China - Jetzt helfen nur noch neue Konjunkturspritzen
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Peking (Godmode-Trader.de) - Das Wachstum der chinesischen Wirtschaft dürfte sich in diesem Quartal nochmals abschwächen. Darauf deutet eine Reihe enttäuschender Konjunkturdaten hin.
Nach einem starken Rückgang im April schwächte sich das Wachstum der industriellen Wertschöpfung im Mai von 5,4 auf 5,0 Prozent weiter ab. Die Bloomberg-Konsensschätzung lag bei 5,4 Prozent. Auch der Industrieproduktionsindex, der sich an den Produktionsmengen der Schlüsselprodukte orientiert, sank von 4,0 auf 3,2 Prozent.
Die Anlageinvestitionen (in Sachanlagen wie Maschinen) stiegen in den ersten fünf Monaten des Jahres um 5,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Hier hatten Analysten einen Anstieg um 6,1 Prozent erwartet. Auf Monatsbasis bedeutet dies, dass das Investitionswachstum von 5,7 Prozent im April auf 4,3 Prozent im Mai und damit auf ein Neunmonatstief zurückging. Dabei wurde eine Belebung der Investitionen im Verarbeitenden Gewerbe durch niedrigere Infrastrukturinvestitionen aufgezehrt. Letzteres könnte ein Zeichen dafür sein, dass die lokalen Regierungen ihre Ausgaben zurückfahren, nachdem sie zu Beginn des Jahres Kredite aufgenommen hatten. Das Wachstum der Immobilieninvestitionen zeigte sich derweil weitgehend stabil.
Positiv zu konstatieren ist, dass sich das Wachstum der Einzelhandelsumsätze nach einem Jahrestief im April im vergangenen Monat wieder erholte. Das nominale Umsatzwachstum stieg von 7,2 auf 8,6 Prozent und lag damit über den Flüsterschätzungen von Bloomberg von 8,1 Prozent. Der höhere Anstieg war nicht nur die Folge einer stärkeren Inflation. Das Wachstum der Einzelhandelsumsätze erholte sich auch in realer, also preisbereinigter Rechnung.
Insgesamt deutet die Schwäche der Konjunkturdaten von Mai und April darauf hin, dass sich das Wirtschaftswachstum in diesem Quartal verlangsamen und die Rufe nach zusätzlichen Stimuli lauter werden dürften. Die Pekinger Führung hat gestern aber bereits neue Impulse signalisiert. Vize-Ministerpräsident Liu He hat die Regulierungsbehörden zur Unterstützung der Wirtschaft ermahnt. Man habe eine Reihe von Instrumenten dafür, sagte Liu.
Laut den Analysten von Capital Economics deuten die Kommentare von Vizepremier Liu He darauf hin ,dass sehr bald mehr neue geldpolitische Lockerungen zu erwarten sind, höchstwahrscheinlich in Form von Senkungen der kurzfristigen Zinssätze, möglicherweise auch mit fiskalpolitischen Maßnahmen. „Wenn dies der Fall ist, sollte sich das Wachstum unserer Meinung nach in der zweiten Jahreshälfte stabilisieren. Da das Ausmaß der Impulse jedoch aufgrund von Bedenken hinsichtlich der Finanzstabilität voraussichtlich geringer ausfallen wird als in früheren Abschwungphasen, gehen wir nicht von einer starken Erholung aus“, kommentierte Analystin Franziska Palmas.
Die USA und China streiten seit Monaten über den Handel und überziehen einander mit Strafzöllen. US-Präsident Donald Trump wollte sich zuletzt nicht festlegen, wann er seine jüngsten Zolldrohung gegen China umsetzen will. Da die Stimmung bei Verbrauchern und Unternehmen mit zunehmender Eskalation des Handelskrieges voraussichtlich weiter nachlassen wird, wird die Volksrepublik nicht um neue Konjunkturspritzen herumkommen, um das Wachstum zu stützen.
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