Nicht nur Powell ist "too late"
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Meine Erinnerung mag mir einen Streich spielen, doch die Häufigkeit, mit der Investmentbanken ihre Kursziele für den S&P 500 anpassen, erscheint in diesem Jahr außergewöhnlich. Es begann bereits damit, dass Banken Ende 2024 ihre Kursziele anpassten. Traditionell beginnen Investmentbanken im November damit, ihre Kursziele für das Folgejahr herauszugeben.
Bis Jahresende wurden die Kursziele bei einigen das erste Mal angepasst. Werden Kursziele noch vor Beginn des neuen Jahres angepasst, verheißt das nichts Gutes. In den ersten Monaten des neuen Jahres war der Markt robust. Vereinzelt gab es wieder Anpassungen. Nennenswerte Revisionen gab es mit den Zöllen rund um den Liberation Day. Sahen einige Kursziele von 7.000 Punkten angebracht, waren es plötzlich 1.000 oder mehr Punkte weniger.
Der Crash wurde gekauft. So schnell wie der Crash kam, war er vergessen. Das hat viele Banken dazu bewegt, ihre Kursziele wieder nach oben anzupassen. In den meisten Fällen liegen die neuen Kursziele unter dem ursprünglichen Ziel. Man kann also nicht sagen, dass Banken wieder zum Ausgangspunkt zurückkehren (Grafik 1).
Das durchschnittliche Kursziel lag zu Jahresbeginn bei gut 6.500 Punkten. Zwischenzeitlich fiel es auf 5.900 Punkte und erreichte zuletzt wieder 6.112 Punkte. Das entspricht knapp dem bisherigen Allzeithoch des S&P 500.
Zum einen ist es verständlich, dass Kursziele angepasst werden, wenn sich etwas Fundamentales verändert. Der Liberation Day war ein solches Ereignis. Die Kursziele wurden allerdings nach dem Crash angepasst. Jetzt ist die Rally erschöpft und die höheren Kursziele werden nach den Fakten (nach der Rally) angepasst.
Kursziele sollen die Zukunft abbilden und nicht die Vergangenheit. Die Kursziele scheinen so zu entstehen, wie unerfahrene Anleger agieren: Hoch kaufen, tief verkaufen. Es ist wie eine Wettervorhersage, die nur das Wetter der letzten Tage prognostiziert. Das macht wenig Sinn und ist nicht sonderlich hilfreich.
Möglicherweise liegt es an der Verhaltensweise, Kursziele nach einer Bewegung anzupassen, dass die Abweichung zum Kursziel zum Jahresende besonders groß ist. Seit 2019 sind die Abweichungen ungewöhnlich stark. Schließt der Markt über der Konsensprognose, tut er dies im Durchschnitt mit einer positiven Abweichung von 20 %. Das würde nach jetzigem Stand einem S&P 500 Punktestand von mehr als 7.200 Punkten entsprechen. Schließt der Markt unterhalb der Konsensprognose, liegt die Abweichung bei ca. -10 % (Grafik 2). Ein Indexstand von weniger als 5.500 Punkten wäre zu erwarten.
Persönlich bleibe ich bei meiner Einschätzung, dass die wirtschaftliche Realität den Markt einholen wird. Anleger wie Investmentbanken handeln derzeit nicht vorausschauend, sondern auf Basis dessen, was war. Es würde mich nicht überraschen, wenn der S&P 500 nochmals Richtung 5.500 Punkte fällt.
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