Fundamentale Nachricht
13:05 Uhr, 11.02.2021

Income Fonds gehören zu den schlimmsten ESG-Sündern

„Income“ Fonds gehören laut Giorgio Caputo, Senior Fund Manager und Leiter des Multi-Asset-Value-Teams von J O Hambro Capital Management (JOHCM), aktuell zu den schlimmsten ESG-Sündern, mit hohen Anteilen an Tabak- und Ölfirmen. Das sei schlecht für die Umwelt und langfristig auch für das Portfolio.

Ertragsorientierte Strategien, sogenannten „Income“ Fonds sind Investmentfonds oder ETFs, die vorrangig in laufende Erträge investieren. Dabei werden sie oft als risikoärmer angesehen als Fonds, die Kapitalgewinne priorisieren. Sie gehören jedoch aktuell zu den schlimmsten ESG-Sündern, mit hohen Anteilen an Tabak- und Ölfirmen. Das ist schlecht für die Umwelt und langfristig auch für das Portfolio.

„Die Energiewende könnte für die Weltwirtschaft genauso bedeutend sein, wie es die Digitalisierung gewesen ist,“ sagt Giorgio Caputo, Senior Fund Manager und Leiter des Multi-Asset-Value-Teams von J O Hambro Capital Management (JOHCM). Die Zeichen stehen seiner Meinung nach eindeutig auf Wandel. Trotz eines Ölpreis-Anstiegs 2020 dürfte der langfristige Trend rückläufig sein, so der Experte. Die US Energy Information Agency schätzt, dass die globale Rohölproduktion 2020 um etwa 6,3 Prozent gesunken ist, in den Jahren 2021-2022 jedoch wieder steigen dürfte. Dennoch ist die Verlagerung zu erneuerbaren Energiequellen absehbar. „Die längerfristigen Auswirkungen sind tiefgreifend und unter dem Strich vorteilhaft für das Klima und die Weltwirtschaft. Das sollten auch Einkommens-Investoren einplanen und das Portfolio dahingehend überdenken“, so Caputo weiter.

"Green Value" steht für das neue Wachstum

Income Fonds sind für Anleger attraktiv, die vorhersehbare monatliche Erträge erzielen möchten. Hierzu zählen auch Dividenden-Fonds. Historisch gesehen haben Dividenden einen bedeutenden Prozentsatz der langfristigen Gesamtrendite einer Aktie ausgemacht. Sektoren wie Versorger oder auch die Energiebranche sind hier nur einige Schwergewichte, die sich in Dividenden-Indizes finden lassen. „Oft weisen aber genau jene Unternehmen keinen "Paris-konformen" Dekarbonisierungsplan auf. Am Ende wird das Geschäftsmodell entscheiden, wer sich nach der Pandemie behaupten wird“, erläutert der Anlageexperte von J O Hambro. Langfristig würden nicht nur die wirtschaftliche Not die Ausschüttungen nach unten korrigieren, sondern auch die gesellschaftlichen Erwartungen. Caputo und sein Team haben sich daher kürzlich in den von ihnen verwalteten Fonds komplett von Tabakaktien getrennt. Dafür hat das Fondsmanagement Anteile an einem weltweit führenden „grünen“ Versorger in seine Top Ten aufgenommen.

Zukunftsszenario: steigende Zinsen

Die Bekanntgabe der erfolgreichen Studien für die Impfstoffe von Pfizer BioNTech und Moderna Anfang November in Kombination mit dem europäischen "Green Deal" sowie die Erwartung auf weitere Konjunkturimpulse durch einen nunmehr demokratischen US-Kongress und -Präsidenten haben Hoffnungen geweckt. Es bleibt abzuwarten, wie viel Stimulus letztlich vom US-Kongress kommen wird und wie schnell die Mittel des europäischen Green Deals tatsächlich ausgegeben werden. „Dennoch könnten steigende Zinsen, Rohstoffinflation sowie eine stärkeren Performance von Finanzwerten und Schwellenländern ein Echo auf das Jahrzehnt der 2000er Jahre sein, so Caputo“. Die Wahl zum US-Senat am 5. Januar sei ein gutes Beispiel dafür gewesen, wie dies in der Praxis funktionieren kann. Bei Werkstoffen, Finanzwerten und anderen zyklischen Unternehmen konnten seit Anfang Januar starke Renditen erzielt werden. Gleichzeitig stiegen mit der demokratischen Mehrheit im US-Senat die Zinssätze, ausgelöst durch den potenziell inflationären Stimululus. In dem Zuge legten auch Aktien von Versorgern zu. Insbesondere solche, die stark im Bereich der erneuerbaren Energien sind. „Dies zeigt eindrücklich, wie nachhaltige Wachstumsaussichten auch die Auswirkungen steigender Zinsen abschirmen können“, erklärt Caputo. Ein weiterer Aspekt, der die Integration von ESG-Aspekten für Value Investoren attraktiv macht“, schließt der Experte.

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