Fundamentale Nachricht
11:37 Uhr, 26.08.2015

Chinas Zinssenkung sorgt keineswegs für Beruhigung an den Börsen

Man stelle sich vor, die Notenbank senkt die Zinsen und niemanden interessiert es die Bohne. So geschehen China. Nach der geldpolitischen Lockerung am Dienstag bleibt die Nervosität der Marktteilnehmer laut Experten weiterhin hoch, die chinesischen Indizes schlossen am Mittwoch erneut im Minus.

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Peking (Godmode-Trader.de) - Die People’s Bank of China (PBoC) drückt weiter auf das Gaspedal und kündigte gestern eine weitere geldpolitische Lockerung an, indem sie den Leitzins für Banken außerhalb der Städte von 4,85 Prozent auf 4,60 Prozent und die Mindestreserven der Geschäftsbanken von 18,50 Prozent auf 18,00 Prozent reduzierte. Der Zinssatz für Einlagen der Banken wurde um 0,25 Prozentpunkte auf 1,75 Prozent gesenkt. Einschließlich der gestrigen Beschlüsse handelt es sich um die fünfte Zinssenkung seit November 2014.

Außerdem lockerten die Währungshüter erneut die Mindestreservebestimmungen: Für die breite Masse der Großbanken fällt der Anteil der Reserven, welche die Geschäftsbanken bei der PBoC mindestens halten müssen, auf 18 Prozent. Dies entspricht einer Reduzierung von 0,5 Prozentpunkte. Theoretisch wird damit die Kreditvergabe angekurbelt, da sich die Geschäftsbanken in China günstiger refinanzieren können und wegen der gesenkten Mindestreserveforderung außerdem mehr Kredite vergeben können. Nach Schätzungen des Wall Street Journal könnten mit dem Schritt zusätzlich 678 Milliarden Yuan (93 Milliarden Euro) für Kredite freigesetzt werden.

Die Zinssenkung der Notenbank des Landes hatte am Mittwoch zu keiner nachhaltigen Reaktion an den Börsen geführt. Zwar sorgte der Schritt zeitweise für Kursgewinne, am Ende schlossen Chinas Festlandbörsen jedoch im Minus. Die chinesischen Behörden hätten ihre Schritte nicht klar kommuniziert, sagte ein Börsianer laut der Nachrichtenagentur dpa. Das sei ein Grund, warum die Märkte derzeit so nervös seien. Es sei unklar, in welche Richtung die Maßnahmen zielten. Sollten sich die Märkte in den nächsten Tagen nicht stabilisieren, seien weitere Schritte der chinesischen Notenbank wahrscheinlich, ist Markus Huber, Analyst bei Peregrine &Black, überzeugt. Die unabhängige Finanzexpertin Ye Tan sagte der dpa, theoretisch sollte eine Zinssenkung den Aktienmarkt ankurbeln, aber die einfachen Anleger seien jetzt schwer in Panik, deswegen bleibe ungewiss, ob dieser Schritt die deprimierte Stimmung an den Märkten ändern könne.

Die PBoC selbst sieht die Ursache für die jüngste Talfahrt an den Börsen in der Geldpolitik der USA. Die Spekulation auf eine Zinserhöhung der US-Notenbank Fed im September habe die Marktturbulenzen ausgelöst, sagte Yao Yudong, Leiter eines Finanzforschungsinstituts der Notenbank laut der Nachrichtenagentur Xinhua.

Die chinesische Notenbank zielt mit ihrer expansiven Geldpolitik auf die Bekämpfung der Disinflationsgefahren und hofft darauf, dass sich die zuletzt schwächelnde Wirtschaft durch die geldpolitischen Expansivmaßnahmen wieder belebt. Im August war der chinesische Einkaufmanagerindex (Caixin PMI) für das Verarbeitende Gewerbe gemäß der Schnellschätzung mit 47,1 Punkten auf dem tiefsten Stand seit März 2009 zurückgefallen.

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  • dschungelgold
    dschungelgold

    Liquiditaetssauger am Werk. Das boese Spiel naehert sich dem Hoehepunkt.

    11:41 Uhr, 26.08. 2015

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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