Blaupause für die EU bei TTIP? Mexiko blickt auf 22 Jahre Freihandel mit den USA zurück
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Hannover/ Mexiko Stadt (Godmode-Trader.de) - Die Europäische Union verhandelt seit fast drei Jahren mit den USA über eine Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP). Mit rund 800 Millionen Verbrauchern würde so der weltgrößte Wirtschaftsraum entstehen. Auf einer Podiumsdiskussion auf der Hannover Messe hat Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) die USA heftig kritisiert. „Bislang gibt's Dynamik nur in Reden. Ich würde gerne erst mal sehen, dass es Fortschritte in der Praxis gibt; die Amerikaner sind einer Öffnung ihrer Märkte gegenüber so abwehrend, dass sich die Frage stellt: wozu machen wir den ganzen Bohei?“ Seit Monaten gebe es keine neue Position, monierte Gabriel. Zudem existiere nun mit dem kanadischen Ceta-Abkommen eine neue Situation. „Wir haben jetzt Ceta, das ist natürlich eine Messlatte", sagte er. Die US-Partner wollten in den Verhandlungen nicht unter diese Standards gehen.
Ein Freihandelsabkommen mit den USA — darauf blicken die Mexikaner mit einer Erfahrung von über 20 Jahren. Das 1994 mit den USA und Kanada vereinbarte Nordamerikanischen Freihandelsabkommen (Nafta) sollte Beschäftigung, Wohlstand und sozialen Frieden bringen. Doch die Bilanz ist ernüchternd: Heute lebt fast die Hälfte aller MexikanerInnen in Armut, die Gewalt hat zugenommen. Mexikos Wirtschaft wuchs mit durchschnittlich 1,3 Prozent pro Jahr wesentlich langsamer als die Brasiliens oder Chiles. Auch seien zu wenige Arbeitsplätze entstanden, so Kritiker. Befürworter verweisen dagegen auf Erfolgszahlen: Der Handel zwischen den drei Staaten habe sich auf ein jährliches Volumen von einer Billion US-Dollar verdreifacht, informiert das Wirtschaftsministerium laut TAZ.
Neuerdings ist die mexikanische Konjunktur auf einen soliden Wachstumspfad eingeschwenkt, mit einem zu erwartenden BIP-Plus im laufenden Jahr um 2,5 Prozent. Sowohl der Konsum- und auch der Produktionssektor zeigen aufstrebende Tendenz. Das Land hat mit dem gesunkenen Ölpreis zu kämpfen, schließlich machen die Öleinnahmen einen erheblichen Teil der gesamten Einkünfte für den Staat aus. Jüngst hat die Ratingagentur Moody’s angesichts der Schwierigkeiten bei der halbstaatlichen Mineralölgesellschaft Pemex die Aussichten für das Land auf negativ herabgestuft. Die Entscheidung der Nationalbank Banxico, einen großen Teil des Zentralbankgewinns an den Finanzminister zu überweisen, wurde von den Kreditwächtern dagegen positiv aufgenommen.
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