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15:51 Uhr, 07.01.2016

China versucht den Börsenturbulenzen Herr zu werden

China erlebt nun schon den zweiten Börsencrash in einer Woche. Kurzfristiger Auslöser war eine neuerliche Abwertung der Landeswährung Yuan. Dies heizte Spekulationen an, dass es eine wachsende Kapitalflucht aus China gibt und es um die Verfassung der Wirtschaft schlechter bestellt sein könnte als gedacht.

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Peking (Godmode-Trader.de) - Nach dem zweiten Kursrutsch in dieser Woche von an die sieben Prozent beim Leitindex CSI 300 in Shanghai ist der Börsenhandel am Donnerstag erneut für den Rest des Tages ausgesetzt worden. Seit Jahresbeginn kommt in China ein Sicherheitsmechanismus zum Tragen, nach dem bei starken Kurseinbrüchen der Handel vorübergehend ausgesetzt oder sogar ganz eingestellt wird. Laut Handelsblatt war der Donnerstag mit 30 Minuten der kürzeste Handelstag in der 25-jährigen Geschichte der Aktienmärkte Chinas.

Kurzfristiger Auslöser des heutigen Börsencrashs war eine neuerliche Abwertung der Landeswährung Yuan durch die chinesische Notenbank - die stärkste seit dem Börsencrash in Shanghai und Shenzhen im vergangenen August. Der Yuan notierte am Donnerstag mit einem Kurs von 6,5646 auf seinem niedrigsten Stand gegenüber dem US-Dollar seit fünf Jahren. Im Optionshandel wird mittlerweile davon ausgegangen, dass für den Dollar demnächst mehr als 7 Yuan bezahlt werden. Die Analysten von Daiwa Capital Markets rechnen laut Bloomberg zum Jahresende mit einem Dollarkurs von 7,50 Yuan.

Die überraschend starke Abwertung des Yuan heizte an den Märkten Spekulationen an, dass es eine wachsende Kapitalflucht aus China gibt und es insgesamt um die Verfassung der chinesischen Volkswirtschaft schlechter bestellt sein könnte als bislang gedacht, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet. „Die Notenbank nährte weitere Zweifel an der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes. Dies könnte auf eine noch größere Schwäche der chinesischen Wirtschaft hindeuten als aus offiziellen Statistiken hervorgeht“, bestätigt Marktanalyst Angus Nicholson vom Broker IG. Ein schwächerer Yuan macht chinesische Ausfuhren billiger und kurbelt damit den Export an. Die Zeiten zweistelliger Wachstumsraten in China sind definitiv vorbei - die Regierung selbst geht noch von einem Zuwachs um 6,8 Prozent aus. „Die Frage von Investoren wird lauter, wann die Regierung der immer größer werdenden Diskrepanz zwischen Marktreaktion und offiziell gemeldeten Daten Rechnung tragen wird und ihre Prognosen für das Wirtschaftswachstum anpasst", sagte Jochen Stanzl vom CMC Markets.

Auch Chinas Devisenberg schmilzt besorgniserregend schnell. Wie die chinesische Notenbank am Donnerstag mitteilte, betrugen die Währungsreserven im Dezember 3,33 Billionen US-Dollar. Das ist der niedrigste Stand seit drei Jahren. Damit verringerten sich die Reserven binnen eines Monats um noch nie dagewesene 108 Milliarden Dollar. Experten sehen zwei Gründe für den Abbau der Reserven: Zum einen mit Kapitalabflüssen wegen der offensichtlichen Wirtschaftsschwäche Chinas. Zum anderen greift die Notenbank massiv in den Markt ein, um die Abwertung des Yuan zu dämpfen.

Die chinesische Börsenaufsicht CSRC kam am Donnerstag zu einem Krisentreffen zusammen. So soll das Verkaufsverbot für einige Großinvestoren, das eigentlich am morgigen Freitag ausläuft, verlängert werden. Zudem will die CSRC den Handel bei künftigen Kursschwankungen nicht mehr automatisch aussetzen, wie der chinesische Mikroblogging-Dienst Weibo am späten Nachmittag berichtete.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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