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11:51 Uhr, 21.01.2019

China: Noch ist nicht aller Tage Abend

Der Handelskrieg mit den USA schwächt die chinesische Wirtschaft. Doch die Regierung stemmt sich gegen einen zu dramatischen Abfall.

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Peking (Godmode-Trader.de) - Chinas Wirtschaft erreichte im vergangenen Jahr ein Wachstum von 6,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Experten hatten mit einem Wachstum in dieser Größenordnung zwar gerechnet. Dennoch ist es die schwächste Rate seit 28 Jahren! Das Quartalswachstum fiel Ende 2018 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sogar auf nur noch 6,4 Prozent und damit ähnlich niedrig wie zuletzt 2009 nach Ausbruch der großen weltweiten Finanzkrise.

Auch die Aussichten bleiben trübe. Die Weltbank rechnet damit, dass das Wachstum unter 6,5 Prozent fallen wird. Wie stark die Marke unterschritten wird, hängt davon ab, ob der Handelskrieg mit den USA noch weiter eskaliert oder ein Kompromiss gefunden werden kann. „Der Handelskrieg macht sich derzeit vor allem in einer wachsenden Unsicherheit bemerkbar“, sagte der China-Experte, Max Zenglein, beim Institut Merics. Schwache Exporte und Zurückhaltung bei Investitionen wirkten sich auf das Wachstum aus.

Peking versucht aktuell verstärkt gegenzusteuern. Am aktivsten zeigt sich die Zentralbank, People’s Bank of China, die zu Jahresbeginn eine Senkung der Mindestreservesätze um einen Prozentpunkt ankündigte und damit fortsetzt, was sie schon im letzten Jahr begann, nämlich die Liquidität im Finanzsystem auszuweiten. Auch die Regierung greift zu Stimuli, die den Binnenkonsum ankurbeln sollen. Steuersenkungen für Unternehmen sind in der Diskussion.

Bei den Monatsdaten gab es einige positive Überraschungen. Das Wachstum der industriellen Wertschöpfung nahm im Dezember von 5,4 auf 5,7 Prozent zu Experten hatten einen geringeren Zuwachs erwartet. Der Anstieg erfolgte trotz schwächerer Auslandsnachfrage - das Wachstum der Industrieumsätze im Export ist im vergangenen Monat von 7,6 auf 4,1 Prozent zurückgegangen. Ein stärkerer Inlandskonsum scheint geholfen zu haben - das Wachstum der Einzelhandelsumsätze stieg überraschend von 8,1 auf 8,2 Prozent.

Die Investitionstätigkeit blieb jedoch verhalten. Die Anlageinvestitionen stiegen 2018 um nur noch 5,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr, nach 7,2 Prozent im Jahr 2017. Die Daten deuten auf eine Verlangsamung des monatlichen Wachstums von 7,7 Prozent im November auf 5,9 Prozent im vergangenen Monat hin. Dies wurde durch einen Rückgang der Immobilien- und Fertigungsinvestitionen verursacht, was die höheren Infrastrukturausgaben nicht komplett wettmachen konnten.

Zusammenfassend deuten die jüngsten Daten darauf hin, dass das Wirtschaftswachstum Ende 2018 schwach blieb, sich aber besser darstellt als von vielen Volkswirte befürchtet, auch dank einer politisch gewollten Erholung der Infrastrukturausgaben. „Angesichts des Gegenwinds durch die Abkühlung des globalen Wachstums und der verzögerten Auswirkungen des langsameren Kreditwachstums, die sich in den kommenden Monaten verstärken werden, dürfte sich die chinesische Wirtschaft jedoch weiter abschwächen, bevor sich das Wachstum in der zweiten Jahreshälfte aufgrund der erweiterten politischen Impulse stabilisiert“, prognostizieren die Analysten von Capital Economics.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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