Nachricht
00:00 Uhr, 20.09.2024

Deutsche Steuereinnahmen legen im August wieder zu

Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones) - Die deutschen Steuereinnahmen sind im August um 5,3 Prozent gestiegen, nachdem sie im Juli noch um 7,9 Prozent eingebrochen waren. Das gab das Bundesfinanzministerium in seinem Monatsbericht bekannt. "Bei den Gemeinschaftssteuern, die den größten Teil des Steueraufkommens ausmachen, war demnach ein Zuwachs von gut 3 Prozent zu verzeichnen", hieß es darin. Aufkommensanstiegen bei der Abgeltungssteuer auf Zins- und Veräußerungserträge, der veranlagten Einkommenssteuer und der Lohnsteuer hätten Rückgänge bei den nicht veranlagten Steuern vom Ertrag, der Körperschaftssteuer und den Steuern vom Umsatz gegenüber gestanden.

Ein kräftiger Aufkommenszuwachs von knapp 18 Prozent ergab sich laut den Angaben bei den Bundessteuern. "Dieser ist auf beträchtliche Einnahmen aus dem gegenüber dem Vorjahr erstmals anfallenden Energiekrisenbeitrag der Europäischen Union zurückzuführen", erklärte das Ministerium. Ohne diesen wäre bei den Bundessteuern ein moderater Einnahmerückgang zu verzeichnen gewesen, und die Zuwachsrate bei den Steuereinnahmen hätte knapp über 2 Prozent gelegen.

Der Bund verbuchte im August 6,4 Prozent mehr an Steuereinnahmen und erreichte ein Aufkommen von 27,1 Milliarden Euro. Die Länder nahmen mit 28,1 Milliarden Euro um 4,3 Prozent mehr an Steuern ein. Insgesamt belief sich das Steueraufkommen im August auf knapp 62,0 Milliarden Euro. In den ersten acht Monaten des Jahres nahmen die Steuereinnahmen insgesamt um 2,3 Prozent auf 540,0 Milliarden Euro zu. Der Bund verbuchte von Januar bis August einen Zuwachs um 3,5 Prozent verbuchte, nahmen die Länder um 2,5 Prozent mehr an Steuern ein. Vor dem Einbruch im Juli waren die Steuereinnahmen im Juni um 6,2 Prozent, im Mai um 2,6 Prozent und im April um 7,8 Prozent gestiegen.

Konjunkturelle Aussichten bleiben trübe

Zur weiteren Konjunkturentwicklung äußerten sich die Ökonomen des Ministeriums abwartend. "Die kurzfristigen konjunkturellen Aussichten sind weiterhin eingetrübt, was sich unter anderem am Ifo-Geschäftsklima zeigt", erklärten sie. Die Einschätzung der aktuellen Lage habe sich dabei stärker verschlechtert als die Geschäftsaussichten. Im verarbeitenden Gewerbe hängt das schlechte Geschäftsklima wohl insbesondere mit der schwachen Auftragslage zusammen. Auch im Dienstleistungssektor habe sich das Geschäftsklima nach der Erholung in den vergangenen Monaten wieder verschlechtert, und die Verbraucherstimmung habe einen Rückschlag hinnehmen müssen.

Unter den harten Indikatoren seien die Zahlen zur Produktion unerwartet schwach ausgefallen. Etwas besser habe es beim Außenhandel ausgesehen. Hier hätten die Warenausfuhren im Juli ihren Abwärtstrend vorerst gestoppt und seien wieder angestiegen, bei den Warenimporten sei sogar ein kräftiges Plus zu verzeichnen gewesen. Im weniger volatilen Dreimonatsvergleich seien die Ausfuhren aber deutlich im Minus verblieben. Die Ifo- Exporterwartungen wie auch die Einkaufsmanagerindizes in wichtigen Absatzmärkten ließen kurzfristig keine wesentliche Erholung der Ausfuhren erwarten.

"Die wirtschaftliche Stagnation macht sich zunehmend auch am Arbeitsmarkt bemerkbar", konstatierte das Finanzministerium. Der Beschäftigungsaufbau sei zuletzt nahezu zum Erliegen gekommen. Die saisonbereinigte Arbeitslosigkeit habe sich im August zwar nur leicht erhöht, im Vergleich zum Vorjahr liege sie aber merklich höher. Die gedämpfte wirtschaftliche Dynamik spiegelt sich laut den Angaben auch in der konjunkturellen Kurzarbeit wider, deren Inanspruchnahme wieder angestiegen sei.

Die Inflationsrate sei im August unter die Zwei-Prozent-Marke gefallen, die Kerninflation sei aber erhöht geblieben, hoben die Ökonomen zudem hervor. Die im Vergleich zu den zwei Vorjahren deutlich gesunkene Verbraucherpreisinflation trage dazu bei, dass derzeit spürbare Reallohnzuwächse zu verzeichnen seien. Nach den neuesten Daten des Statistischen Bundesamts habe der Reallohnindex im 2. Quartal einen Zuwachs von über 3 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal verzeichnet. "Insbesondere der private Konsum dürfte von dieser Entwicklung im weiteren Verlauf profitieren", erwartete das Finanzministerium.

Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

DJG/ank/apo

Copyright (c) 2024 Dow Jones & Company, Inc.