Commerzbank: Abwertung der eigenen Währung führt zu Inflation
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Frankfurt (BoerseGo.de) – Eine starke Währung ist für exportabhängige Länder ein gewaltiger Nachteil. Durch eine hohe Landeswährung werden die Exportgüter automatisch teurer. Die Angst vor einer starken Währung treibt Regierungen rund um den Globus derzeit zu immer drastischeren Einriffen. Jüngst hat Japan angekündigt, im großen Stil mit Dollar-Stützungskäufen direkt in den Devisenmarkt zu intervenieren, um den starken Yen zu schwächen. Es war die erste Devisenmarkt-Aktion der Japaner seit März 2004. Die großen japanischen Exportunternehmen haben den Eingriff der Regierung am Devisenmarkt prompt mit Applaus bedacht.
Ähnliche Nachrichten sind derzeit auch aus der Schweiz und den Vereinigten Staaten zu vernehmen. Mit seiner Intervention nimmt Japan aber auch China aus der Schusslinie – Tokios Maßnahmen zur Exportförderung wurden von Europa und den USA nicht nur nicht unterstützt, man quittierte sie mit eisigem Schweigen. Denn alle Staaten wollen derzeit ihre Ausfuhren erhöhen und die Importe begrenzen. "Man könnte derzeit den Eindruck bekommen, dass es für eine Volkswirtschaft kaum etwas Besseres gibt, als eine abwertende Währung", schreibt die Commerzbank in einer Studie.
Aus Sicht der Commerzbank-Research- Experten ist die weltweite Politik, den eigenen Exportsektor durch eine schwache Währung in seiner preislichen Wettbewerbsfähigkeit zu unterstützen, nicht ungefährlich. Zwar seien die von den Politikern angestrebten Effekte für die heimische Wirtschaft nur sehr kurzfristiger Natur, schreibt die Commerzbank. Mittelfristig führten diese aber vor allem zu höherer Inflation. Dies strebt insbesondere die Schweiz an, da dort nach wie vor die Sorge vor einer Deflation umgeht.
Währungs-Probleme gibt es auch wieder an der USA-China-Front. US-Finanzminister Timothy Geithner warf erst am Donnerstag der Führung in Peking vor, den chinesischen Yuan nicht entschlossen genug aufzuwerten. Geithner hat allen Grund zur Unzufriedenheit: Das Handelsbilanzdefizit der USA mit China lag in der ersten Hälfte des laufenden Jahres bei knapp 129 Milliarden Dollar. Im zweiten Quartal drückte das Minus im Außenhandel das US-Wirtschaftswachstum um 3,4 Prozent. Zudem hat sich die Regierung vorgenommen, innerhalb von fünf Jahren die amerikanischen Exporte zu verdoppeln. China weißt die Kritik zurück, schließlich basiert sein eigener Boom stark auf der Ausfuhr preiswerter Produkte. „Ich möchte hervorheben, dass eine Aufwertung des Yuan nicht das Defizit- und Arbeitslosigkeitsproblem der USA löst“, konterte Peking. Gleichzeitig hält der Druck auf das Land aber an.
Deutschland fährt seit langem die Exportstrategie. Auch der aktuelle Boom der Investitionen in Ländern wie Taiwan, Malaysia oder Thailand wurzelt „ohne Zweifel in den Ausfuhren“, so die Bank of America. Neu ist, dass nun auch Staaten wie Spanien, Portugal oder Griechenland auf die Export-Karte setzen – weil sie es müssen. „Angesichts der schwachen Inlandsnachfrage – hohe Arbeitslosigkeit, Sparprogramme, Druck auf die Löhne – ist der Ausblick für Südeuropa auf absehbare Zeit düster“, so die Analysten der Credit Suisse.
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