BRIC-Gipfel in Südafrika
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Trotz einer Reihe von Schwierigkeiten kann der Wunsch der BRIC-Staaten, sich von den USA und dem US-Dollar abzukoppeln, ein starker Motivator sein, interne Differenzen zu überwinden. Erste Schritte, sich unabhängiger zu machen, wurden schon gesetzt, vor allem durch die Gründung von Finanzinstitutionen, die als Gegengewicht zu Weltbank und Weltwährungsfonds dienen sollen. Es ist also durchaus möglich, dass sich die BRIC-Staaten in den nächsten Jahren zu einem wichtigen Faktor für Politik, Wirtschaft und Kapitalmärkte entwickeln werden. Um den US-Dollar als globaler Leitwährung den Rang abzulaufen, wären noch weitere Liberalisierungsschritte bezüglich der Öffnung des lokalen Kapitalmarkts und der Kapitalbilanz, d.h. freier Zugang zum lokalen Geld- und Anleihenmarkt, sowie volle Währungskonvertibilität sowohl in China, als auch in Indien erforderlich. Es gibt zwar längerfristige Absichtserklärungen, diesbezüglich aber keine konkreten Pläne.
Für Anleger:innen ist von diesen Staaten besonders Indien interessant, da es derzeit die Wachstumslokomotive unter den BRICS ist und neben einer stabilen Konsumnachfrage von der Ansiedelung internationaler Unternehmen profitiert, die aufgrund der politischen Spannungen zwischen den USA und China eine Produktionsstätte in Indien eröffnen. Dank wichtiger Strukturreformen in den vergangenen Jahren konnten das Wirtschaftswachstum und die Unternehmensgewinne zuletzt positiv überraschen. Mit einem Kursgewinnverhältnis von 26 gehört die indische Börse zwar zu den teureren Aktienmärkten in den Emerging Markets, bietet mittel- bis langfristig aber weiterhin interessante Chancen.
Brasilien ist reich an natürlichen Ressourcen und exportiert eine beträchtliche Menge an Rohstoffen wie Erdöl, landwirtschaftlichen Produkte und Mineralien und profitiert dabei von der starken Nachfrage aus China und Indien. Aufgrund der hohen Staatsverschuldung und laufenden Haushaltsdefiziten ist der Staat auf diese Einnahmen angewiesen. Der Aktienmarkt gehört mit einem Kursgewinnverhältnis von 6,5 bewertungsmäßig zu den günstigsten Aktienmärkten in den Schwellenländern und würde sehr stark von einem globalen Wirtschaftsaufschwung profitieren. Mit deutlichen Zinsanhebungen auf über 13 % konnte die brasilianische Notenbank die Inflation unter Kontrolle bringen, wodurch Ende Juli eine erste Zinssenkung möglich wurde. Das aktuelle Renditeniveau brasilianischer Staatsanleihen und die Aussicht auf weitere Zinssenkungen, gemeinsam mit einer positiven Einschätzung des brasilianischen Reals macht den brasilianischen Rentenmarkt zu einem der attraktivsten im EM-Kontext.
In China läuft es hingegen derzeit wirtschaftlich nicht ganz rund. Neben dem angespannten Verhältnis zu den USA und damit einhergehenden Importrestriktionen für bestimmte Produkte im Hightech Bereich steht derzeit auch der Immobilienmarkt unter Druck. Die Hoffnungen auf eine deutliche Erholung der Wirtschaft nach Ende der Coronabeschränkungen hat sich nicht erfüllt und das Wirtschaftswachstum lag zuletzt unter den Analystenerwartungen. Der chinesische Aktienmarkt gehört mit einem Kursgewinnverhältnis von 10,6 zu den günstigeren Märkten innerhalb der Schwellenländer. Chinesische Anleiherenditen liegen aufgrund der deflationären Tendenzen und der Zinssenkungen mit etwa 2.6% p.a. unter dem Niveau von US Renditen und sind daher für internationale Anleger auch aufgrund der geringen Aufwertungsphantasie des CNY wenig interessant.
Für eine Kehrtwende an der Börse wären positive Nachrichten beim Wachstum und den Unternehmensgewinnen hilfreich. Gastgeber Südafrika kämpft wiederum mit einer seit Jahren anhaltenden Stromknappheit, die das Wirtschaftswachstum bremst und den Währungsausblick trotz hoher nomineller Zinsen trübt.
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