiten an Deutschland in Pfund ausgewiesen statt in Euro.

    17:09 Uhr, 07.10. 2016
  • GEZet
    GEZet

    mann bin ich froh eu-bürger zu sein, läuft alles super!

    09:34 Uhr, 06.10. 2016
  • MDADVISORY
    MDADVISORY

    Vor dem Brexit lag das Pfund bei 1,54 zu Dollar, jetzt 1,27 >> ist das kein Einbruch? Bitte mal die Augen aufmachen.

    17:10 Uhr, 05.10. 2016
  • shark
    shark

    Hr.Schmale,das Britische Pfund ist massiv abgestürzt in sehr kurzer Zeit -da unterliegen sie einem Wahrnehmungsdefizit. und ob die Regierung den Brexit durchzieht werden wir sehen.

    Die übrigen Bewegungen,Aktienmarkt und Wirtschaft, sind Folge der Pfund-Abwertung-dies wird allerdings nur temporär anhalten.

    14:13 Uhr, 05.10. 2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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