Kommentar
09:47 Uhr, 05.05.2021

Bitcoin: Wie bewertet man die Kryptowährung und wie weit kann sie im besten Fall steigen?

Der gesamte Kryptomarkt ist inzwischen so viel wert wie Apple, Bitcoin allein ist mehr wert als Facebook. Das muss natürlich nicht das Ende der Fahnenstange sein. Wie viel ist im besten Fall denkbar?

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Ob Privatanleger oder Investmentbanken, viele wissen nicht, wie sie den Kryptomarkt und insbesondere Bitcoin bewerten sollen. Es fehlt an Bewertungskriterien. Unternehmen schreiben Umsatz und Gewinn. Das kann man bewerten. Metalle haben einen industriellen Nutzen. Auch daraus lässt sich ein Wert berechnen. Bei vielen Kryptos ist das anders. Weder erwirtschaften sie Gewinne, noch haben alle einen tatsächlichen Nutzen. Der Versuch, herkömmliche Bewertungsmaßstäbe anzusetzen, ist relativ zwecklos. Wie will man etwas Neues mit Bewertungskriterien beurteilen, die für etwas ganz anderes gemacht wurden? Dieses Problem wird von immer mehr Banken und Investoren gelöst, indem sie den Kryptomarkt nicht mehr mit herkömmlichen Maßstäben zu bewerten versuchen. Stattdessen sehen sie z.B. Bitcoin einfach nur als Asset, ähnlich zu Gold. Der Wert bestimmt sich allein aufgrund der Investitionsnachfrage und des Angebots. Der Versuch, den Wert mit so etwas wie einem industriellen oder gesellschaftlichen Nutzen zu berechnen, wird aufgegeben. Wenn man Bitcoin analog zu Gold betrachtet, wie viel kann es dann wert sein?

Der Wert bestimmt sich letztendlich anhand der Investmentnachfrage. Anleger investieren in unterschiedliche Assets. Das Vermögen teilt sich in Aktien, Anleihen, Rohstoffe, Währungen und eben Kryptos auf.

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Das Vermögen, das angelegt werden will, ist begrenzt. Bitcoin werden daher nicht ins Unendliche steigen. Im Vergleich zu Gold ist die Marktkapitalisierung mit ca. einer Billion Dollar noch überschaubar (Grafik 1). Unterstellt man, dass die Investmentnachfrage nach Bitcoin langfristig der von Gold entspricht, kann der Kurs noch deutlich steigen.


Nun gibt es nicht nur Bitcoin. Bitcoin macht derzeit etwa die Hälfte des Marktes aus. Mit einer Gesamtmarktkapitalisierung von ca. 2,2 Billionen liegt der Kryptomarkt bei 20 % vom Goldmarkt. Für eine neue Anlageklasse ist das beachtlich. Es lässt aber Raum nach oben.

Im Vergleich zum Aktienmarkt ist die Marktkapitalisierung von allen Kryptowährungen bescheiden (Grafik 2). Unternehmen erwirtschaften nun aber Umsatz und Gewinn. Wirklich vergleichbar sind die Anlageklassen also nicht.


Bisweilen wird versucht den Marktwert zu bestimmen, indem man Kryptos mit traditionellen Währungen wie Euro oder Dollar vergleicht. Das Transaktionsvolumen des gesamten Kryptomarktes ist im Vergleich zum Dollar oder Euro gering (Grafik 3).

Das Problem bei der Betrachtung ist mehr oder minder offensichtlich. Transaktionen in vielen Kryptos sind teuer, ineffizient und langsam. Die Nachfrage nach Bitcoin wird nie die vom US-Dollar erreichen. Dazu mangelt es zumindest mittelfristig an Stabilität und einem zugrundeliegenden Wert und dem Nutzen als Transaktionsmittel. Bei Währungen ist der zugrundeliegende Wert letztlich die Volkswirtschaft.

Am ehesten lassen sich viele Kryptos mit Gold vergleichen. Das ist natürlich eine Vereinfachung. Einige haben Anwendungen und damit Nutzen und eine Bewertung ist grundsätzlich möglich. Für viele gilt das nicht, derzeit auch Bitcoin. Die Kernfrage ist also: Wie viel Prozent des Vermögens wird langfristig in Bitcoin angelegt?

Gold ist da ein guter Maßstab. Die Investmentnachfrage nach Gold deckt ungefähr die Hälfte der Gesamtnachfrage ab und entspricht ca. 5,5 Billionen Dollar. Die Marktkapitalisierung müsste sich also nach einmal mindestens verdoppeln. Konzentriert sich die Investmentnachfrage auf Bitcoin, ist eine Verdreifachung oder Vervierfachung des Kurses langfristig denkbar.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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