Fundamentale Nachricht
16:01 Uhr, 15.03.2021

Chinas Konjunkturdaten nur auf den ersten Blick stark

Das Wirtschaftswachstum der Volksrepublik ist im Januar und Februar im Jahresvergleich deutlich gestiegen. Doch auf den näheren Blick zeigt sich ein gemischtes Bild.

Peking (Godmode-Trader.de) - In China haben Einzelhandel und Industrie zum Jahresstart starke Zuwächse verzeichnet. Das Gesamtwachstum aller wichtigen Indikatoren stieg in den ersten beiden Monaten des Jahres auf den höchsten Stand seit über einem Jahrzehnt. Die Industrieproduktion kletterte im Jahresvergleich um 35,1 Prozent, die Anlageinvestitionen zogen um 35,0 Prozent, das Wachstum der Einzelhandelsumsätze erreichte 33,8 Prozent.

Die Daten für beide Monate wurden zusammen gelegt, da die Entwicklung zum Jahresstart stark vom Neujahrsfest, das entweder im Januar oder Februar stattfindet, beeinflusst ist.

Die Daten sagen dennoch nicht viel über die aktuelle Dynamik der Wirtschaft aus, da es die Vergleichsbasis mit dem Vorjahr hinkt. Vor Jahresfrist stand China still und mitten im Shutdown, um die Corona-Pandemie in Schach zu halten. Stattdessen ist es sinnvoll, sich auf die saisonal bereinigten monatlichen Veränderungen zu konzentrieren.

Auf dieser Basis lag die Performance der Einzelhandelsumsätze im Januar und Februar bei durchschnittlich minus 0,4 Prozent, nach einem Plus von 1,3 Prozent im Dezember. Die Umsätze im Online-Handel zogen an, was darauf hindeutet, dass der Rückgang der gesamten Einzelhandelsumsätze teilweise auf die Reisebeschränkungen während des Neujahrfests zurückzuführen ist. Der sprunghafte Anstieg der Arbeitslosenquote von 5,2 auf 5,5 Prozent deutet jedoch darauf hin, dass auch eine erneute Schwäche des Arbeitsmarktes eine Rolle gespielt haben könnte.

Die Dynamik in der Industrie war höher, der Produktionszuwachs blieb mit 0,7 Prozent stabil. Ein Treiber war die stärkere Auslandsnachfrage, das Wachstum der Industrieexporte nahm im Vergleich zum Vormonat weiter zu. Die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden blieb um drei Prozent über dem üblichen Niveau von Januar und Februar.

Ein weiterer Pluspunkt stellten die stärkeren Investitionsausgaben dar, deren Wachstum von 2,1 Prozent auf 2,5 Prozent anstieg und damit den höchsten Stand seit August letzten Jahres erreichte. Haupttreiber hierfür war eine weitere Belebung der Immobilieninvestitionen. Im Gegensatz dazu schwächten sich die Infrastrukturinvestitionen ab. Auch die Investitionen des Verarbeitenden Gewerbes nahmen ab.

Das Analysehaus Capital Economics geht davon aus, dass die Konjunktur in nächster Zeit stark bleiben wird, u. a. weil die fiskalischen Anreize bei den wichtigsten Handelspartnern für starke Exporte sorgen dürften. Auf längere Sicht werde sich die Dynamik jedoch abschwächen.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

Mehr Experten