Chinas Regierung erwartet schwächstes Wachstum seit 24 Jahren
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Peking (BoerseGo.de) - In der chinesischen Hauptstadt Peking tritt ab heute der chinesische Volkskongress zu seiner jährlichen Plenartagung zusammen. Die dort diskutierten Fragestellungen sollen China jährlich einer Neuausrichtung unterziehen. Zum Auftakt der 11-tägigen Sitzung legte Regierungschef Li Keqiang den rund 3.000 Delegierten seinen Regierungsbericht vor. Dieser enthält auch die Vorgaben für die volkswirtschaftlichen Zielgrößen. Wie unter anderem die Nachrichtenagentur Xinhua heute früh meldete, kam es dabei zu keiner Überraschung. So soll Chinas Wirtschaft soll 2015 langsamer wachsen als im vergangenen Jahr. Premier Li sagte, das Wachstumsziel werde im Vergleich zum Vorjahr um 0,4 Prozentpunkte auf etwa 7,0 Prozent herabgesetzt. Das ist der niedrigste Wert seit 24 Jahren. Die neue Vorgabe zur Preisentwicklung liegt bei 3,0 Prozent (nach 3,5 % in 2014).
Neben den Zielen für Wachstum und der Inflationsrate hat Peking aber auch an anderen Stellschrauben gedreht. Chinas Wirtschaft soll aus Sicht der Führung nicht länger nur an den Ausfuhren hängen, sondern vom Binnenkonsum gestützt werden. Die Analysten der NordLB gehen weiterhin von einer sanften Landung der Konjunktur aus. Die Regierung in Peking sei der Entwicklung bisher immer einen Schritt voraus gewesen: „Man ist nicht gewillt, das Wachstum zu sehr nach unten abdriften zu lassen“, kommentieren die Experten. Erst am Wochenende hat auch die Notenbank mit einer Zinssenkung Flagge gegen die konjunkturelle Flaute gezeigt. Geschäftsbanken können nun billigeres Geld an die Unternehmen weitergeben, so dass diese leichter Kredite für neue Investitionen aufnehmen können.
Die Politik könne auf eine noch stärkere Abkühlung auch mit weiteren Infrastrukturprojekten reagieren, glaubt NordLB-Analyst Frederik Kunze. Sie will vor allem in den küstenfernen Provinzen im Westen Chinas die Verkehrswege ausbauen, um den Handel mit Europa unabhängiger von den Seewegen zu machen und die sozialen Ungleichgewichte innerhalb des riesigen Landes abzubauen. Zudem will sich die Kommunistische Partei auch dem Umweltschutz widmen. Die Regierung hat sich unter anderem ehrgeizige Ziele bei Elektrofahrzeugen gesetzt - ein großes Thema auch für die exportstarken deutschen Autobauer.
Für Chinas Handels- und Geschäftspartner dürften zudem Lockerungen am Finanzmarkt und Meldungen zur weiteren Öffnung des Binnenmarktes im Fokus stehen. Premier Li Keqiang hob in diesem Zusammenhang hervor, dass man zukünftig Unternehmensgründern wie auch Investoren aus dem Ausland mehr Raum geben würde.
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