Fundamentale Nachricht
10:36 Uhr, 16.02.2024

China: Wachstum weiter auf Talfahrt

Das reale BIP-Wachstum wird sich laut IWF von geschätzten 5,4 % (2023) auf 4,6 % im Jahr 2024 verlangsamen. Laut Raiffeisen-em-report belasten Chinas Probleme im Immobilienmarkt und die schwächere Nachfrage nach chinesischen Exporten- genau wie eine schwache Produktivität und die Bevölkerungsalterung.

Globaler Überblick: Ein neuerlich überraschend gutes US-Wirtschaftswachstum, leicht höhere Wachstumsprognosen für die gesamte Weltwirtschaft sowie sinkende Inflationsraten und die Aussicht auf Leitzinssenkungen bildeten und bilden ein recht gutes Umfeld für die Aktienmärkte. Für weitere nachhaltige Kursanstiege sollten allerdings dann auch die Unternehmensgewinne entsprechend mitziehen.

Der globale Schwellenländerindex von MSCI gab im Jänner recht kräftig nach, um rund 4,7 % (in US-Dollar). Einmal mehr wurde er v.a. von chinesischen Aktien nach unten gezogen. Einige Schwellenländer-Aktienmärkte kletterten hingegen auf neue Allzeithochs, z. B. Indien, Ungarn oder die Türkei. Sollte ein „soft landing“ in den USA gelingen und Chinas Wirtschaft zwar relativ moderat, aber doch ansprechend wachsen, dann könnten Schwellenländeraktien in absoluten Zahlen ein gutes Jahr vor sich haben. Relativ zu den entwickelten Märkten spricht allerdings aktuell noch nicht sehr viel für eine überdurchschnittliche Performance. Für einzelne Länder kann das selbstverständlich immer etwas anders ausschauen.


China
: Das reale BIP-Wachstum wird sich laut IWF von geschätzten 5,4 % (2023) auf 4,6 % im Jahr 2024 verlangsamen. Chinas Probleme im Immobilienmarkt und die schwächere Nachfrage nach chinesischen Exporten belasten - genau wie eine schwache Produktivität und die Bevölkerungsalterung. Unterdessen sinken Verbraucher- und Produzentenpreise und das so stark wie seit 15 Jahren nicht. Das ist ungefähr das Letzte, was eine stark verschuldete Volkswirtschaft wie China gebrauchen kann, weil die Schuldenrückzahlung damit tendenziell schwieriger wird. Die Immobilienpreise bröckeln unterdessen weiter ab und die Industrieproduktion ging zuletzt aufgrund der sinkenden Nachfrage den vierten Monat in Folge zurück.

Ein Gericht in Hongkong hat verfügt, dass der größte chinesische Immobilienentwickler liquidiert wird. Allerdings bleibt abzuwarten, ob diese Entscheidung in Festlandchina anerkannt wird. Mit umgerechnet über 300 Milliarden US-Dollar Verbindlichkeiten ist dies zwar eine sehr große Pleite. Die unmittelbaren Auswirkungen auf die chinesische Wirtschaft dürften aber überschaubar bleiben. Negativ ist das Ganze aber zweifellos für die Stimmung.

Einige Stimmen außerhalb Chinas sehen angesichts der Immobilienkrise und der flauen Konjunktur düstere Zeiten für Chinas Volkswirtschaft voraus, andere sind da zuversichtlicher.

Indien: Der IWF rechnet mit rund 6,5 % Wachstum im kommenden indischen Haushaltsjahr (April 2024 bis März 2025) sowie im Jahr danach. Die Teuerungsraten sind zuletzt wieder etwas gestiegen, allerdings in recht moderatem Ausmaß. Die Notenbank dürfte damit vorerst wenig Anlass haben, etwas an den Leitzinsen zu ändern, weder nach oben noch nach unten. Premierminister Modi scheint derweil fester denn je im Sattel zu sitzen, reitet auf einer Popularitätswelle (nicht zuletzt dank einer intensiven und ausgefeilten Dauer-Werbekampagne in den sozialen Medien). Er braucht die anstehenden Wahlen zum Unionsparlament wohl kaum zu fürchten. Aktien sind inzwischen recht teuer, marschieren aber weiter nach oben.

Brasilien: Brasiliens Aktienmarkt korrigiert nach dem starken Vorjahr im Januar etwas nach unten. Die jüngsten Wirtschaftsdaten fallen überwiegend positiv aus und die Notenbank senkt weiter die Zinsen.

Russland: Der Internationale Währungsfonds (IWF) sieht Russlands Wirtschaft 2024 deutlich stärker wachsen als bislang prognostiziert. Vieles davon ist jedoch der Produktion von Kriegsgerät und steigenden Militärausgaben geschuldet. Ein weiterer Faktor ist die Fähigkeit, Sanktionen geschickt zu umgehen. So soll Russland zum Beispiel inzwischen rund 70 % seiner Ölexporte über eine „Geisterflotte“ an Tankern abwickeln. Der von den G7 verhängte „Preisdeckel“ für russisches Öl wird auf diese Weise beispielsweise weitgehend ausgehebelt..

Türkei: Für das Land werden eine leichte Wachstumsabschwächung und ein Inflationsanstieg erwartet. Nach knapp 65 % im Dezember zog die Teuerung im Januar auf rund 69 % p. a. an. Dieser neuerliche Anstieg kommt allerdings nicht unerwartet. Die Notenbank hob im Januar die Zinsen erwartungsgemäß von 42,5 % auf 45 % an. Dies ist vermutlich die letzte Zinsanhebung in diesem Zinszyklus. Wirtschaftsminister Simsek kündigte unterdessen an, die Devisenreserven der Türkei aufzustocken.

CE3 (Polen, Tschechien, Ungarn): Die neue Regierung in Polen unter Donald Tusk versucht, mit Reformen bei Justiz und Medien einen Teil der Maßnahmen der PiS-Vorgängerregierung wieder rückgängig zu machen. Die PiS mobilisiert im Gegenzug auf der Straße. Und der noch von ihr gestellte Staatspräsident signalisiert zumindest bei einigen geplanten Gesetzen seinen Widerstand. Das Wachstum soll 2024 rund 2,4 % betragen, nach mageren 0,3 % im vergangenen Jahr.

Die Notenbank von Tschechien senkte Anfang Februar den Leitzins überraschend kräftig um 0,50 %. Die Kerninflation soll nach Einschätzung der Währungshüter das gesamte Jahr im Zielbereich der Notenbank (1 bis 3 %) liegen, was weitere Zinssenkungen in den kommenden Monaten wahrscheinlich macht. Zugleich senkte sie ihre Wachstumsprognose für Tschechien für das laufende Jahr von 1,2 % auf 0,6 %.

Die Teuerungsrate in Ungarn gab im Januar erneut stärker als erwartet nach. Vermutlich wird die Inflation in den kommenden Monaten ungefähr auf diesem Niveau verharren. Damit könnte es beschleunigte Zinssenkungen der Notenbank geben. Premierminister Orban gab unterdessen seine Blockade des großen EU-Hilfspaketes für die Ukraine auf. Damit könnten möglicherweise in den kommenden Monaten auch weitere Teile der von der EU eigefrorenen Hilfsgelder für Ungarn freigegeben werden.

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