Blick zurück und nach vorne
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Nach dem miserablen Kapitalmarktjahr 2022 durfte mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für 2023 mit einer gewissen positiven Gegenreaktion sowohl am Aktien- als auch am Rentenmarkt gerechnet werden. Allerdings waren die Rahmenbedingungen für eine Markterholung im ersten Halbjahr mit weiter steigenden Zinsen infolge der Inflationsbekämpfung, einer erhöhten Rezessionsgefahr und den geopolitischen Konfliktherden nicht gerade einfach.
Während Anleihen aufgrund des höheren Renditeniveaus schon zu Jahresbeginn als durchaus attraktiv galten, aber aufgrund der unverändert restriktiven Politik der Notenbanken bislang nur leichte Kursgewinne aufweisen können, überraschte der nicht eben günstig bewertete Aktienmarkt einmal mehr bemerkenswert positiv. Der immer sichtbarer werdende Megatrend „Artificial Intelligence“ (AI) und die damit verbundenen Wachstumsimpulse, insbesondere in der Technologiebranche waren letztlich wohl hauptverantwortlich für die deutlich positive Aktienentwicklung.
Darüber hinaus hat sich die globale Wirtschaft dank der abgemilderten Energiekrise in Europa und eines weltweit relativ guten Konsumklimas basierend auf robusten Arbeitsmärkten und dem expansiven Dienstleistungssektor deutlich besser gehalten als angenommen. Auch die Gewinnausweise der Unternehmen haben in Relation zu den niedrigen Erwartungen bislang positiv überrascht, zumal die inflationsbedingten Kostensteigerungen vielfach weitergegeben und die Margen auf vergleichsweise hohem Niveau gehalten werden konnten.
Die Stimmung für „risky assets“ war lange Zeit schlecht und daher die Positionierungen zurückhaltend, was sich einmal mehr als Kontrasignal herausgestellt hat. Und technisch hat sich der im Oktober 2022 begonnene Aufwärtstrend unter Schwankungen aber letztlich doch stetig und seit Mitte März sogar beschleunigt fortgesetzt. Wir gehen davon aus, dass sich das positive Momentum kurzfristig noch fortsetzen kann und Aktien davon profitieren werden. Sollten sich in den nächsten Monaten die Anzeichen für eine Rezession jedoch weiter verdichten, werden wieder Anleihen interessanter.
Risikoprämien von Staatsanleihen teilweise moderat gesunken
Die Renditen von Staatsanleihen entwickelten sich zuletzt weiter seitwärts. Die Risikoprämien von Euro-Staatsanleihen, insbesondere von italienischen und spanischen Papieren, sind moderat gesunken. Wir erachten die aktuellen Renditen von Euro- Staatsanleihen als attraktiv und bevorzugen v.a. italienische. Aber auch US-Staatsanleihen erachten wir als interessant. In Summe rechnen wir mit einer Risk-Off-Phase an den Unternehmensanleihe-Märkten, wovon Staatsanleihen relativ profitieren sollten.
Unternehmensanleihen: Abkühlung der wirtschaftlichen Dynamik
An den Unternehmensanleihe-Märkten bewegen sich die Risikoprämien für Investmentgrade-Anleihen in Euro weiterhin seitwärts und finden nach wie vor keinen eindeutigen Trend. Vor allem in der Eurozone überraschten die Konjunkturdaten im Juni auffallend negativ, während das Risikosentiment sowie die Risikoprämien diese deutliche fundamentale Schwäche kaum diskontieren.
Emerging Markets: Schwache Konjunkturdaten aus China
Emerging-Markets-Hartwährungs-Anleihen behaupteten sich vergleichsweise gut. Allerdings beobachten wir vor allem aus China sehr schwache Konjunkturdaten und ein Verpuffen der dortigen Stimulus-Maßnahmen.
Entwickelte Aktienmärkte weiterhin sehr fest
Die internationalen Aktienmärkte präsentierten sich zuletzt weiter sehr fest. Die Schwäche im verarbeitenden Bereich hält weiter an und zuletzt präsentierte sich auch der Dienstleistungsbereich schwächer. Die Positionierung der Investoren wurde in den letzten Monaten zunehmend offensiver und damit fällt ein Unterstützungsfaktor der letzten Monate weg.
Schwellenländer-Aktienmärkte: weiterhin positive Bewertungssituation
Auch bei den Aktienmärkten der Schwellenländer sind dieses Jahr Technologieaktien die Gewinner - und das mit großem Abstand. Die relative Performance gegenüber entwickelten Aktienmärkten kann das aber nicht retten, der Abwärtstrend ist weiterhin voll intakt. Die Bewertungssituation stellt sich nach wie vor recht positiv dar, ist aber wohl der niedrigen Wachstumsdynamik geschuldet. Aktien aus Lateinamerika sind teilweise günstig bewertet.
Rohstoffmärkte mit schwacher Preisentwicklung
Im letzten Monat präsentierte sich – in einem Umfeld von steigendend Renditen – vor allem der Edelmetallbereich schwächer. Die erneute Förderkürzung beim Öl konnte die Energiepreise noch nicht nachhaltig unterstützen. Im Bereich der Industriemetalle belasten die schwachen Daten aus dem verarbeitenden Bereich. Auch die Hoffnung auf eine stärkere Erholung der chinesischen Wirtschaft hält sich in Grenzen.