Kommentar
08:47 Uhr, 12.10.2016

Britisches Pfund: Heißbegehrt bei Zentralbanken!

Das britische Pfund kollabiert zwar gerade, doch das tut seiner Beliebtheit keinen Abbruch. Notenbanken kaufen Pfund als ob es bald keine mehr gäbe.

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Während für Händler das Pfund nur zu einem taugt (leerverkaufen), entdecken Zentralbanken rund um den Globus ihre Zuneigung zum Pfund wieder. Grafik 1 zeigt, wie hoch der Anteil des Pfunds an den gesamten Währungsreserven ist. Nachdem die britische Währung nach der Finanzkrise deutlich an Beliebtheit verlor, gewinnt sie seit Anfang 2015 wieder deutlich hinzu.


Innerhalb eines guten Jahres haben Notenbanken den Anteil des Pfunds von 2 % auf 3,2 % hinaufgeschraubt. Das ist ein beachtlicher Anstieg. In Dollar ausgedrückt betrug der Anstieg 120 Mrd.

Notenbanken rund um die Welt scheinen sich nach mehr Diversifikation umzusehen. Die Gewinner dieser Diversifikation sind das Pfund und der Yen. Auch der Yen-Anteil der Reserven stieg um einen Prozentpunkt an. Dies geschah nun gerade in der Zeit, in der die Zinsen in Japan auf Rekordtiefs sanken.

Die Diversifikation der Notenbanken könnte dazu beigetragen haben, dass es überhaupt erst zu den rekordtiefen Zinsen kam. Einen Großteil der Reserven halten Notenbanken in Form von Staatsanleihen. Notenbanken haben durch ihre Yen-Käufe mehr Anleihen gekauft als die japanische Regierung an neuen Schulden aufgenommen hat. Beim Pfund überstiegen die Käufe die Schuldenausgabe um ein Vielfaches.

Obwohl sowohl Yen als auch Pfund von ihren Notenbanken nach unten geprügelt werden und die Zinsen sehr niedrig sind, haben sich andere Zentralbanken daran nicht gestört. Ganz verübeln kann man es ihnen nicht. Irgendwo müssen die Reserven ja hin. Grafik 2 zeigt die Entwicklung der Reserven. Sie steigen seit mehreren Quartalen so rasch wie lange nicht.

Zu dem massiven Wachstum der Reserven trägt die Geldpolitik bei. Heimische Notenbanken drucken lokale Währung im Überfluss und kaufen heimische Assets. Soweit, so gut, doch dabei bleibt es für gewöhnlich nicht. Einige Notenbanken, allen voran die Schweizer Notenbank und die Notenbanken einiger nordischer Länder, drucken Geld, um auf dem Devisenmarkt zu intervenieren und ihre Währungen zu schwächen. Dadurch werden relativ schnell horrende Summen an Reserven angehäuft.

Auch die USA tragen zum starken Wachstum der Reserven bei. Durch ein historisch hohes Leistungsbilanzdefizit exportieren die USA Dollar in Unmengen in die Welt. Ein Großteil dieses Geldes landet bei den Notenbanken und wird wieder angelegt, nicht nur in Dollar, sondern auch in anderen Währungen. Man will ja diversifizieren.
Die Diversifikation sieht dabei in entwickelten und Entwicklungsländern unterschiedlich aus. Grafik 3 zeigt die Aufteilung der Reserven nach Dollar, Euro und anderen Währungen. Entwicklungsländer halten lediglich 42 % ihrer Reserven in Dollar. Der Euro macht 12,4 % aus. Vergleicht man dies mit den Industrieländern, dann sind Entwicklungsländer in Dollar und Euro untergewichtet. Industrieländer halten 57,5 % ihrer Reserven in Dollar und 19,4 % in Euro.

Diese Aufteilung zeigt, dass immer noch ein großer Graben zwischen Entwicklungs- und Industrieländern besteht. Dieser Graben zeigt sich anhand des Mitspracherechts in Organisationen wie dem Internationalen Währungsfonds und der Weltbank. Diese haben einen positiven Bias gegenüber den Industrieländern. Entwicklungsländer bemängeln das schon lange.

Der Bias hört hier nicht auf. Die Aufteilung der Reserven der Entwicklungsländer ist eine andere als die der Industrieländer. Die Aufteilung der Reserven der Entwicklungsländer spiegelt die Bedürfnisse wider und es sind andere als die der entwickelten Länder. Organisationen wie der IWF nehmen darauf immer noch wenig rücksicht.

Wie dem auch sei, die Reserven stiegen zuletzt massiv an und Notenbanken versuchen diese Rücklagen breiter zu streuen. Eine offizielle Erklärung gibt es dafür nicht, allerdings gibt es zwei Faktoren, die man kaum übersehen kann: die massiven Interventionen der Notenbanken und die Angst vor einer Rückabwicklung der Globalisierung.

Reserven werden angelegt und gebraucht, um den Handel aufrecht erhalten zu können. Sie werden aber auch gebraucht, falls im Inland „etwas schiefläuft.“ Dazu kann eine ungewollte und starke Abwertung der Währung zählen. Je höher die Reserven eines Landes sind, desto eher kann eine Notenbank gegensteuern. Die Höhe der Reserven kann sogar ungewollte Bewegungen von vornherein verhindern. Wenn klar ist, dass die Notenbank massenweise Reserven hält, ist eine übermäßige Spekulation gegen eine Währung fast zwecklos. Reserven können also eine gewisse vorbeugende Signalwirkung haben.

Clemens Schmale

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1 Kommentar

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  • shark
    shark

    Von einem Einbruch kann nicht die Rede sein beim Britischen Pfund schrieben sie noch vor kurzem-beim 31-Jahrestief zum USD .-zur alllgemeinen Verwunderung

    Heute heisst es , das Britische Pfund kollabiert zwar gerade ...................

    12:59 Uhr, 12.10. 2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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