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11:12 Uhr, 06.01.2016

China: Ökonomie der zwei Geschwindigkeiten

Während die chinesische Industrie weiter an Boden verliert, bleibt der Dienstleistungssektor im Wachstumsmodus. Die Wirtschaft der Volksrepublik präsentiert sich damit weiterhin zweigeteilt.

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Peking (Godmode-Trader.de) - Die neuesten Konjunkturindikatoren aus China zeichnen nach wie vor das Bild eines Landes mit einer geteilten Wirtschaft. Der eine Bereich wächst, der andere hingegen ist so schwach ist wie seit langem nicht mehr: Mit 50,2 Punkten ist der Caixin-Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor im Dezember zwar um einen Punkt gegenüber dem Vormonat zurückgegangen. Doch unverändert notiert der Indikator im Wachstumsbereich über der Marke von 50 Punkten. Der Index basiert auf Befragungen unter anderem über Auftragseingang, Produktion und Beschäftigung und misst die aktuelle Stimmung in den Unternehmen. Die ist in Chinas Dienstleistungsgewerbe zwar schwächer geworden, aber noch immer vergleichsweise gut. Auch die Detailergebnisse zur Geschäfts- und zur Beschäftigungsentwicklung signalisieren weiteres Wachstum im Sektor und eine landesweit robuste Nachfrage nach Dienstleistungsprodukten.

Der weitere Konjunkturverlauf in China wird aber vor allem durch die Schwäche im Industriesektor belastet, den die Dienstleister insgesamt kaum ausgleichen können. Hier ist der Einkaufsmanagerindex laut Daten von Caixin, die Anfang dieser Woche veröffentlicht wurden, im Dezember auf 48,2 Punkte gefallen — der tiefste Stand seit Langem. Werte über 50 stehen für Wachstum, Werte darunter für Schrumpfen.

Aus diesem Grund erwarten Experten in den kommenden Monaten weitere geld- und fiskalpolitische Lockerungen. Dabei rechnet die Bank HSBC Trinkaus mit Senkungen des Eckzinses um weitere 0,5 Prozentpunkte sowie der Reservesätze um insgesamt 400 Prozentpunkte durch die People’s Bank of China (PBoC), sowie mit Steuererleichterungen und weiteren Maßnahmen zur Stabilisierung des Immobilienmarktes. Die Pekinger Währungshüter haben innerhalb eines Jahres bereits sechs Mal die Zinsen gesenkt, um der Bau- und Exportwirtschaft wieder auf die Sprünge zu helfen. Das Wachstumsziel der Regierung, das für das vergangene Jahr 7 Prozent und in 2016 noch über 6,5 Prozent beträgt, steht auch und gerade nach den jüngsten Zahlen dennoch immer stärker infrage.

Die chinesische Zentralbank hob den Referenzkurs für die heimische Währung Yuan am Mittwoch vor der Markteröffnung an. Ein Dollar kostet demnach 6,5314 Yuan. Das war 0,22 Prozent niedriger als zum Fixing am Dienstag und damit eine überraschend deutliche Abwertung.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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