Kommentar
15:20 Uhr, 18.01.2021

Bitcoin: Professionelle Anleger werfen das Handtuch

Bitcoin hat nicht nur Freunde. Professionelle Anleger wetten mit großer Freude auf fallende Kurse. Nun werfen sie langsam das Handtuch.

Erwähnte Instrumente

  • Bitcoin BTC/USD
    ISIN: XC000A2YY636Kopiert
    Kursstand: 36.869,00000 $ (Bitfinex) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen
  • Bitcoin BTC/USD - WKN: A2YY63 - ISIN: XC000A2YY636 - Kurs: 36.869,00000 $ (Bitfinex)

Ende 2017 schaffte es Bitcoin an die Terminmärkte. Die CBOE (Chicago Board Options Exchange) begann, Bitcoin-Futures anzubieten. Die CME (Chicago Mercantile Exchange) folgte wenige Monate später. Die Futures der CME gibt es immer noch, die der CBOE nicht mehr. Das Open Interest an der CBOE nahm schnell ab und stieg bei der CME. Zu geringes Volumen lohnt sich nicht. Heute gibt es nur noch die CME Futures. Die Zahl der gehandelten Kontrakte hat kontinuierlich zugenommen. Die Entwicklung folgt dabei dem Preis. Je höher Bitcoin steigt, desto mehr wird gehandelt. Zumindest galt das seit Anfang 2019 bis Herbst 2020. Seither tendiert das Volumen nach unten. Das hat gute Gründe. Der Terminmarkt wird vor allem dazu genutzt Bitcoin zu shorten, also auf fallende Preise zu spekulieren.

Das Open Interest wird von den Shortpositionen bestimmt (Grafik 2). Noch immer folgt das Volumen der Shortpositionen dem Preis. Steigt der Bitcoin Preis, steigt auch die Anzahl der Shortpositionen. Bis Herbst 2020 kam es dabei zu immer neuen Rekorden. Zuletzt war das nicht mehr der Fall. Die Anzahl an Kontrakten auf der Shortseite steigt nicht auf immer neue Rekorde.


Es scheint, als hätten professionelle Anleger das Handtuch geworfen. Kleinanleger dürften die Futures kaum handeln. Ein CME-Kontrakt entspricht derzeit 5 Bitcoin. Für die meisten Privatanleger dürfte das zu viel sein. Man kann davon ausgehen, dass auf dem Terminmarkt vor allem professionelle Anleger handeln und diese bleiben ihrer Linie von immer größeren Shortpositionen nicht mehr treu.

Das ist eine ganz entscheidende Erkenntnis. Bisher lautete das Mantra: Bitcoin wird auf null fallen, es ist nur eine Frage der Zeit. Shortpositionen machen daher Sinn. Diese Überzeugung bröckelt nun nach und nach. Es deutet den lang erwarteten Wandel in der Einstellung von Großanlegern an.

Anstatt Bitcoin und andere Kryptos nur als Shortkandidaten zu sehen, steigt das Interesse an Longpositionen. Das zeigt auch eine Auswertung von Coin Metrics. Die Anzahl an Bitcoin Adressen, die mehr als 1.000 Bitcoin halten, nimmt stetig zu. Das ist ein Unterschied zu 2017/18 als Bitcoin rasant stieg und dann implodierte. Großanleger verkauften in die Rallye. Dieses Mal kaufen sie.

Hinter den Kulissen findet ein Wandel statt. Es sind nicht mehr nur spekulativ eingestellte Kleinanleger die euphorisch sind und den Preis treiben. Stattdessen sind es immer mehr Investoren, die an die Zukunft von Bitcoin glauben. Langfristig ist das positiv. Kurzfristig ist es kritisch, wenn Shortseller das Handtuch werfen.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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