China: Bereinigung im Immobilien- und Finanzmarkt geht weiter

Globaler Überblick: Klammert man die chinesischen Aktien aus, dann legten die Aktien in den Emerging Markets 2023 in US-Dollar um mehr als 20 % zu (China eingeschlossen: leicht mehr als plus 10 %). Die entwickelten Aktienmärkte lagen noch um ca. 3 bis 5 % darüber. Besonders stark präsentierten sich zum Jahresausklang erneut die lateinamerikanischen Aktienmärkte, die auch für das Gesamtjahr die Spitzenregion waren.

In Summe scheint eine anhaltende überdurchschnittliche Wertentwicklung der Emerging-Markets-Aktienmärkte damit in näherer Zukunft nicht allzu wahrscheinlich zu sein. Gleichwohl könnten sie im Einklang mit einem etwaigen positiven globalen Aktientrend trotzdem kräftig zulegen, so wie sie das auch im vergangenen Jahr taten.

China: Die Aktienmärkte gaben gegen den globalen Trend im Dezember 2023 weiter nach und starteten auch sehr schlecht ins neue Jahr. Die Bereinigung im Immobilien- und Finanzsystem geht weiter. So hat der Vermögensverwalter Zhongzhi Enterprise Group (ZEG), der sich stark im Immobilienmarkt engagiert hat, Insolvenz angemeldet. Eine völlige Bereinigung in diesem Sektor ist aber noch weit weg. Derweil versetzt auch ein lediglich moderater Stimulus durch Notenbank und Regierung Investor:innen nicht in Kauflaune. China droht eine Kombination aus recht schwachem Wachstum und deflationärer Spirale.

Indien: Die Aktienmärkte befanden sich zum Jahresausklang weiter in Feierlaune. Vor allem die Aussichten auf politische Kontinuität nach den Parlamentswahlen 2024 und auf ein fortgesetzt starkes Wirtschaftswachstum wirkten beflügelnd. Im Ranking der Volkswirtschaften liegt Indien bereits auf Platz 5 – und legt man die deutlich sinnvollere Berechnung nach Kaufkraftparitäten zugrunde und nicht das bloße Umrechnen in US-Dollar, dann hat Indien sogar bereits Platz 3 inne.

Brasilien: Der Aktienmarkt schließt ein starkes Jahr mit einem weiteren Anstieg ab. Die lang erwartete Steuerreform wurde nun endlich Wirklichkeit. Sie soll Produktivität und Wirtschaftswachstum erhöhen. Die komplette Etablierung der neuen Steuern ist aber erst für 2033 vorgesehen – und die vollständige Umstellung der Besteuerungsbasis wird sich sogar bis 2079 hinziehen. Und die jüngsten Konjunkturdaten lagen meist unter den Erwartungen.

Russland: Fast alle westlichen Analysten hatten für 2023 ein Schrumpfen der russischen Wirtschaft vorhergesagt. Doch die Wirtschaft wuchs 2023 stärker als der globale Durchschnitt. Viele rätseln nun, ob und wie lange diese Robustheit anhalten kann. 2024 dürfte sich das Wachstum spürbar abschwächen.

Türkei: Die Notenbank steht vor dem Ende ihrer drastischen Zinsanhebungen. Der Mindestlohn wird auch kräftig angehoben, allerdings unterhalb der Teuerungsrate. Das angespannte Verhältnis zu Griechenland scheint sich unterdessen spürbar zu verbessern.

CE3 (Polen, Tschechien, Ungarn): Polen hat eine neue Regierung, Die innenpolitische Stimmung in Polen ist aber polarisiert und angespannt, einige Beobachter:innen sehen das Land in der größten innenpolitischen Krise seit den 1980ern. Die EU-Kommission gab derweil 5,5 Milliarden Euro an EU-Fördergeldern frei. Es ist zu erwarten, dass recht zügig weitere Tranchen eines insgesamt 65 Millionen Euro großen Paketes freigegeben werden. In Tschechien bleibt die Inflation noch hoch, sie sollte aber recht bald wieder dort sein, wo sie vor drei Jahren lag. Die Popularität der Regierung ist so niedrig wie nie. Was Ungarn angeht, so gibt die EU 10,2 Milliarden Euro und damit rund die Hälfte der eingefrorenen Fördergelder frei. Die EU-Kommission sprach in diesem Zusammenhang von entsprechenden Fortschritten Ungarns bei der Wiederherstellung von Rechtsstaatlichkeit.