Citi-Investmentbarometer: Zinserwartungen fallen ins Negative, Gold steigt in der Gunst der Anleger
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Was sich in diesem Jahr in den ersten sechs Monaten an den Aktienmärkten ereignete, kann getrost als historisch bezeichnet werden. Noch nie in der jüngeren Börsengeschichte ging es mit den Kursen zunächst so rapide nach unten und noch nie folgte einem solch schweren Crash eine so schnelle und starke Erholung - so weit, so gut, so bekannt. Die entscheidende Frage lautet jedoch nun: Was kommt als nächstes? Spannende Einblicke in die Psyche der Anleger liefert das neue Citi-Investmentbarometer.
In den Zins- und Goldpreiserwartungen schwingt noch Corona mit
Das Zins-Sentiment im Citi-Investmentbarometer ist von +9 auf -11 Punkte signifikant – und damit sogar wieder in den negativen Bereich – gefallen. Werte zwischen +100 und -100 Punkten sind in der Erhebung möglich. Die Marktteilnehmer scheinen aktuell also kaum Vertrauen in eine nachhaltige Erholung der Wirtschaft zu haben, da sie zunehmend von sinkenden Zinsen ausgehen.
Und angesichts der pessimistischen Grundstimmung bei Zinsen wundert es kaum: derzeit steht Gold bei den Anlegern hoch im Kurs. Während das Gold-Sentiment im Vorquartal noch bei 24 Punkten lag, verbesserte sich die Stimmung nun auf 37 Punkte. Obwohl sich die Feinunze bereits in Sichtweite ihres Allzeithochs bewegt, ist sowohl kurz- als auch langfristig eine Mehrheit der Anleger davon überzeugt, dass der Goldpreis noch weiter zulegen wird. Vor allem in der kurzfristigen Einschätzung hat sich die Stimmung signifikant verbessert. Gingen im Vorquartal lediglich 24 Prozent der Anleger auf Sicht von drei Monaten von steigenden Goldpreisen aus, sind es mit 54 Prozent nun mehr als doppelt so viele. Die schuldenfinanzierten Konjunkturprogramme sowie der Ankauf von Staatsanleihen durch die Notenbanken schüren bei vielen Investoren offensichtlich Sorgen um die Geldwertstabilität. Gold, so die Einschätzung, könnte als sicherer Hafen und Krisenwährung weiter an Bedeutung gewinnen.
Aktien: Zwischen Hoffen und Bangen
Und auch die Frage, wie die befragten Marktteilnehmer die Kursentwicklung an den europäischen Aktienmärkten in den kommenden drei Monaten einschätzen, bringt interessante Ergebnisse zutage. Da ist zum einen das Lager der Optimisten, die mit steigenden Kursen rechnen. Ihr Anteil verharrte zuletzt bei rund 30 Prozent. Ihnen gegenüber steht mit knapp 28 Prozent eine fast genauso große Gruppe an Pessimisten. Zwischen Bullen und Bären herrscht also eine Pattsituation. Fragt sich, wer die Runde für sich entscheiden wird? Womöglich keine von beiden Parteien. Vielmehr könnten die marktneutralen Anleger Recht behalten, die kurzfristig von einer Seitwärtsbewegung ausgehen. Sie stellen mit fast 43 Prozent immerhin die größte Fraktion dar.
Überraschend wäre ein solcher Seitwärtstrend nicht. Zum einen gibt es seitens einiger Frühindikatoren ermutigende Signale, die auf eine rasche Erholung der Wirtschaft nach dem Corona-Lockdown schließen lassen. Zum anderen hängt über den Aktienmärkten nach wie vor das Damoklesschwert einer zweiten Infektionswelle. Zudem warnen einige namhafte Volkswirte davor, dass die Normalisierung der Wirtschaft wohl länger dauern könnte als gewünscht. Apropos länger dauern: Auf Sicht von zwölf Monaten sind die Anleger – was die Perspektiven europäischer Aktien betrifft – deutlich optimistischer als auf Sicht von drei Monaten. Sie erwarten kurzfristig (wie zuvor erwähnt) nur etwa 30 Prozent steigende Kurse, während auf längere Sicht fast 50 Prozent erwartet werden. Das ist signifikant und zeigt, dass die Erwartungshaltung der Anleger relativ hoch ist. Die in Kürze beginnende Quartalssaison wird zeigen, ob und in welchem Maße die Unternehmen liefern können.
Das Citi-Investmentbarometer wird quartalsweise seit dem ersten Quartal 2011 für verschiedene Anlageklassen ermittelt. Für die aktuelle Erhebung (Q2 2020) wurden stichprobenartig 390 Anleger vom Meinungsforschungsinstitut forsa im Zeitraum vom 16. bis 23. Juni 2020 befragt.
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