Zinswende
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Der deutsche Aktienindex ist auf Rekordmodus, der Nasdaq verzeichnet bedeutende Verluste. Diese Woche wurde Börsenhistorie geschrieben. Die Zinswende zeichnet sich ab. Erneut zeigt sich seit Ausbruch von Covid-19 ein Paradigmenwechsel für Anleger. In diesem Umfeld kommen auch Einzeltitelinvestments nicht mehr ohne Makro-Blick aus. Das hat weitreichende Folgen für Investoren.
Wachstumsprognosen für das Jahr 2021 vergleichbar mit den 1980er Jahren prägen den Markt. Hinzu kommen steigende Renditeniveaus. Doch die Welt dreht sich heute anders. Es gibt keine Blaupause, die Anleger kopieren können. Bis zur Finanzkrise folgten nominale Anleiherenditen dem nominalen BIP-Wachstum. Folglich müssten die heutigen Renditen bedeutend höher liegen. „Sollte sich nach fast vier Jahrzehnten fallender Zinsen ein Wendepunkt abzeichnen, müssen viele Backtesting-Schlussfolgerungen verworfen werden, die bislang als Modellrechnung für den erwarteten Erfolg verschiedenster Anlagestrategien herangezogen wurden, so Giorgio Caputo, Senior Fund Manager und Leiter des Multi-Asset-Value-Teams von J O Hambro Capital Management (JOHCM). Dazu zählt nach Meinung des Experten auch die Bewertung hochwertiger defensiver Anlagen, die vielen Investoren als Basisinvestment dienen. So könnten beispielsweise Unternehmensanleihen mit Bonitätsratings im Investment Grade Bereich 2021 nach einer andauernden Schwächephase wieder attraktiv werden.
Real- versus Nominalzins
Mit Zinsspannen, die sich aktuell einem Allzeittief nähern, sollten Investoren ihre festverzinsliche Anlage heute jedoch grundlegend überdenken. Hilfreich sei zukünftig die Betrachtung des Nominal- wie auch des Realzinses. Der Realzins wird meist als Zinssatz abzüglich der erwarteten Inflationsrate verstanden. Mit aktuellen Werten unter eins gilt es nach Meinung von Caputo heute zunehmend nach Alternativen zu suchen. Vermögenswerte wie langfristige Anleihen sowie alternative Anlagen wie Gold profitierten beispielsweise von fallenden Realzinsen. Zudem setzten nach Einschätzung von Caputo viele Investoren den Fokus weiterhin zu stark auf die Nominalzinsen und ignorierten dabei die Inflationserwartungen. „Wenn die Realzinsen niedrig bleiben, bedeuten steigende 10-jährige Anleiherenditen damit nicht zwangsläufig, dass die Politik restriktiv und damit Inflationseindämmend ist. Auch Zykliker wie Finanzwerte und Inflationsabsicherungen wie Rohstoffe können in so einem Umfeld notwendige Portfolioelemente werden“, so der Experte. „Es spricht einiges dafür, die Gegenwart im Auge zu behalten und aktuell einen Plan für verschiedene Szenarien zu entwickeln. In so einem Umfeld, gibt es viel, was Bottom-up-Investoren und damit auch wir lernen können. Aktuell empfiehlt sich der gelegentliche Blick abseits der Finanzberichte“, so Giorgio Caputo.
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