Fundamentale Nachricht
11:25 Uhr, 26.08.2019

China/USA: Wie du mir, so ich dir

Pekings führender Verhandlungsführer Liu He hart dazu aufgerufen, zur Sachlichkeit und den Handelsgeprächen zurückzufinden. Jenseits dieser hehren Absichten, ist aber der Handelskrieg voll im Gange.

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Peking/ Washington (Godmode-Trader.de) - Nach den Worten von US-Präsident Donald Trump hat Peking ihn darum gebeten, die Handelsgespräche wieder aufzunehmen. „China hat gestern Abend unsere Handelsvertreter angerufen und gesagt, lasst uns zurück an den Verhandlungstisch treten", sagte Trump am Sonntag am Rande des G7-Gipfels im französischen Biarritz. US-Unterhändler hätten zwei „sehr produktive" Anrufe von den Chinesen erhalten, so Trump. Ob direkt auch mit Präsident Xi Jinping gesprochen wurde, wollte er nicht bestätigen. „Sie wollen einen Deal machen", betonte Trump nur und fügte zugleich in gewohnt einfach und klar gehaltenen Formulierungen hinzu: „Wir werden sehr bald anfangen und verhandeln und sehen, was passiert, aber ich denke, wir werden einen Deal machen."

In Peking wollte man von dem Telefonkontakt, den Trump andeutete, nichts wissen. Vor Journalisten sagte Geng Shuang, ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums, er sei sich keiner Telefonate am Wochenende zwischen den USA und China bewusst. Er wiederholte lediglich die offizielle Version, dass der Handelskrieg durch Verhandlungen beigelegt werden sollte.

Zuvor hatte aber Vizepremier Liu He bei einem öffentlichen Auftritt eine Deeskalation der Spannungen angemahnt. „Wir sind bereit, das Problem durch Konsultation und Zusammenarbeit in sachlicher Arbeit zu lösen", sagte Liu bei der Eröffnungsfeier der Smart China Expo 2019 in Chongqing, wie das Wirtschaftsmagazin Caixin am Montag berichtete. „Wir sind entschieden gegen eine weitere Eskalation des Handelskrieges, was China, den USA und den Interessen der Menschen auf der ganzen Welt nicht förderlich wäre“.

Den hehren Absichten zum Trotz kam es vor dem Wochenende zu einer weiteren Zollspirale zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt. China hat angekündigt, zusätzliche Zölle auf 75 Mrd. US-Dollar amerikanischer Waren wie Sojabohnen, Autos und Öl zu erheben. US-Präsident Trump tat als Reaktion auf neue chinesische Zölle seinerseits Zollerhöhungen auf chinesische Waren-Importe kund. Bestehende Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Einfuhren aus China im Umfang von 250 Mrd. Dollar werden demnach ab dem 1. Oktober auf 30 Prozent erhöht. Neue Strafzölle auf chinesische Waren im Umfang von 300 Mrd. Dollar, die ab September in Kraft treten, sollen nun 15 Prozent statt der ursprünglich 10 Prozent betragen. Ökonomen warnen davor, dass aus der Zuspitzung im Handelskrieg eine veritable globale Rezession erwachsen könnte.

Trump forderte zudem US-Unternehmen harsch dazu auf, die Volksrepublik zu verlassen. Er wies die heimischen Firmen an, nach einer Alternative zu dem Land als Produktionsstandort zu suchen. „Unseren großen amerikanischen Unternehmen wird hiermit befohlen, sofort nach einer Alternative zu China zu suchen, einschließlich ihre Unternehmen NACH HAUSE zu bringen und ihre Produkte in den USA herzustellen (…)“, schrieb Trump auf Twitter. Er befahl außerdem den Paketdiensten UPS und FedEx, Sendungen aus China und anderswo nach der Droge Fentanyl zu durchsuchen.

China begrüße alle ausländischen Investoren, auch solche aus den USA, betonte der chinesische Vizepremier Liu am Freitag. Die politischen Entscheidungsträger würden weiterhin eine günstige Umwelt aufbauen und die Eigentumsrechte schützen. Er stellte außerdem klar, dass China über ausreichende makroökonomische Instrumente verfüge, um sicherzustellen, dass die wirtschaftlichen Fundamentaldaten des Landes eine „gute Dynamik" aufwiesen.

China wird mit den am Freitag angekündigten Vergeltungsmaßnahmen fortfahren und den Handelskrieg bis zum Ende ausfechten, nachdem die USA ihre Versprechen nicht eingehalten haben, schrieb am Montag die People's Daily der Kommunistischen Partei Chinas in einem Meinungsbeitrag. Die parteinahe Global Times formulierte, dass die USA „anfangen, China zu verlieren".

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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