Covid-19 rückt "Liquidität" und "Zentralbankenpolitik" in den Fokus der Investoren
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Mit der Finanzkrise 2008 sind Marktliquidität und Zentralbankmaßnahmen bereits zu entscheidenden Anlagekriterien geworden. Für Investoren sind sie heute gleichbedeutend mit traditionellen Variablen wie das Kreditrisiko und der Zinssatz. In den heute stark automatisierten Märkten bekommen die Parameter in der Pandemie eine neue Dimension. Mit nachhaltigen Folgen für Investoren.
Die Corona-Virus-Pandemie und die daraufhin ergriffenen Lockdown-Maßnahmen haben an den Märkten in den vergangenen Wochen zu extremen Bewegungen geführt. Die Marktstruktur hat sich in den letzten zehn Jahren signifikant verändert. Mit einem Handelsvolumen von fast 90 Prozent bestimmen hauptsächlich automatisierte und nicht fundamental-getriebene Anlageentscheidungen den Markt. Es zeigt sich, dass dies die Märkte besonders anfällig für Krisen-Situationen macht: „Die Liquidität verflüchtigte sich rapide aufgrund des Markstresses durch Covid-19 und die Volatilität hielt mit scharfen Ausschlägen, sowohl nach unten als auch nach oben, Einzug“, so Giorgio Caputo, Senior Fund Manager und Leiter des Multi-Asset-Value-Teams von J O Hambro Capital Management (JOHCM). Doch dies ist laut dem Fondsmanager nur ein Aspekt der neuen Anlagewelt: „In dem neuen Marktumfeld bekommen die Variablen Liquidität und Zentralbankmaßnahmen eine neue Dimension. Für Investoren ist es jetzt wichtig, strukturelle Marktveränderungen umfassend zu verstehen und ihre langfristige Investmentstrategie entsprechend anzupassen.“
Enorme Liquiditätsschwankungen in bedeutenden Marktsegmenten
Enorme Liquiditätsschwankungen in bedeutenden Marktsegmenten wie beispielsweise Staatsanleihen, Commercial Paper oder Unternehmensschuldtitel sind kennzeichnend für die vergangenen Monate. Dies führte dazu, dass Investoren wie ETFs, Hedge-Fonds oder Geldmarktfonds zu Beginn der Covid-19- Pandemie regelrecht gelähmt waren. Zudem waren Banken durch regulatorische Beschränkungen nur begrenzt in der Lage, Risiken zu übernehmen. Die Zentralbanken engagierten sich in Folge der Pandemie verstärkt und zeitnah in verschiedenen Marktbereichen, um die Marktliquidität aufrechtzuerhalten. Im Ergebnis wurden die Programme der Zentralbanken angepasst und neue aufgelegt. Für Investoren wurden damit Liquidität aber auch die Zentralbankmaßnahmen zu bedeutenden Variablen für ihre Investitionsentscheidungen.
Zusammenspiel Liquidität und Zentralbank
Investoren, die neben den traditionellen Anlagekriterien Liquidität und Zentralbankmaßnahmen im Blick haben, können Chancen nutzen. Laut dem Experten ist es wichtiger denn je, Flexibilität zu beweisen. Beispielsweise sah das Team um Caputo Mitte März durch Liquidität getriebene Verwerfungen an den Anleihemärkten im Investment-Grade-Bereich bei einigen der solventesten Unternehmen der Welt. Die Kaufgelegenheiten versiegten jedoch kurzfristig durch Maßnahmen der Zentralbanken, bei US-Versorgern sieht das Team aber weiterhin auf der Aktienseite Potenzial. „Marktereignisse wie diese, die über verschiedene Anlageklassen wirken und damit Kaufgelegenheiten bieten, sehen wir vermehrt“, so Caputo. Insbesondere im Deep Value Bereich gebe es attraktive Chancen.
Anleger flüchten aktuell in sichere Häfen
Als Value-Investor ist es für Caputo vor allem entscheidend, jene Titel zu finden, die günstig gekauft werden können und längerfristig Gewinn abwerfen beziehungsweise eine Perspektive haben. Da sich die Assetklassen aktuell vom Sturm erholen, sind jedoch selbst die riskanteren Assets nicht mehr günstig bepreist. Anleger flüchten aktuell in sichere Häfen wie die Gesundheits- und Technologiebranche – Anlass genug, nach Value in jenen Sektoren Ausschau zu halten, die am meisten unter der Corona-Krise leiden. Dies sind nach Meinung von Caputo überwiegend zyklische Branchen sowie die Reise- und Unterhaltungsindustrie, aber auch im Finanzwesen sowie im Bau- und Immobilienwesen sieht der Experte langfristig Potenzial. „Wir kaufen dann, wenn andere verkaufen – wir schwimmen nicht mit der Menge, sondern gegen den Strom“, so Giorgio Caputo.
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