Börsianer halten dem Dax die Treue

In den Zentralbanken fliegen ordentlich die Fetzen: Bei der US-Notenbank werben die einen für weitere quantitative Lockerungsrunden, während die anderen ihre Wirksamkeit offen anzweifeln. Aber auch in der Europäischen Zentralbank (EZB) ist nicht alles eitel Sonnenschein, obgleich sie sich im Moment in einer vergleichsweise komfortablen Situation wiederfindet. Schließlich erspart ihr der starke Euro erst einmal die Zinserhöhungen. Heftig diskutiert wird aber auch hier über den Umgang mit den außergewöhnlichen Maßnahmen. Axel Weber, Bundesbank-Chef, forderte noch in der letzten Woche einen sofortigen Stopp der Anleihekäufe, erhielt dafür aber einen saftigen Rüffel seitens des EZB-Chefs Jean-Claude Trichet. Zwischen den einzelnen Staaten - Stichwort: Währungsstreit - scheinen sich die Fronten im Vorfeld des G20-Treffens am Freitag jedoch ein wenig aufzuweichen. Der US-Finanzminister etwa gab sich versöhnlich und betonte, dass die USA nicht die Absicht hätten, den Dollar zu schwächen. Umgekehrt signalisierten die chinesischen Notenbanker mit ihrer überraschenden Zinserhöhung, dass sie den globalen Ungleichgewichten entgegenwirken wollen.

Dennoch sind die meisten Börsianer felsenfest überzeugt: Die US-Zentralbank wird in großem Stil noch einmal Anleihen ankaufen und die Märkte mit Liquidität überfluten, was auch den Aktienbörsen in aller Welt zugutekommen sollte. Ablesen lässt sich das schon seit Wochen an unserer Umfrage in Zusammenarbeit mit der Börse Frankfurt. Die mittelfristig orientierten Anleger, bleiben auch heute bullish, obwohl drei Prozent der Panelteilnehmer sich erst einmal für Gewinnmitnahmen entschieden haben. 60 Prozent der Akteure halten dem DAX die Treue und setzen auf Anschlussgewinne nach seinem Ausbruch aus der langatmigen Konsolidierung. Unser Bull/Bear-Index notiert daher nur einen Hauch unterhalb seines Jahreshöchststandes. Auch die internationale Investorengemeinde teilt die Ansicht der hiesigen Vermögensverwalter: Laut der jüngsten Umfrage von Bank of America/Merrill Lynch - sie ist längerfristiger ausgelegt als unsere Erhebung - haben die Fondsmanager weltweit ihre Aktienmarktengagements erhöht, besonders in den Schwellenländern. Wenn Dividendentitel aus Industrieländern, dann bevorzugt aus der Eurozone, so der Tenor.

Sogar manchem Bullen war die jüngste DAX-Rallye nicht ganz geheuer . zaghafte Gewinnmitnahmen waren die Folge. Die Bären hat die Stärke des deutschen Blue-Chips-Barometers indes in hellen Aufruhr versetzt. Natürlich, die Pessimisten suchen händeringend nach Argumenten, warum der DAX fallen muss. Weitere Lockerungsmaßnahmen von Fed und Co. wären längst eingepreist, heißt es da. Oder man verweist auf überkaufte technische Indikatoren oder die überraschende Zinserhöhung in China. Dass die geldpolitische Straffung auch ein Zeichen der Stärke der chinesischen Wirtschaft ist, wird geflissentlich ignoriert. Noch sind die Bären standhaft, klettert der DAX jedoch, würden ihre zwangsweisen Käufe deutsche Aktien zusätzlich stützen. Allerdings: Die Skeptiker sind eindeutig in der Minderheit. Das Gros wartet hingegen im Bullenlager auf weiter steigende Kurse. Stocken sie ihre Engagements nicht auf und bleiben auch die langfristigen Akteure untätig, wird der DAX-Rallye schon bald die Puste ausgehen.

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