Fundamentale Nachricht
17:29 Uhr, 31.05.2022

China: Aktien so niedrig bewertet wie zuletzt 2015

Relativ zu Aktien der entwickelten Märkte sind chinesische Aktien laut Kapitalmarktbericht zu den globalen Emerging Markets (emreport) von Raiffeisen Capital Management aktuell so niedrig bewertet wie zuletzt 2015.

Globaler Überblick: Das Szenario einer anhaltenden Straffung der Geldpolitik selbst in einen Konjunkturabschwung hinein wird zunehmend realistischer. Wobei ein schrittweiser Entzug von Liquidität zusätzlich belastet. Gleichwohl könnte in den kommenden Wochen eine kräftigere Gegenbewegung sowohl bei Aktien als auch Anleihen einsetzen, speziell wenn die Inflationsraten sich abschwächen sollten.

Falls dies auch mit einer Korrektur beim bis zuletzt sehr starken US-Dollars einhergeht, könnte eine mögliche Erholung an den Schwellenländer-Aktienmärkten sogar überdurchschnittlich ausfallen.

China
: In starkem Kontrast zur Straffung der geldpolitischen Zügel nahezu überall auf der Welt steht China, wo die Notenbank Zinsen senkte und zusätzliche Liquidität für die Banken freimachte. Und auch von der Fiskalseite kommt jetzt stärkerer Stimulus. Dieser wird wohl vorwiegend über Infrastrukturprojekte erfolgen. Chinas Aktienmärkte haben sich zuletzt stabilisiert und legten gegen den globalen Trend seit dem letzten emreport zu. Relativ zu Aktien der entwickelten Märkte sind chinesische Aktien aktuell so niedrig bewertet wie zuletzt 2015.

Indien: Die Wirtschaft wuchs im 4. Quartal 2021 mit 7,3 % zwar auf den ersten Blick sehr robust. Der Wert lag aber erheblich unter Analystenerwartungen. Insgesamt sieht es nach einer recht breiten Abschwächung in vielen Bereichen aus. Zugleich nahm auch die Inflationsdynamik stärker als erwartet zu. Indien verhängte zudem vorerst einen Exportstopp für Weizen. Sollte dieser von Indien - weltweit zweitgrößter Weizenproduzent - aufrecht erhalten werden, könnte dies sogar gravierender für die globale Versorgung sein als die drohenden Ausfälle in der Ukraine.

Brasilien: Die Wirtschaftsdaten zeigten zuletzt deutlich nach oben. Dies gilt allerdings auch für die Inflation. Anfang Mai erhöhte die Zentralbank den Leitzins SELIC auf 12,75 % und stellte weitere Zinsschritte in Aussicht. Damit wurde der Leitzins binnen 15 Monaten um mehr als 10 Prozentpunkte angehoben, einer der aggressivsten Zinsanhebungszyklen weltweit.

Russland: Die Wirtschaft hält sich insgesamt erheblich besser, als es die Allermeisten unter diesen Umständen erwartet hätten. Der Rubel ist zuletzt förmlich explodiert und auf ein Mehrjahreshoch geklettert. Insgesamt steht die Wirtschaft allerdings unter erheblichem Druck und die Frage ist nicht, ob sie in die Rezession rutscht, sondern wie tief und wie lange diese ausfallen wird. Gleichzeitig steigt die Inflation kräftig an, ohne dass die Notenbank viel dagegen tun könnte. Die Zentralbank erwartet für 2022 eine Teuerung von 18 bis 23 %, die 2023 auf 5 bis 7 % sinken und 2024 dann wieder den Zielwert von 4 % erreichen soll. Russische Aktien legten derweil gegen den globalen Trend zu, seit Ende April um rund 5 % in Rubel und um sagenhafte 32 % in US-Dollar.

Türkei: Die Inflation hat inzwischen die 70-Prozent-Marke erreicht. Eine unabhängige Gruppe von Wirtschaftswissenschaftern sieht den tatsächlichen Wert mehr als doppelt so hoch. Nach Einschätzung ausländischer Analysten dürfte das reale Wirtschaftswachstum 2022 sehr viel niedriger ausfallen als im Vorjahr und von rund 11 % auf 2 bis 3 % zurückgehen.

CE3 (Polen, Tschechien, Ungarn): In den CE3-Staaten nimmt die Inflationsdynamik noch immer zu und die Teuerungsraten fielen zuletzt überall etwas höher aus als erwartet. Derweil rücken Polen und die Ukraine eng zusammen. Polens Präsident erklärte, es gebe „keine Grenzen mehr zwischen den beiden Ländern“. Möglicherweise könnte dies eine Vorstufe sein zu einer wie auch immer gearteten polnischen Militärpräsenz in Teilen der Ukraine, aber das ist derzeit noch reine Spekulation.

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