Kommentar
07:15 Uhr, 10.01.2017

China: Währungsreserven schrumpfen deutlich!

Nicht alles befindet sich derzeit im Aufwärtstrend. Einige Entwicklungen sind bedrohlich, und wenn erst psychologisch wichtige Marken nach unten gebrochen werden...

Die globale Psychomarke schlechthin ist derzeit in Asien zu finden. Es geht dabei um die chinesischen Währungsreserven. Im Dezember sind sie weiter kräftig gefallen, gleich um 40 Mrd. Dollar auf nun 3,01 Billionen. Das ist nur ganz knapp oberhalb der wichtigen Marke von 3 Billionen.

China verbrennt weiter kräftig Reserven. Obwohl sich die Lage in China vordergründig im vergangenen Jahr stabilisiert hat, brodelt es hinter den Kulissen weiter. 2015 verlor China 500 Mrd. an Reserven. Im vergangenen Jahr waren es 320 Mrd. Das wirkt wie eine Verbesserung, doch dahinter steckt vermutlich mehr Trickserei als eine Verbesserung.

Die Behörden kämpfen mit allen Mitteln gegen eine übermäßige Abwertung des Yuan. Dazu sind alle Mittel recht. Wäre der Yuan frei konvertierbar, stünde der Kurs zum Dollar inzwischen wohl nicht mehr bei 6,91, sondern bei 8, trotz der Interventionen.

Der einfache Grund, weshalb der Yuan noch nicht weiter abgestürzt ist, liegt in der zunehmenden Regulierung. Die Kapitalverkehrskontrollen sind so scharf wie seit vielen Jahren nicht. Jeder Chinese darf theoretisch Yuan im Gegenwert von 50.000 Dollar pro Jahr in Fremdwährung wechseln und außer Landes bringen. Es ist vollkommen klar, dass das bei 1,3 Mrd. Einwohnern nicht geht.

Die Quote gibt es nach wie vor, doch der Geldbetrag darf nicht mehr einfach so getauscht werden. Geld einfach ins Ausland überweisen geht nicht. Auch Dollarscheine zu Hause aufbewahren geht nicht. Die Quote kann für Auslandsreisen verwendet werden, nicht aber frei verfügt werden. Das ist eine erhebliche Einschränkung.

Schon im vergangenen Jahr wurden die Kontrollen verschärft. Unternehmen, darunter auch ausländische, können nicht mehr einfach in China erwirtschaftete Gewinne ins Ausland an die Muttergesellschaft überweisen. Die Geldmenge ist stark limitiert. Höhere Beträge brauchen Sondergenehmigungen.

Obwohl die Möglichkeiten, Geld ins Ausland zu schaffen, extrem stark begrenzt wurden, wertet der Yuan weiter ab. Das ist absolut bemerkenswert. Obwohl mit allen Mitteln dagegen gekämpft wird, ist der Abwertungsdruck nach wie vor enorm hoch. Das zeigt wie dramatisch die Lage ist.

Den Behörden fallen immer wieder neue „Späße“ ein, um den Wertverfall zu stoppen. So werden Banken, über die der Staat Kontrolle ausüben kann, immer wieder angewiesen die Yuan-Liquidität in Hong Kong zu kappen. In Hong Kong kann der Offshore Yuan freier gehandelt werden. Dort kann man die Währung auch leerverkaufen und auf eine Abwertung spekulieren.

Wer eine Währung leerverkauft, muss sie erst einmal haben, um sie verkaufen zu können. Trader müssen sie sich irgendwo ausleihen. Für die Ausleihung fallen Kosten an. Dies ist für gewöhnlich der Zinssatz, den auch Banken untereinander zahlen müssen, wenn sie sich kurzfristig (über Nacht) Geld bei einer anderen Bank leihen.

Dieser Übernachtsatz schnellt immer wieder in die Höhe. Vor einem Jahr erreichte er fast 70 %. Vergangene Woche schnellte er wieder über 60 % nach oben. Solche Zinssätze schrecken Spekulanten ab. Ist der Zins, den sie zahlen müssen, über mehrere Tage so hoch, macht die Spekulation keinen Sinn mehr. Die Kosten sind zu hoch. Der Yuan müsste dann schon mehr als 5 % oder 8 % pro Jahr abwerten, um einen profitablen Trade zu generieren. In solchen Fällen schließen Spekulanten ihre Positionen lieber.

Das führte vergangene Woche dazu, dass der Yuan innerhalb von zwei Tagen rasch aufwertete. Wie die Vergangenheit zeigt, ist das jedoch nur eine temporäre Lösung. China braucht dabei dringend eine permanente. Das Land befindet sich in einem Teufelskreis. Die Erwartung der Marktteilnehmer, dass der Yuan abwerten wird, befeuert Spekulation und Kapitalflucht. China muss intervenieren, um die Abwertung zu kontrollieren. Das verbraucht wichtige und notwendige Währungsreserven.

China braucht Schätzungen zufolge mindestens 2 Billionen an Reserven, um den internationalen Handel weiter betreiben zu können und in der Lage zu sein, Auslandsschulden begleichen zu können. China kann die Reserven nicht einfach schützen, indem es aufhört zu intervenieren. Das würde zu einer rasanten Abwertung durch Kapitalflucht führen. Unter solchen Umständen ist es vollkommen illusorisch anzunehmen, dass das überschuldete Land die Schulden auch refinanzieren kann. China wäre schnell insolvent.

Der Yuan muss allerdings abwerten, um die Wirtschaft zu stützen, nur halt nicht so schnell, dass die Dinge aus dem Ruder laufen. China bräuchte einen schwächeren Yuan ohne Kapitalflucht. Das hat es noch nie gegeben und wird es auch nicht geben. In China läuft die Zeit ab. Der IWF sagt, es sei fünf vor zwölf. Ich bin da skeptischer. Es ist Punkt zwölf.

Clemens Schmale

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  • geht_wen_an
    geht_wen_an

    ach sie habe ja noch Tonnen an Gold, gekauft 2014-03.2016 als Gold noch schön billig war. Vertickern können Sie auch noch us staatsanleihen ;)

    Ist noch Luft im Reich der mitt

    19:26 Uhr, 10.01.2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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