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13:25 Uhr, 09.09.2019

Chinas Exporte in die USA brechen ein

Die UBS betrachtet die Entwicklung in China weiterhin mit Sorge. Die jüngste Eskalation im Zollkrieg dürfte die Wirtschaft zusätzlich belasten, schrieben Analysten der Bank in einer Kundennotiz. Die Experten erwarten 2019 und 2020 kein Handelsabkommen mehr. Die Wirtschaft dürfte 2020 nur noch um 5,8 % wachsen.

Peking (Godmode-Trader.de) - Die Exporte Chinas sanken im August in Dollar gerechnet überraschend um 1,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr, während die Importe um 5,6 Prozent zurückgingen und einen Handelsüberschuss von 34,84 Milliarden Dollar hinterließen, wie die Zollverwaltung am Sonntag in Peking mitteilte. Ökonomen hatten im Schnitt prognostiziert, dass die Ausfuhren um 2,2 Prozent anziehen, die Importe hingegen um 6,4 Prozent sinken werden.

Die derzeit besonders im Blick stehenden Lieferungen in die USA gingen gegenüber dem Vorjahr einschneidend um 16 Prozent auf noch 37,3 Mrd. Dollar zurück. Die Regierung von Präsident Donald Trump erhöhte Anfang September die Zölle auf chinesische Waren und wird die Abgaben im Oktober und im Dezember weiter anheben, sollte bis dahin kein Durchbruch in den Handelsgesprächen erreicht werden. Der Handelskrieg führt in beiden Ländern zu einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums und bremst auch die Weltkonjunktur. Die beiden Volkswirtschaften wollen in den kommenden Wochen in Washington ihre Verhandlungen aber zumindest wieder aufnehmen.

Die mauen Exporte erhöhen den Druck auf Chinas ohnehin schon schwächelnde Wirtschaft und weisen auf eine erhöhte Notwendigkeit hin, dass die politischen Entscheidungsträger die Konjunkturstimuli verstärken müssen. Die Zentralbank teilte am Freitag mit, dass der Mindestreservesatz zum 16. September um 0,5 Prozentpunkte auf 13,0 Prozent sinken wird. Für einige Banken fällt der Satz in zwei Schritten sogar um insgesamt einen ganzen Prozentpunkt. Diese Änderungen sollen Mitte Oktober und Mitte November in Kraft treten.

Der Mindestreservesatz gibt vor, welchen Anteil ihrer Einlagen die chinesischen Banken bei der Notenbank einlagern müssen. Je niedriger der Satz, desto mehr Kredite können die Banken in die Binnenwirtschaft streuen. Die Zentralbank betonte, dass eine starke geldpolitische Lockerung nicht zu erwarten sei. Eine Flutung der Wirtschaft durch billiges Geld solle es nicht geben. Die Geldpolitik werde „umsichtig“ bleiben. „Der Optimismus der am Freitag angekündigten Lockerungspolitik könnte teilweise durch die schwachen Handelsdaten kompensiert werden, da die Wirtschaft immer noch mit einem größeren Abwärtsdruck konfrontiert ist", sagte der Ökonom Peiqian Liu von NatWest Markets in Singapur zu Bloomberg.

Der Rückgang der Exportwerte kam trotz einer anhaltenden Abschwächung des Yuan und ist ein Beweis dafür, dass die Exporteure keine „Frontloading"-Verkäufe tätigten - ein Versuch, die absehbar steigenden Zölle zu vermeiden. Peking hat es „hingenommen", dass der Yuan unter den Wert von 7 pro Dollar sinkt, was die USA veranlasst hat, das Land als Währungsmanipulator zu bezeichnen. Chinas Handelsüberschuss im August gegenüber den USA betrug 26,95 Mrd. Dollar.

Die UBS betrachtet die Entwicklung in China weiterhin mit Sorge. Die jüngste Eskalation im Zollkrieg dürfte die Wirtschaft zusätzlich belasten, schrieben Analysten der Bank in einer Kundennotiz. Die Experten erwarten in diesem und auch im nächsten Jahr kein Handelsabkommen mehr. Die Wirtschaft dürfte 2020 nur noch um 5,8 Prozent wachsen.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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