Kommentar
15:05 Uhr, 09.06.2017

China kauft die Welt

China macht sich derzeit im Ausland breit wie kaum ein anderes Land. Inzwischen ist China der drittgrößte Gläubiger der Welt.

China sorgt immer wieder für Schlagzeilen. Seit der Wahl Trumps in den USA positioniert sich China als verlässlicher Partner für den Rest der Welt, der freien Handel befürwortet. Die Realität hat mit der Positionierung wenig zu tun. Chinas Grenzen sind nach wie vor ziemlich undurchlässig.

Das haben nun auch viele Länder in Europa bemerkt und kritisieren die Regierung in Peking. Dabei geht es nicht nur um Handel per se, sondern auch um Investitionen. Chinesische Firmen kaufen gerade Europa auf. Vor allem mittlere Unternehmen werden gerne übernommen. Es geht aber nicht nur um Übernahmen, sondern auch Investitionen, die als Ziel nicht unbedingt die Übernahme von Unternehmen haben.

Die Kaufwut hat vor allem in den letzten zwei Jahren zugenommen. Grafik 1 zeigt die Nettoportfolioinvestitionen Chinas. Portfolioinvestitionen sind kurz- bis mittelfristige Investitionen in Schuldpapiere und Aktien im Ausland. Es handelt sich um die Anlage von Geld und nicht um Investitionen mit der Absicht, Unternehmen zu übernehmen.

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Durch die Unruhe in der chinesischen Wirtschaft in den letzten beiden Jahren nahm die Kapitalflucht zu. Das zeigte sich vor allem durch die sinkenden Devisenreserven. Das Geld ist dabei aber nicht einfach verschwunden, sondern wurde im Ausland zum Teil investiert. Allein 2015 und 2016 flossen über 150 Mrd. Dollar in Finanzanlagen im Ausland.

Die Direktinvestitionen (Kauf von Unternehmen im Ausland) lagen in den beiden Jahren bei ca. 300 Mrd. Dollar. Die Portfolio- und Direktinvestitionen machen etwa die Hälfte des Rückgangs der Devisenreserven aus. China hat durch die Kapitalflucht aus dem eigenen Land (und auf der Kehrseite Investitionen im Ausland) in nie dagewesenen Tempo ausländische Assets erworben.

Die Portfolioinvestitionen machen inzwischen 1,4 Billionen Dollar aus (Grafik 2). In den USA sind davon ca. 130 Mrd. oder knapp 10 % investiert. Als einer der größten Gläubiger der USA ist das nicht weiter verwunderlich. Aber auch in Ländern, mit denen China ein Handelsbilanzdefizit hat (z.B. Deutschland), werden Assets gekauft. Derzeit hält China in Deutschland knapp 20 Mrd. an Assets für Anlagezwecke.

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Die Entwicklung ist ganz natürlich. Dadurch, dass China einen hohen Handelsbilanzüberschuss hat, ist es ganz automatisch Kreditgeber für die Welt. China – ebenso wie Deutschland – produziert mehr als es selbst verbraucht. Der Überschuss der Produktion wird exportiert. Im Gegenzug dazu gibt es Länder wie die USA, die mehr verbrauchen als sie selbst herstellen. Das zeigt sich dann im Handelsbilanzdefizit.

Die USA sind wegen ihrer Defizite Schuldner. Überschussländer wie Deutschland und China sind die Gläubiger. Sie leihen den USA quasi Ressourcen, um das Defizit zu finanzieren und die Überschussproduktion kaufen zu können. Global sind Japan und Deutschland die größten Gläubiger der Welt (Grafik 3). China holt allerdings rasch auf. China hat der Welt inzwischen fast 2 Billionen Dollar geliehen.

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Auf der anderen Seite des Spektrums stehen die USA, die mit mehr als 8 Billionen im Ausland verschuldet sind. China ist nach Japan der zweitgrößte Gläubiger der USA. Aktuell schießt Trump vor allem gegen Deutschland. Ob Deutschland ein so viel schlechterer Gläubiger als China ist? Ich bezweifle es.

Deutschlands Auslands- und Portfolioinvestitionen sind ziemlich unspektakulär. Es gibt dahinter keinen Plan. China hingegen verfolgt knallharte Eigeninteressen. Wenn die USA gegenüber Überschüssen und Investitionen anderer Länder Bedenken haben sollten, dann wohl gegenüber chinesischen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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