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12:22 Uhr, 24.05.2017

China reagiert ungewöhnlich scharf auf Moody's Herabstufung

Die Ratingagentur Moody’s hat in einem viel beachteten Schritt die Kreditwürdigkeit der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft heruntergestuft. Die Reaktion aus Peking kam prompt. Die politische Führung wirkte eingeschnappt und düpiert.

New York/ Peking (Godmode-Trader.de) - Die Wirtschaftsdynamik Chinas hat zuletzt an Schwung verloren. Darauf deutet nicht nur das schwache Wachstum der Industrieproduktion im April hin. Auch die Einkaufsmanagerumfragen für das Verarbeitende Gewerbe deuten eine Abflachung der konjunkturellen Entwicklung an. Doch ein weniger starkes Wachstum ist es nicht allein, was Kreditwächter auf den Plan ruft. Die Ratingagentur Moody’s hat in einem viel beachteten Schritt soeben die Kreditwürdigkeit der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft heruntergestuft. Sorgen bereitet den Experten vielmehr, dass Chinas bisherige finanzielle Stärke in den kommenden Jahren leiden dürfte. Erwartet würden stark steigende Schulden bei zugleich abnehmenden Wachstumsraten.

Das Rating werde von 'Aa3' auf 'A1' zurückgenommen, teilte Moody's am frühen Mittwochmorgen mit. Bei der Schuldensituation im Land gebe es eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass diese in allen Wirtschaftszweigen deutlich ansteige, so die Analysten. Damit würden auch die Belastungen für den Staatshaushalt wachsen. Zudem sehen die Experten Zweifel an der Reformfähigkeit des Landes.

Die Reaktion aus Peking kam prompt und sie war scharf: Die Ratingagentur überschätze die Risiken der chinesischen Wirtschaft und wende eine ungeeignete Methodik an, hieß es in einer Mitteilung des Finanzministeriums. Moody’s unterschätze zudem die Fähigkeit Chinas, Wirtschaftsreformen auf der Angebotsseite durchzuführen und die Nachfrage anzukurbeln. Das Finanzministerium sehe keine nennenswerten Veränderungen in ihren Risikoeinschätzungen für die Schuldenlage in den Jahren 2018 bis 2020. Die Ratingagentur erwartet hingegen, dass die staatliche Schuldenquote bis Ende des Jahrzehnts graduell auf 45 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ansteigen werde. Damit läge die direkte Staatsverschuldung auf dem Niveau anderer Länder, die ähnlich wie China bewertet sind, so Moody's.

Die Entscheidung von Moody's kam mit Ansage. Die Agentur hatte bereits Anfang März den Ausblick für die Kreditwürdigkeit Chinas reduziert und somit eine Abstufung in Aussicht gestellt. Jetzt haben die Analysten den Ausblick von „negativ" wieder auf „stabil“ angehoben.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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